Review Shadow Of Intent – Melancholy

Videospiele, insbesondere Ego-Shooter, werden oft durch das Vorurteil belastet, Gewalt zu fördern und die Spieler zu desensibilisieren. Zwar könne man die Symphonic-Deathcore-Truppe SHADOW OF INTENT als musikgewordene Brutalität bezeichnen, im Gegensatz zur gängigen Stigmatisierung beweist die vom Shooter „Halo“ inspirierte Band jedoch, dass sich das Zocken auch in Kreativität und Produktivität ummünzen lässt. Denn mit „Melancholy“ veröffentlichen die Amerikaner um Sänger Ben Duerr und Currents-Gitarrist Chris Wiseman bereits ihr drittes Album, mit welchem sie an die Erfolge der Vorgänger nahtlos anknüpfen wollen.

Wen der Bombast aus symphonischem Metal und Deathcore bereits überzeugen konnte, der wird auch mit „Melancholy“ riesigen Spaß haben. Anzusiedeln zwischen The Black Dahlia Murder, Fleshgod Apocalypse und Septicflesh bieten die fünf Jungs ein Spektakel aus technisch anspruchsvollen Riffs, Blast-Beat- und Double-Bass-Salven sowie einer unheilvollen orchestralen Untermalung. Gepaart mit Ben Duerrs Stimmvielfalt, die von Growls direkt aus der Hölle über unheimliche Flüsterparts bis zu quälenden High-Screams reicht, ergibt sich eine äußerst explosive Mischung, die sowohl Modern-Metal- wie auch Old-School-Death-Fans überzeugen dürfte.

Was „Melancholy“ von seinen Vorgängern „Reclaimer“ und „Primordial“ unterscheidet, ist dabei die etwas straightere Vorgehensweise. Die Band kommt mit ihren Songs schneller auf den Punkt, gestaltet diese leichter zugänglich und verbinden die bereits bekannten Elemente mit mehr Ohrwurmpotential. Dazu tragen auch Chris Wisemans vermehrt eingesetzte, krächzende Clean-Vocals bei. Songs wie „Gravesinger“, „Dirge Of The Void“ sowie das überragende „Chthonic Odyssey“ können sich durch diese Ergänzung vollständig entfalten. An Härte verlieren SHADOW OF INTENT dadurch keineswegs. Songs wie „Barren And Breathless Macrocosm“, auf dem The-Black-Dahlia-Murder-Sänger Trevor Strnad aushelfen darf, oder „Underneath A Sullen Moon“ prügeln auf den Hörer ein, als wären sie Teil eines MMA-Cage-Fights.

Die womöglich interessantesten Songs sind jedoch „Oudenophobia“ und „Embracing Nocturnal Damnation“. Ersterer beinhaltet fast schon balladeske Züge und sticht mit seiner ruhigen, von Piano-Klängen inspirierten Melodie heraus. Im Gegensatz dazu stehen Ben Duerrs Vocals sowie die Saitenfraktion, die mit ihren Riffs auch vor einer ruhigeren Instrumentierung keinen Halt macht. „Embracing Nocturnal Damnation“ überrascht hingegen mit seinem starken Black-Metal-Einfluss, der in einigen Phasen an die Norweger Dimmu Borgir erinnert. Jeder, dem diese Vielzahl an Elementen bereits den Schweiß auf die Stirn treibt, schaltet lieber rechtzeitig ab. Denn mit dem zehnminütigen Instrumental „The Dreaded Mystic Abyss“ findet sich alles in einem einzelnen Stück wieder. SHADOW OF INTENT demonstrieren dabei ihre musikalischen wie auch songwriterischen Fähigkeiten und bereiten dem Hörer mit ihrer Spielfreude ein breites Grinsen im Gesicht. Mit „Malediction“ schütteln die Amerikaner zum Grand Finale nochmal ein Ass aus dem Ärmel: Der Rausschmeißer beginnt energisch und schnell, wird mit der Zeit melodischer und entlässt den Hörer mit Chören und dem eingängigsten Riff der Platte zurück in die Realität.

SHADOW OF INTENT liefern mit „Melancholy“ ein Album voller Bombast, Vielfalt und Spielfreude. Läuft diese Mischung oft Gefahr, überladen zu klingen, schafft es die Band, mit clever eingesetzten Soli und Breakdowns das Opus aufzulockern und mit ruhigen Momenten dem Hörer Verschnaufpausen zu verschaffen. Das dritte Album der Deathcore-Hoffnung ist dabei trotz aller Einflüsse leichter zugänglich als die Vorgänger. Genreoffene Metaller werden ihre schiere Freude mit „Melancholy“ haben und SHADOW OF INTENT werden noch stärker als zuvor an die Tür zur internationalen Bühne klopfen. Dass sich diese auch öffnet, sei der DIY-Band von ganzem Herzen gegönnt.

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Wertung: 9 / 10

Publiziert am von Silas Dietrich

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