Frohe Kunde erreicht uns aus Iowa – die Slipknot-Familie hat neuen Zuwachs bekommen! Während Corey Taylor und James Root die Bandpause des Neuners aus Iowa fleißig für ihre Band Stone Sour nutzten, war auch Ausnahme-Schlagzeuger Joey Jordison nicht untätig und hat neben seinen Murderdolls nun eine neue Spielwiese eröffnet: SCAR THE MARTYR.
Im Gegesatz zu der Horror-Punker-Truppe der Mörderpuppen zielt die Musik hier klar auf die breite Hörerschaft aus dem Nu-Metal-Sektor ab – ein Plan, der allein durch den Slipknot-Spin-Of-Bonus aufgehen könnte.
Bleibt nur die Frage, ob die Band den hohen Erwartungen gerecht werden kann – immerhin sind neben Joey Jordison und Sänger Henry Derek, welcher für das Songwriting mitverantwortlich ist, mit Keyboarder Chris Vrenna (Nine Inch Nails) sowie den Gitarristen Jed Simon (Strapping Young Lad) und Kris Norris (Darkest Hour) einige namhafte Musiker mit von der Partie. Den Löwenanteil der Arbeit hat Szene-Koryphäe Jordison jedoch selbst geleistet: Neben einem Großteil der Kompositionsarbeit gehen auch die Bass-, Rhythmus-Gitarren- und – natürlich – die Schlagzeugaufnahmen auf seine Kappe. Dabei werden Erinnerungen an das Roadrunner-Allstars-Album „Roadrunner United“ aus dem Jahre 2005 wach: Auch hier leitete Jordison ja eines der vier „Allstar-Teams“ und steuerte als Songwriter diverse Nummern bei.
Nach kurzem Intro bietet „Dark Ages“ einen wuchtigen Einstieg in das Album, der direkt an Bands wie Korn oder Disturbed denken lässt – und auch in seinem weiteren Verlauf mit knackigem Riffing und treibenden Drums eigentlich druckvoll daherkommt. Einzig der Gesang will sich nicht so recht ins Bild einfügen: Zwar ist dieser mit einer Mischung aus harschen Screams und Klargesang eigentlich recht abwechslungsreich gehalten, vor allem die Klargesangs-Passagen klingen dabei jedoch bisweilen einfach all zu glatt und generisch, so dass die Songs gelegentlich ins Belanglose abrutschen – da hilft auch das vielseitige und dynamische Drumming von Slipknots #1 nicht immer weiter.
SCAR THE MARTYR veröffentlichen mit ihrem selbstbetitelten Debüt ein Album, über dessen handwerkliches Niveau hier aufgrund der Namen in der Besetzungsliste kein Wort verloren werden muss. Die Songs selbst sind deshalb allerdings nicht über jeden Zweifel erhaben. So muss auch das Abflauen der Spannungskurve in der zweiten Hälfte der mit knapp 75 Minuten vielleicht auch einfach etwas lang bemessenen Spielzeit thematisiert werden. Doch mag das vorliegende Debüt auch noch nicht der große Wurf sein – sollte Joey in den kommenden Jahren weiterhin die Zeit finden, sich der Band zu widmen, könnten sich SCAR THE MARTYR durchaus durchsetzen.
Wertung: 6.5 / 10