Auf Metalkonzerten oder auch Festivals ist es sicher eines der am meisten zu bestaunende Motiv, wenn nicht gar das häufigste überhaupt: das Cover von SAVATAGEs Opus Magnus „The Wake Of Magellan“. Auch wenn man nicht Anhänger der Spielart progressiver Power Metal ist, kann man in der Regel mit dem Namen der Band im Allgemeinen und auch dem des Albums im Speziellen etwas anfangen. Ein Klassiker des Genres einfach, wie es Emperors Frühwerke im Black Metal sind, wie es „Master Of Puppets“ von Metallica oder „Reign In Blood“ von Slayer im Thrash sind oder auch Paradise Losts „Icon“ und „Tales From The Thousand Lakes“ von Amorphis im Gothic Metal.
Kurzum, man kennt das Album also, aber gerade deshalb lohnt es sich in jedem Fall, sich eingehender damit zu beschäftigen. Ich muss auch zugeben, dass ich selber lange einen Bogen um die Scheibe gemacht habe und auch erst zuschlug, als der Preis so tief im Keller war, dass die CD von selber in den Einkaufswagen schwebte. Zu meiner Ehrenrettung muss ich sagen, dass ich Meister Oliva durchaus öde live performen sah, was mich eine ganze Weile abschreckte. Dass es der Floridianer kann, zeigt er allerdings in eindrucksvoller Manier auf diesem Album, auf dem er nicht nur einige sehr feine Klaviermelodien zum besten gibt, sondern auch eine hervorragende gesangliche Leistung darbietet. Es gibt nicht viele, die gleichermaßen gefühlvoll auf der einen und mächtig-kräftig auf der anderen Seite agieren und das alles mit einer Selbstverständichkeit, die nur ganz wenige erreichen. Dabei sollte man jedoch nicht unter den Teppich kehren, dass auch Zachary Stevens einen phantastischen Job am Mikrofon abliefert, wie man überhaupt sagen kann und muss, dass die Musiker in Galaform unterwegs waren, als sie dieses vor allem inhaltlich sehr komplexe Album aufgenommen haben. Dies sollte nicht nur im Nebensatz erwähnt werden, auch wenn SAVATAGE immer gerne mit Konzepten arbeiten, so ist „The Wake Of Magellan“ aufgrund der Vielschichtigkeit und der großen Anzahl von handelnden Personen da noch einmal gesondert zu erwähnen. Die die Geschichte untermalende Musik tut dies in herausragendem Maße, einerseits ist sie ausgesprochen abwechslungsreich, andererseits dabei aber niemals langweilig oder eintönig.
Natürlich liegt der Fokus auf flotten Songs mit kantigen Riffs und zackigem Drumming, aber auch sehr atmosphärische Nummern kommen nicht zu kurz, teilweise klingen SAVATAGE sogar fast balladesk. Trotzdem sind es die schnelleren Nummern, die auf ganzer Linie überzeugen, der Titletrack oder auch „Morning Sun“ gehen mit einer Geschwindkeit eines Michael Schumachers zu seinen besten Zeiten ins Ohr. Prinzipiell also ein Album, mit dem man gar nichts falsch machen kann. Zurecht ein Klassiker im Genre, bei dem quasi alles stimmt: Spiellaune, Songwriting, Produktion, Artwork und Stimmung haben alles, was man sich als Metalfreund nur wünschen kann. Wer die Scheibe hat, hat alles richtig gemacht, wer sie noch nicht hat, sollte die nächste Gelegenheit nutzen und schleunigst zuschlagen, man würde sonst was verpassen.
Wertung: 9 / 10