SEVENTH ist eine italienische Post-Metal-Gruppe, die mit „The Herald“ ihr ambitioniertes Debütalbum unters Volk bringt. Assoziationen mit Alcest sollte man jedoch ganz schnell aus den Gedanken verbannen, denn mit den weitgehend sanft musizierenden Franzosen haben SEVENTH bis auf die Genre-Kategorisierung nur wenig gemeinsam. Die Italiener gehen nämlich musikalisch härtere und experimentellere Wege und kreieren dabei eine gänzlich andersartige Atmosphäre. Aber anders ist ja bekanntlich nicht automatisch gleich schlecht.
Der Opener „The Apostate“ macht gleich mal reinen Tisch: harte, groovende Gitarren, aggressives Drumming und heisere, leicht an Gojira erinnernde Screams zeigen SEVENTH zuerst von ihrer Sludge-Seite, später wird der Härtegrad zugunsten von düsteren, post-rockigen Clean-Gitarren zurückgeschraubt. Schnell erkennt man, dass es sich bei „The Herald“ um ein Konzeptalbum handelt. Die Songtitel, die Texte und der musikalische Spannungsbogen sprechen im Zusammenspiel eine deutliche Sprache, es geht um die Suche eines Menschen nach Freiheit fernab gesellschaftlicher und religiöser Konventionen. Genauso interessant wie das textliche Konzept ist auch die instrumentale Untermalung: SEVENTH schaffen es mit den bereits genannten Stilmitteln sowie seltsamen Samples („The Tower“), eine eigenwillige Atmosphäre zu erschaffen.
So klingt „The Desert“ beispielsweise tatsächlich nach einer beschwerlichen Reise durch die Wüste, obwohl auf orientalische Klänge verzichtet wurde. Die Musik, die eigentlich nie über Midtempo hinausschnellt, wird viel variiert, sogar die Screams, wodurch sie umso ausdrucksstärker klingen. Ab dem zweiten Track findet sich gelegentlich auch Klargesang, der ebenso stimmig eingesetzt wird. Einige Passagen bleiben recht schnell im Kopf hängen, es braucht jedoch Zeit und vor allem viel Aufmerksamkeit, bis man sie den einzelnen Tracks zuordnen kann.
Der Grund dafür sind mitunter die sperrigen Arrangements und die experimentellen Einschübe, derer SEVENTH sich bedienen. Dementsprechend ist auch praktisch kein Song kürzer als fünf Minuten, der längste ist „The Exile“ mit beinahe acht Minuten. Langweilig wird es jedenfalls nie, zumindest sofern man mehr Aufmerksamkeit aufbringen kann, als es für Easy Listening notwendig ist, denn davon sind die Italiener meilenweit entfernt. Zum Schluss sei noch die Produktion erwähnt, die äußerst wuchtig, aber keinesfalls zu ungeschliffen ausgefallen ist.
SEVENTH ist bereits mit ihrem ersten vollwertigen Album eine im wahrsten Sinne des Wortes bemerkenswerte Platte gelungen. Man muss sich jedoch wirklich darauf konzentrieren, nebenbei hören funktioniert hier gar nicht. Dass „The Herald“ sich so schwer erschließt, ist überwiegend positiv zu bewerten, trotzdem könnten SEVENTH ihre Musik ruhig noch ein Stückchen zugänglicher machen, ohne dabei das Experimentieren aufzugeben. Nichtsdestotrotz ist das Album vor allem jenen angeraten, die sowohl Sludge als auch Post-Metal zu ihren favorisierten Genres zählen.
Wertung: 7 / 10