Review Seth – La Morsure Du Christ

  • Label: Season Of Mist
  • Veröffentlicht: 2021
  • Spielart: Black Metal

Acht Jahre nach der Veröffentlichung von „The Howling Spirit“ (2013) melden sich die Franzosen von SETH mit ihrem sechsten Album „La Morsure Du Christ“ zurück. In diesen acht Jahren änderte sich bei den Black-Metallern nicht nur die Besetzung, denn die Gründungsväter Alsvid und Heimoth haben sich vier Neuzugänge geholt, sondern auch die Einstellung zu der Sprache ihrer Texte; wie erstmalig und zugleich auch zuletzt auf ihrem Debüt „Les Blessures De L’âme“ (1998), schreiben SETH nun wieder Texte in ihrer Muttersprache. Dem neuen Sänger Saint Vincent allein ist das nicht zuzuschreiben, schließlich verfasst er auch für die von ihm gegründete Industrial-Black-Metal-Band Blacklodge die Texte in englischer Sprache.

Neue Mitglieder an der Gitarre, am Bass, am Keyboard und am Mikrophon, dazu neuerdings Growls auf Französisch – haben sich SETH rundum erneuert? Musikalisch zumindest nicht, wie bereits der Blick auf das Albumcover von „La Morsure Du Christ“ verrät – darauf ist eine brennende Kirche zu sehen. Mehr Black Metal geht kaum. Dennoch ist dieses Bild mehr als nur eine Anlehnung an die Kirchenbrände zu Beginn der 90er Jahre in Norwegen. Auf dem Cover ist das in Flammen stehende UNESCO-Weltkulturerbe Notre-Dame de Paris zu sehen, einst das meistbesuchte historische Gebäude Frankreichs. SETH verwenden den Brand allerdings nicht nur visuell, sondern auch textlich; auf „La Morsure Du Christ“ besingen sie das Ende des westlichen Christentums, welches durch den Brand von Notre-Dame eingeleitet worden sei.

Die provokative Kraft hinter dem Artwork und dieser Aussage könnte kaum stärker sein, das Songwriting der sieben Tracks hingegen sollte es sein. Obgleich der starke, titelgebende Opener „La Morsure Du Christ“ ein gutes Paradebeispiel für Symphonic Black Metal ist, stellt sich im Verlauf des Albums heraus, dass der Track zugleich auch die kreative Grundlage für die restlichen sechs Songs darstellt. Zu oft bedienen sich SETH am beinah schon zyklisch stattfindenden Wechselspiel von High- und Mid-Tempo, über das (erschreckend lieblos!) abwechslungsarme Orchesterklänge gelegt wurden, die in „Sacrifice De Sang“ ebenso klingen wie in „Les Océans Du Vide“. Man möchte kaum genauer hinhören, denn es ist zu ärgerlich, wie sehr die Franzosen jede mögliche Chance in den Sand setzen, das symphonische Element ihrer Musik als charakteristische Melodie oder atmosphärische Grundlage zu nutzen. Lediglich beim letzten Song „Le Triomphe De Lucifer“ punktet Keyboarder Pierre Le Pape: Die Verwendung von typisch kirchlichen Orgelklängen verleiht dem Song nicht nur Tiefe, sondern auch Charakter – neben dem Titeltrack wenigstens einem zweiten Song auf dem Album.

Quantitativ betrachtet bleiben bei einer Spielzeit von einer Dreiviertelstunde weniger als zwölf Minuten in Erinnerung. Mit Blick auf die bisherige Diskografie von SETH ist das weniger ein vernichtendes Urteil als vielmehr eine immer wiederkehrende Erkenntnis, denn auch die Vorgänger krankten an den immer gleichen Songstrukturen und den wenigen abwechslungsreichen Facetten. An Carach Angren, Emperor oder ihren Landsleuten Anorexia Nervosa kommen SETH auch mit ihrem sechsten Album nicht heran und auch im Symphonic Black Metal selbst setzen die Franzosen damit keinen Meilenstein, sondern eher einen Grenzstein; die sind ebenso wenig eine Seltenheit wie das, was es auf „La Morsure Du Christ“ zu hören gibt.

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Wertung: 6 / 10

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