Ihr Album „Shameless“ machte die 2011 gegründete dänische Band SIAMESE über die Grenzen ihres Heimatlandes, insbesondere in Japan und Großbritannien, bekannt. Mit dem neuen Album „Super Human“ wollen sie ihre Mischung aus R’n’B und Metalcore weiter ausbauen. Die Musiker setzen vor allem auf charakteristische Refrains, als Hauptinspiration diente die Pop- und R’n’B-Musik, die zwischen 1998 und 2005 veröffentlicht wurde. Damit wird man so manchem „Keep It True“-Metaller vor den Kopf stoßen, aber sicher auch neue Hörer hinzugewinnen. Die Band hat die Produktion selbst übernommen, das Mastering kommt von Chris Kreutzfeldt (Cabal, Ghost Iris, MØL).
So überrascht der Opener „B.A.N.A.N.A.S“ nicht nur mit einer stimmigen Mischung, energiegeladenen Riffs und kraftvollen Vocals, sondern auch mit einem Teil des Gwen-Stefani-Songs „Hollaback Girl“ im Refrain, der mit Gangshouts präsentiert wird und der Grundausrichtung bzw. Inspiration von SIAMESE mehr als nur gerecht wird. Unterschwellig lassen die Dänen wiederholt auflockernde und zugleich interessante Elemente in ihren modernen Metalcore einfließen.
So sind es präsente Streicher („Ocean Bed“) oder elektronische Einwürfe im Trance-Stil („Animals“), die die Musik intensivieren, aber nie deplatziert wirken. Über allem stehen aber ideenreiches Riffing, kraftvolles Drumming und der zwar meistens cleane Gesang (mit Ausnahme einiger punktuell gesetzter Screams), die SIAMESEs Songs trotz Pop- und R’n’B-Einflüssen so stimmig und mitreißend machen. Die Band erinnert stellenweise an Linkin Park zu „Minutes To Midnight“-Zeiten oder Fall Out Boy in ihrer Anfangsphase, was nicht die schlechtesten Referenzen sind.
SIAMESE sind eine spannende Band, die auf typische Metal-Konventionen pfeift und dabei nie affektiert wirkt. Gerade deshalb, aber auch aufgrund ihrer Power und Qualität, wissen die neun Songs zu überzeugen. Alle Titel verbindet eine positive Atmosphäre und sie können fast durchgängig ohrwurmverdächtige Refrains vorweisen. Freunde modernen Metals werden, nein sie müssen SIAMESE für „Super Human“ eigentlich feiern. Abstriche gibt es leider für die nur rund 30 Minuten Laufzeit. Angesichts der Klasse der dänischen Musiker hätten es hier gut und gerne drei bis vier Songs mehr sein dürfen. Mut zahlt sich eben doch manchmal aus.
Wertung: 8 / 10