Review Scarlatyna – Till The End

Was haben Puresteel denn da wieder für eine alte Perle ausgegraben? SCARLATYNA gründeten sich einst 1987 in Wetzlar, lösten sich aber nach ein paar Demos wieder auf. Jetzt hat sich die Band reformiert und ist passenderweise bei Puresteels Sublabel Pure Underground Records untergekommen. Neues Material gibt es von den Hessen aber noch nicht. Stattdessen werden die Tracks der beiden Demos „Scarlet Ball“ (1991) und „Till The End“ (1992) zu einem Release zusammengefügt, mit dem die Metalgemeinde die Truppe antesten kann. Benannt ist auch dieses Album nach der 92er-Demo: „Till The End“.

Die Entstehungszeit kann man dem Songmaterial schon anhören. Hier haben die alten Queensryche, ganz frühe Fates Warning (als beiden Bands durchaus noch das Heavy-Metal-Erbe anzuhören war), Iced Earth in ihrer Anfangsphase und epische Truppen wie Warlord ihre Spuren hinterlassen. Was SCARLATYNA auf ihren Demos so abgeliefert haben, hört sich so ein bisschen wie eine Mixtur aus diesen Einflüssen an.
Dabei gehen die Hessen mal melodisch-episch, mal aber auch druckvoller nach US-Power-Metal-Vorbild zu Werke. Ein paar progressive Eigenheiten finden sich im Sound durch gelegentliche Rhythmus- und Tempowechel sowie Veränderungen der Intensität auch. Die Hooklines sind aber geradlinig und eingängig genug, um die Fans der traditionellen Richtung bei Laune zu halten.
Das Songwriting ist abwechslungsreich und solide. Dass sich auf den dem Album zugrunde liegenden Demos keine Metal-Superhits verborgen halten, kann man sich denken. Aber das Potential von SCARLATYNA hört man schon heraus. Vor allen Dingen haben die Hessen ideenreiche Arrangements auf Lager und setzen ihre Stücke ganz gekonnt aus ziemlich verschieden klingenden Passagen zusammen. Ein Musterbeispiel hierfür ist der Sechsminüter „Wings Of The Night“, aber es findet sich auf „Till The End“ auch insgesamt kein schwacher Track.
Die handwerkliche Vorstellung der Wetzlarer ist recht überzeugend. Wenn ich mir die Stücke so anhöre, muss ich feststellen, dass SCARLATYNA auf ihren Demos technisch bessere Arbeit abliefern als manche andere auf ihren Alben. Ein Markenzeichen des Sounds ist sicherlich Sänger Chris J. Marino, der in mittlerer Lage mit rauem Unterton sehr ausdrucksstark singen kann, aber auch regelmäßig einen auf Geoff Tate macht und dies hinbekommt, ohne stimmlich zu wackeln.

„Till The End“ ist ein Album, das Lust auf mehr macht. Insbesondere unter der Aussicht, dass die beteiligten Musiker über all die Jahre ja viel Erfahrung sammeln konnten und diese nun in noch ideenreicheres Songwriting investieren können. SCARLATYNA sind für Freunde des progressiv angehauchten US Power Metal durchaus eine Alternative.

Wertung: 7 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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