Ist es wirklich eine Pein oder gar Folter „Dronestown“ anzuhören? SHADOW OF THE TORTURER startete im Jahr 2006 als Nebenprojekt von Mikey Brown. Verschrieben hat man sich Doom Metal mit Einflüssen aus Sludge, Death Metal und Drone. Auf ihrer Facebook-Seite redet die Band von einem Do-It-Yourself-Prinzip, was prinzipiell zu begrüßen ist. Nach „Marching Into Chaos“ aus dem Jahr 2013 wird also jetzt der zweite Longplayer präsentiert.
Auffällig ist hierbei, dass sich lediglich drei Songs auf dem Release befinden. Diese erstrecken sich aber über knappe 56 Minuten Spielzeit. Damit kann „Dronestown“ durchaus als Album betrachtet werden. Das Release erzählt Geschichten rund um das Jonestown-Massaker im Jahr 1978. „Afterlife/Cities Of The Damned“ ist hierbei mit „nur“ rund 17 Minuten der kürzeste Song. Alle drei Stücke können einen Doppeltitel ihr Eigen nennen. Das ist zwar für die Musik nicht relevant, aber dennoch durch die Ausgefallenheit eine Randnotiz wert. Doch was kann der musikalische Inhalt von „Dronestown“ bieten?
In erster Linie eine wirklich düster-diabolische Atmosphäre, die ich in diesem Ausmaß im Jahr 2014 noch nicht zu hören bekommen habe. Die Gitarren sind tief gestimmt, der Rhythmus schleppend – wobei das fast eine flotte Beschreibung für die Musik von SHADOW OF THE TORTURER darstellt. Zur Untermalung der Düsternis werden Drone- und Ambient-Elemente in die metallischen Soundgebilde eingewoben. Der Gesang von Frontmann Mikey bewegt sich irgendwo zwischen gesprochenen Einlagen, jammerndem Wimmern und bösartigem Keifen. Die Drums und Gitarren treten bei Gesangsteilen oft stark in den Hintergrund und entfalten dafür ihre Kraft in den Instrumentalparts umso mehr, denn hier dürfen sie auch mal im Vordergrund agieren. Nach diesem Prinzip ist die gesamte Scheibe aufgebaut, wodurch die Langeweile schnell Einzug halten kann. Wenn man die Musik hört und dazu das Artwork betrachtet, passt das irgendwie nicht zusammen. Verbuchen wir das aber mal unter künstlerischer Freiheit und wahrscheinlich so gewollt. Dass man sich dann von einer PR-Agentur promoten lässt, passt auch nicht zum hochgesprochenen „Do It Yourself – Or Die!“.
Glücklicherweise agieren SHADOW OF THE TORTURER auf ihrem zweiten Werk zu vielen Teilen im instrumentalen Gewand, denn genau dort liegt unweigerlich ihre Stärke. Oder anders gesagt: Immer, wenn Frontmann Mikey seine Stimme erhebt, werden die Schwächen von „Dronestown“ unverblümt offenbart. Es drängt sich der Eindruck auf, dass diese Band doch mehr als One-Man-Show dienen soll, die aufgrund mangelnder Fähigkeiten eben nicht im Alleingang durchgefüht werden konnte. Die Musikerfraktion rettet dieses Album auf ein solides Mittelmaß, wenn man sich auf die vertrackten Kompositionen einlassen kann. Vielleicht sollte man es in Zukunft einfach instrumental probieren. Erfolgreiche Beispiele gibt es dafür genug.
Wertung: 5 / 10