Das Cover von "Carpe Diem" von Saxon

Review Saxon – Carpe Diem

  • Label: Silver Lining
  • Veröffentlicht: 2022
  • Spielart: Heavy Metal

Auf SAXON ist Verlass: Seit 1978 aktiv haben die britischen Heavy-Metal-Urgesteine nie mehr als drei Jahre zwischen ihren Alben vergehen lassen und konnten auch in jüngerer Vergangenheit ein extrem hohes Niveau bei der Qualität ihrer Veröffentlichungen halten. Natürlich musste und muss auch eine so aktive Band wie diese durch die Corona-Pandemie Rückschläge hinnehmen, weshalb sich das Erscheinen ihrer neuesten Platte um etwa ein Jahr verzögerte. Aber selbst wenn man das 2021 dazwischengeschobene Cover-Album „Inspirations“ außen vor lässt, liegen zwischen „Thunderbolt“ und dem jetzt veröffentlichten „Carpe Diem“ nur vier Jahre. Ja, auf SAXON ist Verlass.

Jene Verlässlichkeit endet nicht beim Veröffentlichungsrhythmus der Briten, denn auch inhaltlich sind SAXON seit jeher Garant für Qualität. Ab dem von einem gewohnt atmosphärischen Intro eingeleiteten Titeltrack ist daher klar, dass SAXON auch auf ihrem 23. Studioalbum (!) keinerlei Experimente wagen. Das ist auch nur gut und richtig so, denn wie schon oft – und nicht zuletzt in Reviews zu SAXON-Alben – festgestellt wurde, kann kaum etwas schiefgehen, wenn sich traditionelles Heavy-Metal-Riffing mit modernen Produktionsstandards paart. Wie seine Vorgänger lebt also auch „Carpe Diem“ vom traditionellen Songwriting der Briten in Symbiose mit der gitarrenlastigen Edel-Produktion von Soundprofi Andy Sneap.

Musikalisch konzentrieren sich SAXON dabei auf alle Elemente, die ihren Sound ausmachen: Nummern wie „Dambusters“ oder „Remember The Fallen“ könnten ohne Weiteres auch auf Alben wie „Wheels Of Steel“ (1980) oder „Power And The Glory“ (1983) stehen und ein epischer Song wie „The Pilgrimage“ lässt sofort an den Klassiker „Crusader“ denken. Dazwischen gibt es mit härteren, düsteren Tracks wie „Age Of Steam“ und „Super Nova“ eher „moderne“ SAXON-Songs, die an das Schaffen der Truppe seit „Killing Ground“ (2001) angelehnt scheinen. Bei SAXON ist also nach wie vor drin, was draufsteht.

Und doch gelingt es den NWOBHM-Legenden, sich auch im fünften Jahrzehnt ihrer Karriere nicht selbst zu kopieren. Natürlich verändern SAXON ihren Sound auf „Carpe Diem“ nur in Nuancen: Im theatralischen „Lady In Gray“ etwa erklingen Klavier und Synthie-Streicher und das abschließende „Living On The Limit“ liefert die bei dieser Band eher selten gehörte Zweistimmigkeit. Das reicht aber auch aus, um sich vor dem Selbstplagiat zu bewahren und doch die Fans nicht zu verprellen. Der Rest kommt durch die Performance, denn SAXON geben sich auf dieser Platte so spielfreudig wie eh und je, wobei vor allem Frontmann Biff Byford Respekt verdient hat, denn der 71-jährige ist so gut bei Stimme wie lange nicht mehr.

Im Grunde ist alleine die Tatsache, dass 2022 noch ein neues SAXON-Album erscheint, schon eine Sensation und etwas, das die Bandmitglieder selbst wahrscheinlich noch zu Zeiten ihres einsetzenden Weltruhms nicht für möglich gehalten hätten. Wenn es sich wie im Falle von „Carpe Diem“ dann aber auch noch um eine in jeder Hinsicht gelungene Platte handelt, dann ist das eine Leistung, die nur die wenigsten ihrer früheren Mitstreiter heute noch zustande bringen. SAXON verbinden mit diesem Album einmal mehr scheinbar mühelos Vergangenheit und Gegenwart des britischen Heavy Metal und sind damit nach wie vor eine der wichtigsten Bands ihrer Sparte. Respekt!

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Wertung: 8.5 / 10

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