Junge Bands müssen sich immer gefallen lassen, mit den „Großen“ verglichen zu werden. Für die Finnen von SEAR wollen wir der Einfachheit halber mal Belphegor nennen. Man spielt infernalischen Black/Death Metal mit viel rasantem Geblaste, sägenden und heulenden Gitarren, bissig-hohen Screams und bösartig-tiefen Growls sowie antichristlichen Texten. Der große Unterschied: Man verzichtet im Gegenzug zu den Genreverwandten aus der Alpenrepublik auf Penisse, Brüste und aufgespießte Leiber im Booklet, sondern punktet einzig und allein mit der Musik.
„Lamentations Of Destruction“ ist der Name des zweiten Albums der fünf Herren. Und Zerstörung ist ein gutes Stichwort: Auf gezählten rund 38 Minuten reißt man derartig die Hütte ab, dass nur noch Schutt und Asche übrig bleibt. Dass bei dem ganzen Geknüppel der Spannungsbogen meist gehalten wird und es sich trotzdem um eine gefühlte Stunde Musik handelt, liegt an komplexen und vielschichtigen Songs, die in sich und untereinander einiges an Abwechslung bieten. Man scheut sich keineswegs das Gaspedal oft bis zum Bodenblech durchzutreten, was zugegebenermaßen zum Schluss der Scheibe ein wenig anstrengend wird.
Dennoch bieten Sear gelegentliche Momente der „Ruhe“, wie zum Beispiel zu Beginn des hervorragenden semi-instrumentalen Interludes „Purgatory“. Ebenso der letzte Song „Weeping Flesh“ wartet mit „gemäßigteren“ Klängen und sogar ein klein wenig Melodie auf, die der Band gut zu Gesicht stehen. Auch setzen die Finnen in zwei Songs („Fire & Death“ und „Destination“) atmosphärisch tragende gequält-klare Vocals ein. Ohrwurmfaktor kommt besonders bei der klassischen Death Metal-Walze „Violation Of The Soul“ sowie beim vorzüglichen „Heaven Ablaze“ zum Vorschein, wo sich ein gedoppelter Growl&Scream-Refrain über ein absolut fieses Tremolo legt. Mit eben solchen bösartigen Gitarrenläufen können Sear vollkommen überzeugen, wobei die astreine Produktion natürlich nicht unbeteiligt ist.
Was hingegen den Einstieg in „Lamentations Of Destruction“ ein wenig erschwert, ist, dass die ersten drei Tracks ohne Pause ineinander übergehen, so dass man keine Gelegenheit zum Luft holen bekommt. Darüber hinaus wurde ja bereits erwähnt, dass man trotz der Vielfalt der Tempowechsel zum Schluss der überwiegenden Höchstgeschwindigkeit etwas überdrüssig werden kann.
Sobald man sich aber damit arrangiert hat, entwickelt sich die CD zu einem Sahnestück gemeinsten Black/Death Metals, der auch immer einen gewissen Anspruch behält. Nach mehreren Besetzungswechseln scheinen SEAR zu einer Einheit gewachsen zu sein, die mit diesem Output beweisen, wie frischer extremer Metal anno 2007 zu klingen hat.
Wertung: 8.5 / 10