Es ist immer wieder ärgerlich: Man denkt, im eher klassischen Heavy Metal mit seinen ikonischen und daueraktiven Pionierbands müsste noch kubikmeterweise Platz für neue Bands sein, aber wenn man dann Debütalben von Nachwuchskräften bekommt, ist man selten richtig zufrieden. SENTINHELL schlagen mit ihrem Debütalbum „The Advent Of Shadows“ leider genau in diese Kerbe.
Die Idee hinter „The Advent Of Shadows“ kann man schnell erkennen: Die Scheibe sollte irgendwie episch sein und gitarrenlastig. Sie sollte düstere Passagen haben und abwechslungsreichen Gesang. Sie sollte eingängige Refrains bieten und unterschiedliche Songstrukturen. Im Kopf von SENTINHELL war vermutlich eine Art Mischung aus Mercyful Fate und frühem 80er Thrash, gepaart mit fetten Zwischenspielen im Stil von Cradle Of Filth. Leider klingt das Ergebnis nicht so.
Sicherlich blitzen in einzelnen Momenten gute Passagen durch: Der Refrain von „The Archmagus“ hat echte Qualität und bleibt gut im Ohr hängen. Selbiges gilt für das zügige „The Stormrider“, und der anspruchsvolle Rhythmus auf „Sea Of Sands“ lässt aufhorchen. Insgesamt aber scheitert die Band an drei großen Problemen. Zuerst einmal ist Sänger Nico seinen eigenen Ansprüchen nicht gewachsen. Er will orchestral klingen und klassisch intonieren („The Advent Of Shadows“), zugleich aber hohe Power-Metal-Passagen singen („The Stormrider“), das Gros der Arbeit aber im mittleren Stimmbereich absolvieren. Obwohl man ihm ein gewisses Talent nicht absprechen kann, ist er in keiner der Stimmlagen richtig souverän.
Das zweite Problem ist das Songwriting. Man erkennt deutlich, dass „The Advent Of Shadows“ abwechslungsreich werden sollte. Leider ist dabei aber auch der rote Faden verloren gegangen. Man weiß nie so recht, woran man ist und was für Musik SENTINHELL eigentlich machen wollen. Man höre hintereinander „The Advent Of Shadows“, „Demon’s Run“ und „Dark Legacy“ und wird wissen, was ich meine. Ein organischer Klang stellt sich im Verlaufe des Albums nicht ein.
Das dritte Problem ist ein technisches. Die (Eigen)Produktion ist dermaßen dünn geraten, dass sie einfach jede Kraft missen lässt. Die einzelnen Spuren sind relativ klar aufgenommen, die Mischung aber ist klinisch und vor allem drucklos. Selbst auf hoher Lautstärke kommt kein richtiges Volumen in den Klang von SENTINHELL. Das dürfte auch mit finanziellen Möglichkeiten der kleinen französischen Band zu tun haben, schmälert aber den Höreindruck deutlich – besonders, wenn man doch eigentlich wuchtig und episch klingen will.
Die Zahl der Kinderkrankheiten auf „The Advent Of Shadows“ ist hoch. Regelrecht empfehlen kann man die Band wohl kaum, wenn auch ein paar gute Ansätze zu erkennen sind, die Hoffnung machen. Wenn SENTINHELL sich noch einige Wochen im Proberaum verschanzen, ihre Musik besser streamlinen und sich Geld für eine bessere Produktion findet, könnte da in zwei bis drei Jahren vielleicht noch etwas draus werden.
Wertung: 4 / 10