Vor allem Progressive Rock-Anhängern ist der deutsche Multiinstrumentalist Henning Pauly durch Projekte wie Frameshift, zusammen mit James LaBrie (Dream Theater) und Sebastian Bach (Skid Row) oder Konzeptwerke wie „Babysteps“ (u.a. mit Michael Sadler von Saga) ein Begriff.
Pauly ist vielseitig, das hat er bereits zu Genüge unter Beweis gestellt. Wenn es ein Äquivalent zu Arjen Anthony Lucassen (Ayreon) in Deutschland gibt, ist es sicher der gebürtige Hesse. Hinter seinem neuesten Projekt, SHADOW’S MIGNON, versteckt sich ein waschechtes Heavy Metal-Album, das sich am Stil des klassischen Achtziger-Sounds orientiert. Die Idee kam Pauly, als er eines Tages ein paar alten Metal-Aufnahmen im Auto hörte. Er wollte versuchen, in diesem Stil zu schreiben.
Das Ergebnis hört auf den Titel „Midnight Sky Masquerade“ und ist nur halb ernst zu nehmen. Zwar werden die 13 Songs auf der Platte jedem True- und Heavy Metal-Fan das Herz höher schlagen lassen, dennoch stand bei den Aufnahmen der Spaß klar im Vordergrund. In den Texten wird jedes nur Mögliche Klischee aufgegriffen und auf die Spitze getrieben. Die Lyrics finden sich übrigens nicht im Booklet, aber dafür hat Pauly eine gute Erklärung: „Falls Ihr wirklich fälschlicherweise der Meinung seid, dass Ihr die Texte lesen müsst, um dieses musikalische Meisterwerk in vollen Zügen zu genießen, biete ich Euch die Möglichkeit ein, mir eine E-Mail zu schreiben, dann schicke ich Euch einen Link zu den Texten online. Seid gewarnt: Wissen um die Texte könnte – nein, wird definitiv, ganz gewiss – darin gipfeln, dass Ihr weniger Spaß an diesem Album und an den Alben vieler Eurer Metal-Lieblingsbands habt, von denen wir Ideen ausgeliehen haben…“
Auch bei den Songtiteln und der Musik dahinter hat sich Pauly nah an den Originalen gehalten. Und so ertönt beispielsweise in „A Slave To Metal“ ein waschechtes Manowar-Riff mit typischen Manowar-Vocallines, während „A Beast Abandoned“ klar Iron Maiden als Vorbild hatte. Mit „Goodnight Boston“ und vorallem „I Will Never Ever Stop“ gibt es auch wunderbare 80er-Jahre-Balladen. Den Zehnminüter „Kingdom Of The Battle Gods“, eine pompös aufgeblasene Halbballade, konnte er es sich trotzdem nicht verkneifen.
Gitarre, Bass und Schlagzeug spielt der umtriebige Musiker dabei höchstselbst, die Keyboards übernimmt Stephan Kernbach von der deutschen Progmetal-Combo Transmission, deren Sänger Juan Roos sich auch für den Gesang auf „Midnight Sky Masquerade“ verantwortlich zeichnet. Seine an sich sehr ordentliche Performance ist aber auch der einzige leichte Kritikpunkt an der Scheibe. Er eignet sich nicht so gut für diesen Musikstil, der sich bekanntlich durch extrem hohes Gekreische und sehr rauen, tiefen Gesang auszeichnet. Beides versucht er auch, doch er kommt nicht in die entsprechenden Tonhöhen und singt nicht dreckig genug, um den Spirit der Achtziger zu hundert Prozent wiederzubeleben.
Das Fantasy-Artwork passt hervorragend zur Musik und die Produktion ist zwar etwas undifferenziert und dumpf, aber das macht bei dieser Art von Musik gar nichts aus.
Insgesamt ein unterhaltsames Werk, dass Genrefreunden viel Spaß bereiten dürfte und vorallem von der vor dem musikalischen Hintergrund des Initiators originellen Idee lebt.
In diesem Sinne, noch eine geniale Textzeile des Albums zum Abschluss: „Flamelike fire – tonight we kill!“
Keine Wertung