Review Shining – X – Varg Utan Flock

  • Label: Season Of Mist
  • Veröffentlicht: 2018
  • Spielart: Black Metal

Es gibt im Black Metal diverse Bands, bei denen man das Gefühl hat, so langsam wäre alles gesagt. Und dann gibt es noch SHINING. Seit nunmehr 22 Jahren treibt Niklas Kvarforth in der Szene sein Unwesen – ohne von seinem Weg abzuweichen, ohne sich beeinflussen zu lassen und ohne sich darum zu kümmern, was andere von ihm denken. Nun veröffentlicht der einsame Wolf („Varg Utan Flock“) sein nunmehr zehntes Studioalbum – und wagt damit erstmals seit langem einen Schritt zurück.

Wer nämlich schon beim Blick auf das Schwarzweißfoto, das das Album ziert, an den 2007er-Klassiker „V – Halmstad“ denken muss, dem gibt gleich der Opener recht: Näher als das „Svart Ostoppbar Eld“ betitelte Stück kam dem düsteren Meisterwerk in den letzten zehn Jahren kein SHINING-Song mehr. Und das in allen Belangen: Angefangen bei den vorangestellten, gesprochenen Worten, über die Riffs, den Gitarren- und Bass-Sound sowie den unverwechselbaren Einsatz der Akustikgitarre bis hin zur aus alledem resultierenden, bedrückend-düsteren Atmosphäre, die die letzten, mitunter eher filigran arrangierten Alben nicht gar so weit ausgereizt hatten.

Obwohl „X – Varg Utan Flock“ auch im weiteren Verlauf merklich härter und einen Tick weniger vielseitig ausfällt als beispielsweise VII: Född Förlorare, lässt das Werk die musikalische Rafinesse, die SHINING seit vielen Jahren zu weit mehr als einer gewöhnlichen Black-Metal-Band macht, nicht missen: Sei es das schleppende, so geniale wie simple Mainriff von „Gyllene Portarnas Bro“, der einzigartige, verwegen-verträumte Gesang im folgenden Cleanpart, oder das virtuose Solo-Gitarrenspiel von Kvarforths langjährigem Zuarbeiter Peter Huss („Jag Är Din Fiende“) – SHINING spielen auch 2018 in ihrer eigenen Liga. Und für alle, die alles das noch nicht von der Einzigartigkeit dieser Band überzeugt, hauen SHINING (als Bonustrack der limitierten Edition) noch ein Cover von Placebos „ In The Cold Light Of Morning“ raus.

Vor allem das Wechselspiel zwischen aggressiv und melancholisch, das kaum ein Komponist im Black Metal so gut beherrsch wie Kvarforth, kommt auf „X – Varg Utan Flock“ dank der tiefschwarzen Grundstimmung voll zur Geltung: Vom finster-sinistren „Han Som Lurar Inom“ leitet der Schwede mit dem schwermütigen Klavier-Intermezzo „Tolvtusenfyrtioett“ (einer Interpretation von Frédéric Chopin’s „Nocturne Op. 15 No. 3 in G Minor) zum mit 9:33 Minuten gefühlt leider etwas zu langen Finale „Mot Aokigahara“ über: Erst nach gut einem Drittel der Songlänge bekommt die Akustik-Gitarre hier eine verträumte Zerr-Gitarre zur Seite gestellt, ehe SHINING schließlich fast auf die Sekunde genau mit dem Beginn des letzten Song-Drittels noch einmal so unvermittelt wie erbarmungslos, leider jedoch etwas vorhersehbar, mit voller Wucht drauflospreschen.

Während andere Szene-Größen wie Satyricon, Taake oder Dark Funeral mit ihren neuesten Werken zuletzt allesamt enttäuschten, gelingt es SHINING mit Album Nummer zehn nicht nur, das gewohnt hohe Niveau zu halten, sondern einmal mehr zu überraschen: War IX – Everyone, Everything, Everywhere, Ends vor allem seiner Verspieltheit, seiner Vielschichtigkeit wegen grandios, markiert „Varg Utan Flock“ unüberhörbar die Rückkehr zum Düsteren „V – Halmstad“-Stil. Zwar vermag es dieses Jahrhundertwerk aufgrund eines leichten Spannungsabfalls in der zweiten Albumhälfte nicht in den Schatten zu stellen, alle Fans dieses Klassikers können dennoch beruhigt zugreifen.

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Wertung: 8.5 / 10

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3 Kommentare zu “Shining – X – Varg Utan Flock

  1. warum wurd der vom label eigentlich nicht fallengelassen ?
    oder waren die vorwürfe nach dem konzert in portland :
    1. Drugging a person’s drink
    2. Groping women
    3. Threatening to stab people
    4. Threatening an audience member with rape
    5. Slapping an audience member
    6. Using racist and homophobic slurs during their set
    7. Seig heiling
    haltlos ?

    naja – hauptsache mucke ist toll.

    1. Meinste nicht, dass Season of Mist nicht von vorneherein wussten, wen sie sich da an Bord geholt haben? Der Kerl benimmt sich doch seit 15 Jahren überall daneben wo es geht.

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