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Review Scoff – Nemesis

Stilistisch irgendwo zwischen Sludge Metal, Alternative und Post Rock angesiedelt, könnten die rund 31 Minuten von SCOFFs viertem Longplayer „Nemesis“ der optimale Soundtrack für die letzten lauen Sommer-Sonne-Bierchen-Abende sein – Kyuss und Melvins lassen schön grüßen, Stoner dürfen sich neben Freund*innen der neunziger Jahre gerne angesprochen fühlen.

Das Münchner Duo reizt diese Bandbreite durchaus gekonnt aus: Hier ein bisschen Noise Rock, da ein bisschen Post-Irgendwas, aber alles wohldosiert und keinesfalls anbiedernd in die neun coolen Songs eingewebt – das funktioniert schon gut. „Count“ versprüht dabei harte Soundgarden-Vibes, ansonsten erinnern SCOFF zwischendrin auch gerne an Bands wie Foo Fighters, Helmet, Therapy? oder sogar Alice In Chains – selbstverständlich alle mit entsprechend reudig-fettem Sludge-Instrumental-Unterbau. Zahlers melodisch-rauher Gesang mit Grungepatina verstärkt dieses Feeling sicherlich zusätzlich.

„Nemesis“ ist wirklich ansprechend produziert und auch musikalisch spannend, da live wie auch auf Platte auf eine Bassgitarre verzichtet wird. Zahlers sechs Saiten sind aber auch wirklich tief genug gestimmt, als dass sich untenrum ein spürbares Frequenzloch auftun könnte. Der Gitarrensound ist sehr mächtig und fett, die Drums wuchtig, der gelegentlich auch zweistimmige Gesang gelungen, die Kompositionen mit zwei bis fünf Minuten Länge angenehm kompakt.

Mit „You Owe Me A Poem“ haben die beiden Münchner auch noch einen richtigen Hit an Bord, der neben der Videoauskopplung „No Time“ ziemlich im Ohr hängen bleibt. Sogar in Math-Core-Gefilden wird erfolgreich gewildert, wie das großartige Outro des wunderbar metallischen „A.Y.L.S.“ beweist. Zahler und Minke haben fraglos ein Händchen für griffige Arrangements und Songstrukturen, was zwar einerseits eine eher kurze Albumspielzeit, andererseits eine angenehme Kurzweiligkeit zur Folge hat. Schön, dass auf möglicherweise unausgegorene Filler verzichtet wurde.

Wer songorientierte, melodisch-atmosphärische Musik mag, und dabei nicht auf ein möglichst fettes Gitarrenfundament verzichten möchte, ist bei SCOFF gut aufgehoben. Die beiden Münchner machen auf „Nemesis“ überraschend zeitlose Musik mit eigener Note, die Fans der genannten Nineties-Referenzbands, aber auch dem Roadburn-Klientel sicherlich gefallen dürfte. Künftig darf die definitiv spürbare eigene Note gerne noch ein bisschen dominanter in Erscheinung treten – aber das ist schon auf sehr hohem Niveau gemeckert.

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Wertung: 8 / 10

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