Review Sentenced – The Funeral Album

Für viele war es der Schock des Jahres, als SENTENCED ihr letztes Album angekündigt haben. Wie aus heiterem Himmel tauchte die Meldung auf, Sentenced würde es nach „The Funeral Album“ nicht mehr geben. Nachdem die lyrischen Selbstmordweltmeister den Suizid in so vielen Liedern besungen hat, wie keine andere Band, verübt sie eben jenen nun an sich selbst, endgültig.
Immerhin erleben wir hier ein Ende, wie man es sich für eine derart großartige Band wünscht. Ein letztes Album, eine letzte DVD, letzte Festivalauftritte. Kein unbefriedigender und plötzlicher Abschied zwischen zwei Alben, sondern ein würdiger Abtritt auf dem Höhepunkt der Karriere.

Überraschungen oder Experimente sollte man auf einem derartigen Album ja nicht erwarten, das sollte jedem klar sein. Hier kommt also durchgehend typische Sentenced-Kost daher, wie gewohnt auf sehr hohem Niveau. „May Today Become The Day“ und „Ever-Frost“ dürften einige schon von 2004er Festivalauftritten her kennen, ich persönlich habe beide Songs beim Summer Breeze gehört und war schon damals begeistert davon. Der Opener ist ein Megaohrwurm mit genialem Refrain, „Ever-Frost“ steht dem in nichts nach und schaffte sogar den Sprung von 0 auf Platz 1 in den finnischen Singlecharts. Mit den zwei rockigen Nummern schließt man wunderbar an den Vorgänger „The Cold White Light“ an.
Danach setzt es erstmal einen herrlich traurig-melancholischen Doppelpack mit den beiden sehr emotionalen und tiefgehenden „We are but falling Leaves“ und „Her last 5 Minutes“, die so wohl auch auf „Crimson“ hätten stehen können. Bevor es mit dem ebenfalls mit überaus melancholischer Stimmung auftrumpfendem „Despair-ridden Hearts“ weitergeht, steht an fünfter Stelle doch eine Überraschung. „Where Waters fall frozen“ ist ein bösartiger Kotzbrocken. Eine Minute ohne jeglichen Gesang, dafür reißt dass Teil jeden vom Hocker, der gerade am ersten Durchhören der Scheibe ist und es sich lauschig bequem gemacht hat. Erinnert stark an die ersten beiden Alben der Band und entstand laut Sänger Ville, als er zu spät zur Probe erschien und der Rest der Band säuerlich erregt war.

Bei „Vengeance Is Mine“ wird wieder kräftiger gerockt, am Ende des Liedes steht hier der typische kleine, versteckte Scherz. Nach Rülpsen oder auf nackte Hintern anderer Bandmitglieder klatschen wird mit dem Keyboard kurz die Melodie von „Bruder Jakob“ angespielt, was doch sehr erheiternd ist. In der zweiten Hälfte stehen unter anderem noch eine sehr schöne Ballade („Lower The Flags“) und mit dem abschließendem „End Of The Road“ ein Stück, das manchem die ein oder andere Träne in die Augen treiben könnte. Der Songtitel könnte bezeichnender für das letzte Stück des letzten Albums nicht sein. Verdammt einfühlsamer Gesang und akustische Gitarren leiten das Lied ein. Nach einem depressiven Mittelteil endet das Lied und das Album mit einer fröhlich wirkenden Melodie. Und das war wohl ganz im Sinne der Band, da Ville seine Gefühle zum Abschied mit „It’s kind of a joyful sadness“ wohl so treffend wie nur möglich beschrieben hat.

Man darf traurig sein, dass sich Sentenced nach 16 Jahren von den Bühnen dieser Welt zurückziehen. Dafür kann man auf viele wunderbare Alben zurückblicken, an denen man sich ja nach wie vor erfreuen kann und die für bestimmte Lebenslagen auch unersetzlich geworden sind. Die Zeit kann man nicht zurückdrehen, so bleiben am Ende des Weges acht Alben, die man immer und wieder anhören kann und wohl noch in vielen Anlagen jahrelang rauf- und runtergespielt werden, und für einige bleiben wohl auch schöne, persönliche Erlebnisse, die mit Sentenced zu tun haben.
Danke an Sentenced für viele, großartige und wunderschöne Lieder und einen würdigen Abschied mit viel „joyful sadness“.

Wertung: 8.5 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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