Setyoursails - Nightfall Coverartwork

Review Setyøursails – Nightfall

SETYØURSAILS haben ihren Einstand 2018 mit „Enough“ hingelegt. Darauf rumpelten sie noch etwas ungestüm drauf los, die Scheibe klang eindeutig nach der Findungsphase einer jungen, aber hungrigen Band. Mit ihrem frischen Napalm-Records-Deal und dem Labeldebüt „Nightfall“ dürfte die Kölner Combo nun auch eine verdientermaßen breite Masse erreichen.

Das Album startet mit zwei Tracks, bei denen prominente Gastsänger mitwirken: Bei „Ghosts“ verstärken sich SETYØURSAILS mit Rudi Schwarzer von Annisokay, Caliban-Fronter Andreas Dörner schreit beim „Nightfall“ mit. Diese zusätzliche Starpower hätten die Rheinländer aber gar nicht unbedingt nötig, die Tracks haben nämlich auch so schon mächtig Power. Der Opener lässt sich etwas Zeit und baut mit sanften Klängen geschickt Atmosphäre auf, der anschließende Ausbruch ist dann gar nicht mal so heftig wie erwartet: Keyboardklänge und melancholische Melodien dominieren die Szenerie, bis eine stetige Steigerung die ersten Wutausbrüche mit sich bringen. Sehr schön sind hier der langsame Aufbau und die häufigen Rhythmuswechsel, alle paar Sekunden wird der Track intensiver und aggressiver. Sängerin Jules Mitch setzt dazu mehr auf Klargesang als auf Screams und beherrscht beides gut.

Die bereits angesprochene Melancholie zieht sich von Beginn an wie ein roter Faden durch das Album. Zum lyrischen Konzept passt das perfekt: Mitch besingt ihre eigenen Angstzustände, Einsamkeit und Depression. „Nightfall“ ist also ein sehr persönliches Album und das hört man auch in den oft bedrückt wirkenden Melodien und Vocals. „Secrets“ etwa ist hier ein passendes Beispiel, zu den Riffs dieses Tracks nickt der Kopf mit einem tränenden Auge mit. Die manchmal etwas „weinerliche“ Stimme von Mitch ist anfangs vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig und sicher auch Geschmackssache, wie viele der Songs entfaltet der Gesang mit mehreren Durchläufen aber erst recht seine Wirkung. „Nightfall“ öffnet sich also mit der Zeit wie eine zarte, schüchterne Blume und gibt nicht direkt sein ganzes Inneres preis. Auch das passt zu den psychologisch schwierigen Themen des Albums.

Aber SETYØURSAILS drücken natürlich nicht durchgehend auf die Tränendrüse, „Nightfall“ ist ein äußerst kraftvolles Album geworden. „Why“ ist einer dieser Songs, die von der ersten Sekunde an zum Circle Pit einladen, hier wird stramm geknüppelt und gebrüllt. Die aggressiven Strophen werden durch einen melodischen Klargesang-Refrain ergänzt, was insgesamt einen spannenden und hochklassigen Powertrack ergibt. Spannend ist auch die Coverversion des „The Star Is Born“-Hits „Shallow“ mit Mike Perez als Gastsänger – der Track wird sicherlich die Meinungen spalten, ist aber durchaus interessant umgesetzt.

Der zweiminütige Wutbrocken „Fckoff“ stampft in erbarmungsloser Slipknot-Manier vor sich hin, die Band überschlägt sich bei dieser geballten Entladung beinahe. Diese Energie hätten SETYØURSAILS gerne noch etwas auf den Mittelteil des Albums verteilen können, „Anchor“ etwa hat etwas zu viel The-Rasmus-Flair abgekriegt. Doch selbst ein Track wie „What’s Wrong“ an der Grenze zur Lahmarschigkeit ist immer noch gut hörbar und dafür sorgt die äußerst fette Produktion: Bass und Schlagzeug haben mächtig Druck, die schweren Gitarren fühlen sich auch immer schwer an. „Nightfall“ ist eine Scheibe für potente Soundanlagen.

In der groben Schnittmenge von Bands wie Eskimo Callboy, Heaven Shall Burn und The Amity Affliction können SETYØURSAILS angesiedelt werden. „Nightfall“ ist daher für Anhänger dieser und ähnlicher Gruppen eine Empfehlung. Auch wenn die Scheibe nicht direkt zündet, hat sie noch eine weitere Chance verdient, denn der melodische und etwas poppige Metalcore/Hardcore öffnet sich mit der Zeit und entpuppt sich als insgesamt überzeugendes und mitreißendes Zweitwerk. SETYØURSAILS festigen ihren Namen in der Szene, haben enormes Potential und müssen fortan auf dem Radar jedes Genreanhängers auftauchen.

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Wertung: 7.5 / 10

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