Schon auf ihren ersten zwei Alben – „Sedna“ (2014) und „Eterno“ (2016) – sind SEDNA nicht davor zurückgeschreckt, Großes zu versuchen: Beide Platten beinhalten Songs mit einer beeindruckenden Länge von rund 20 Minuten. In dieser Hinsicht zeigen sich die Italiener, die in ihrer Musik Elemente von Black, Sludge und Post-Metal verarbeiten, auf ihrer dritten LP sogar noch ambitionierter. „The Man Behind The Sun“ besteht ausschließlich aus dem gleichnamigen Song, der sich über satte 34 Minuten erstreckt – ein gewagtes Unterfangen, bleibt SEDNA so doch gar keine andere Wahl, als umso gewissenhafter dafür zu sorgen, dass das Album wie aus einem Guss und zugleich durchwegs spannend ist.
Zumindest Ersteres gelingt SEDNA durchaus ohne Probleme. Im Verlauf des gut halbstündigen Tracks fließen harsche Noise- und sphärische Ambient-Klangflächen sowie brachiale Gitarrenriffs, wuchtiges Drumming und zumeist heisere, manchmal auch eher beißende Screams auf stimmige Weise ineinander. In den Kompositionen steckt ein gewisser Einfallsreichtum, der sich insbesondere darin äußert, wie das Quartett das Schlagzeug in den atmosphärischen Passagen teilweise in den Vordergrund stellt, um diesen Abschnitten mehr Griffigkeit zu verleihen.
Auch das homogene Klangbild kommt dem Charakter des Albums als zwangsläufig am Stück zu hörendes Gesamtkunstwerk zugute. Die ruhigeren (obgleich nicht unbedingt sanften) und die lauteren, wilderen Teile stoßen sich nicht voneinander ab, sondern existieren als zwei Hälften ein und derselben, auf überwältigende Weise bedrückenden Grundstimmung. Eine spannende Dynamik lässt sich in diesem Auf und Ab allerdings nicht ausmachen – mag die raue Produktion an sich dem Song auch durchaus genug Raum für seine Entfaltung geben.
Obwohl SEDNA offensichtlich mit ihren Instrumenten umzugehen wissen, mangelt es ihrem Songwriting grundlegend an Prägnanz. Kein Stück von „The Man Behind The Sun“ reißt einen voll und ganz mit sich, kaum ein Arrangement bleibt auch nur in Erinnerung und auf das Payoff, das sich in den leiseren Momenten anzukündigen scheint, wartet man vergebens. Letztlich führt der Weg, den SEDNA dem Hörer mit ihrer Musik zu Füßen legen, nirgendwohin, sodass sich das Album trotz seiner an sich nicht besonders herausfordernden Laufzeit gefühlt stark in die Länge zieht.
Dass es alles andere als leicht ist, ein Album aus nur einem einzigen, überlangen Track aufzubauen, haben beispielsweise Insomnium mit „Winter‘s Gate“ (2016) demonstriert. Leider ist es SEDNA mit „The Man Behind The Sun“ tatsächlich nicht geglückt, ihre an sich passable Mischung aus Black, Sludge und Post-Metal auf derart packende Weise umzusetzen, dass der Track als Ganzes überzeugt. Womöglich ist es sogar die Notwendigkeit eines schlüssigen Flows, die SEDNA daran gehindert hat, aufregende Teilstücke zustande zu bringen. Stilistisch Vergleichbares haben beispielsweise Downfall Of Gaia mit „Ethic Of Radical Finitude“ (2019) jedenfalls deutlich interessanter hervorgebracht.
Wertung: 4 / 10