Das Cover von "Postcards From The End Of The World" von Shining Black

Review Shining Black – Postcards From The End Of The World

  • Label: Frontiers
  • Veröffentlicht: 2022
  • Spielart: Heavy Metal

Durch seine Arbeit mit dem Gitarrenvirtuosen Yngwie Malmsteen wurde Mark Boals zu einem der gefragtesten Sänger im neoklassischen Melodic Metal und stand seither u. a. bei Bands wie Iron Mask am Mikro. Für SHINING BLACK hat sich der Mann scheinbar erneut mit einem skandinavischen Gitarristen zusammengetan, denn sein neuester Axtmann hört auf den Namen Olaf Thörsen. Klingt nach einer himmlischen Verbindung und ist es vielleicht auch, gründet aber auf einer Lüge: Olaf Thörsen heißt eigentlich Carlo Andrea Magnani und stammt aus dem schönen Viareggio in Italien. Seine Referenzen sind deshalb aber nicht weniger beeindruckend, denn Senior Magnani spielt seit knapp 30 Jahren bei Bands wie Labyrinth und Vision Divine. Mit „Postcards From The End Of The World“ erscheint nun das zweite Album der beiden Musiker.

Natürlich ist SHINING BLACK eines der berüchtigten Vorstandsetagen-Projekte von Frontiers Music – wem das anhand der Paarung von U.S.-amerikanischer Legende mit italienischem Gitarrenwunder noch nicht klar geworden ist, der wird vielleicht davon überzeugt, dass auch der Rest der Positionen kurzerhand aus dem Fundus der üblichen Frontiers-Söldner – in diesem Fall auch aus der Besetzung von Labyrinth – aufgefüllt wurde. Sonderlich spannend ist „Postcards From The End Of The World“ daher leider nicht, denn hier gibt es ähnlich austauschbaren Melodic Metal nach der gewohnten Rezeptur des Labels aus Neapel wie auch bei The Ferrymen, Sunstorm oder Resurrection Kings.

Dabei sind die Ansätze gar nicht verkehrt: SHINING BLACK spielen breitwandigen Melodic Metal nach dem Vorbild der 80er, verpackt in eine absolut professionelle Produktion und gespielt von Musikern auf Weltklasse-Niveau. Riffs, Hooks und Leadgitarren in Nummern wie dem Titeltrack, „Higher Than The World“ oder auch „Summer Solstice Under Delphi’s Sky“ haben alles, was man sich wünschen könnte und in knackigen Songs wie „We Are Death Angels“ oder „Mirror Of Time“ wird es sogar richtig heavy. Und doch: Am Ende fehlt „Postcards From The End Of The World“ die Seele, sowohl die großen Arrangements als auch die brauchbaren, aber ultimativ banalen Texte laufen am Hörer vorbei ins Leere.

Aber warum ist das so? Warum überzeugen die eingangs genannten Formationen mit Mark Boals am Mikro, nicht aber SHINING BLACK, wenn die Bauteile hier doch ähnlich hochwertig sind? Weil bei Ring Of Fire oder Iron Mask Leute die Songs schreiben, die tatsächlich etwas ausdrücken wollen und nicht solcherlei Musik wie am Fließband komponieren – heute für Mark Boals, morgen vielleicht für Joe Lynn Turner und nächste Woche für Ronnie Romero. Bei all seiner technischen Qualität kann „Postcards From The End Of The World“ nicht kaschieren, dass es sich bei der Platte um eine leidenschaftslose Auftragsarbeit handelt – ein Melodic-Metal-Album nach Zahlen, das keine echte Emotion, ja nicht einmal die Freude am Musikmachen vermittelt.

„Postcards From The End Of The World“ ist ein typisches Frontiers-Album: Große Namen singen die Songs anderer Leute und das Ganze wurde in eine brillante Hochglanz-Produktion verpackt. Auf dem Papier werden von SHINING BLACK alle Häkchen an der richtigen Stelle gesetzt, aber es fehlt die Magie einer organisch gewachsenen Band und somit bleiben alle Emotionen außen vor. Mark Boals singt auch hier fantastisch und die Performance der übrigen Musiker ist über jeden Zweifel erhaben, nur bleibt das Resultat steril. Höchstens knallharte Fans des Sängers und absolute Genre-Puristen sollten hier ein Ohr riskieren. Schade, weil formal eine spannende Sache.

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Wertung: 5 / 10

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