Das Cover von "Cosmic Crusade Chronicles" von Sculforge

Review Sculforge – Cosmic Crusade Chronicles

Erst 2020 u. a. von ehemaligen Mitgliedern der Symphonic Metaller Midnattsol gegründet sind SCULFORGE noch eine vergleichsweise neue Band in der deutschen Power-Metal-Landschaft. Vor zwei Jahren debütierte die gesamtdeutsche Truppe mit dem einprägsam betitelten „Intergalactic Battle Tunes … Stories From Behind The Dark Side Of The Moon To The Milky Way And Beyond!“ und war seither keineswegs untätig, denn mit „Cosmic Crusade Chronicles … Stories From The … Errr … Nevermind!“ steht heuer schon das nächste volle SCULFORGE-Album in den Startlöchern.

Na sowas, ein Dragonforce-Klon! Danach hat wahrscheinlich niemand gefragt, aber es ist dennoch verwunderlich, dass der recht einzigartige Sound der britischen Power Metaller bis dato nicht weitaus mehr Nachahmer auf den Plan gerufen hat. Über weite Strecken präsentieren sich SCULFORGE auf ihrem zweiten Album aber als genau das: Eine offensichtliche Dragonforce-Kopie. Nummern wie „A Great Day To Kill“, „Make Space Great Again“ oder „We Stand United“ leben von exakt den gleichen zuckrigen Melodien und poppigen Feelgood-Refrains, die man auch von Herman Li und seinen Bandkollegen kennt. Das funktioniert als Hommage hinreichend gut, bedeutet aber auch eine unverhohlene Anbiederung an den Stil einer (einst) extrem erfolgreichen Band.

Viel schwerer fällt jedoch ins Gewicht, dass SCULFORGE zu keiner Zeit das Niveau ihrer Vorbilder erreichen. Was auch immer man von Dragonforce halten mag, die Band besteht ausschließlich aus im Übermaß talentierten Ausnahmemusikern und man muss schon ziemlich ausgecheckt sein, um das nachbilden zu können. Die Jungs von SCULFORGE beherrschen ihr Handwerk zweifelsohne, aber Tremolo-Picking und ein paar niedliche Effekte mit den Saiten zu erzeugen sind im Territorium von Dragonforce nur die Spitze des Eisbergs. Wenngleich die Truppe also verstanden hat, wie der Stil ihrer Vorbilder funktioniert, entsteht auf „Cosmic Crusade Chronicles“ schnell der Eindruck, dass hier eine Gruppe von „Normalos“ versucht, diesen überzogenen Sound zu emulieren – man weiß, was gemeint ist, aber das Original bleibt unerreicht.

„Cosmic Crusade Chronicles“ zeigt obendrein, dass SCULFORGE viel besser klingen, wenn sich nicht versuchen, jemand anderen nachzuahmen. Mit „We Are The Darkness“, „Dark Alliance“ und „Powerheart“ offenbart die Truppe in der Mitte des Albums ihre eigentlichen Qualitäten. Hier bekommt die Hörerschaft druckvolle Power-Metal-Songs, die kantige Riff-Wucht mit hymnischen Refrains und starker Gitarrenarbeit kombinieren – ganz ohne Kopfnicken in Richtung anderer Bands. Mit ihrem Fokus auf gitarrengetriebenen Power Metal und einem Sänger, der den Genre-üblichen Pathos transportiert und doch genug „Dreck“ in der Stimme hat, um nicht kitschig zu klingen, haben SCULFORGE durchaus das Zeug dazu, sich von anderen Vertretern der Sparte abzusetzen.

Dass in diesem Review mitunter etwas negativ von „Cosmic Crusade Chronicles“ gesprochen wird, liegt ausschließlich daran, dass SCULFORGE in vielen ihrer Songs den direkten Vergleich zu Dragonforce suchen – ein Kräftemessen, bei dem sie nur verlieren können. Für sich genommen ist diese Platte ein grundsolides Power-Metal-Album, das gekonnt kraftvolle Gitarren und erhebende Melodien im denkbar besten Gleichgewicht vereint. Die Hommage an ihre Vorbilder ist nett, allerdings wäre das nächste Album wahrscheinlich eine ganze Ecke spannender, wenn SCULFORGE diese Huldigung auf maximal zwei Songs beschränken und sich mehr auf ihre eigentlichen (unüberhörbaren) Stärken konzentrieren würden.

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Wertung: 6.5 / 10

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