Krieg scheint ein allgegenwärtiges Thema zu sein, dass sich wie ein roter Faden durch die Erdgeschichte zieht – bereits vor Christi Geburt trugen Ägypter, Griechen oder Perser blutige Schlachten aus. SEVENDUST haben ihr elftes Studioalbum „All I See Is War“ getauft, dennoch verfolgen die US-Amerikaner das Ziel die Menschen mit Musik zu vereinen. Sie beschönigen nicht, was in der Welt passiert und möchten doch Hoffnung geben. So viele verschiedene Individuen können durch die Musik zusammenkommen, sagt Gitarrist John Connolly. Ein edles und oft zitiertes Ziel, doch wie steht es um die qualitative Umsetzung?
Die erste Single-Auskopplung „Dirty“ eröffnet die zwölf Songs erstaunlich und mitreißend, klingt der Song doch stark nach Alternative Metal, der Anfang der 2000er Jahre auf diese Art massenweise vom Stapel lief. Vor allem das Gitarrensolo gegen Ende ist auf einem hohen Niveau, ebenso wie die Rhythmusfraktion, die sich erfreulich groovend zeigt. Im Folgenden kann die Band dieses Level glücklicherweise beibehalten und überrascht auch mit eingeworfenen kurzweiligen Momentaufnahmen. Sei es beispielsweise das mit sphärischen Ambient-Klängen angereicherte „Unforgiven“, „Cheers“ mit seinem (teilweise) funkigen Gitarren-Lick oder das vom Piano untermalte „Moments“.
Gesanglich zeigt sich Frontmann Lajon Witherspoon in sehr guter Form, die genug Power in die einzelnen Songs bringt. Auch ein gewisses Soul-Flair kann man im Organ des Sängers wiederfinden, was auch nicht sonderlich verwundert, war er doch vor seiner Zeit bei SEVENDUST Kopf der Gruppe Body & Soul, die ebendiesen Stil verfolgte. Doch auch die beiden Gitarristen Lowery und Connolly, sowie Schlagzeuger Morgan Rose schalten sich wiederholt in den Gesang ein und reichern ihn dadurch mit Screams und Shouts an. Der Produktion kann man keinerlei Vorwurf machen, hier hat Michael „Elvis“ Baskette volle und hochwertige Arbeit geleistet.
SEVENDUST erfinden den Alternative Metal nicht neu, eher orientieren sich an einem Klangbild, dass vor rund 20 Jahren seine Hochphase hatte. Lediglich kleinere Elemente lockern den Sound von damals auf und schaffen es dennoch, die neuen Songs nicht altbacken klingen zu lassen. Hinzu kommt eine erdige und ehrliche Atmosphäre, die der Musik den nötigen Drive verleiht. Wenn die Menschen sich mit derartiger Musik verbinden lassen und Kriege hinter sich lassen könnten, dann wäre das mehr als vertretbar. SEVENDUST klingen nach 24 Jahren nicht sehr innovativ, aber relativ frisch und energiegeladen. Und was noch wichtiger ist: Es macht Spaß ihnen zuzuhören.
Wertung: 8 / 10