Drei Jahre haben sich SAVAGE MESSIAH für ihr nächstes Album Zeit gelassen – das ist für ihre Verhältnisse kein übermäßig langer Zeitraum und doch fühlt es sich an, als sei es um die Engländer lange still gewesen. Wie viele Bands, die nach (gefühlt) langer Abwesenheit wieder von sich hören lassen, kehren auch SAVAGE MESSIAH nicht bloß mit einer neuen Platte zurück, sondern haben „Hands Of Fate“ auch gleich noch mit einem ungewohnt puristischen Artwork ausgestattet und sich obendrein ein neues Logo zugelegt. Welche musikalischen Änderungen verbergen sich dahinter?
Schon auf „The Fateful Dark“ zeichnete sich ab, dass SAVAGE MESSIAH künftig mehr in Richtung Heavy Metal denn astreinem Thrash steuern würden und auf „Hands Of Fate“ scheint diese Entwicklung nun vollendet: Schon der Titeltrack präsentiert sich als modern groovender Heavy Metal-Song und legt den Fokus weg vom Riff-Sperrfeuer auf mehr Eingängigkeit und Stadion-Charakter.
Diese stilistische Kurskorrektur zieht sich quasi als roter Faden durch das gesamte Album und so ist in Nummern wie dem überraschend hymnischen „Wing And A Prayer“ oder auch starken Songs wie „Blood Red Road“, „Solar Corona“ und dem überragenden „Eat Your Heart Out“ von Thrash Metal keine Spur mehr. Stattdessen bieten SAVAGE MESSIAH auf „Hands Of Fate“ Heavy Metal fürs 21. Jahrhundert und verknüpfen in ihren Songs gekonnt die seit 30 Jahren stilbildenden Elemente des Genres mit moderner Songstruktur und Härte. Insbesondere letzteres erreichen die Briten durch eine astreine Produktion von Scott Atkins, der hier für ein glasklares, wuchtiges Klangbild mit Gitarrensound zum Niederknien gesorgt hat – so und nicht anders hat harte Musik anno 2017 zu klingen.
Zumindest mit „Lay Down Your Arms“ hat die Band dann auch auf dieser Platte noch einen Song zu bieten, der dank heftiger Riffs auch auf früheren Alben Platz gefunden hätte, wäre da nicht der beinahe kitschige Refrain. Mit „The Last Confession“ wagen sich SAVAGE MESSIAH dann noch an eine epische Halbballade im Stile von „Fade To Black“ oder „One“ und auch das funktioniert bestens, es offenbart aber auch: SAVAGE MESSIAH zielen mit „Hands Of Fate“ auf maximale Massenkompatibilität und haben jeglichen allzu kantigen Songs abgeschworen.
Böse Zungen mögen das kommerziell nennen und es ist auch anzunehmen, dass die Verkaufszahlen davon profitieren dürften, andererseits ist das aber erstens verständlich und zweitens belegt allein die Tatsache, dass diese stilistische Kursanpassung einwandfrei funktioniert, ohne dass dabei die Essenz dieser Band verlorenginge, Beweis für das enorme Songwriting-Talent von SAVAGE MESSIAH. Obendrein war die Power Ballade „Live As One Already Dead“ einer der stärksten Songs von „The Fateful Dark“, es ist also nicht so, als konfrontierten die Engländer ihre Fans auf ihrem neuen Album mit unerhörten Stilbrüchen. Insgesamt ist „Hands Of Fate“ ein verdammt starkes Heavy-Metal-Album, das mit beiden Beinen im Hier und Jetzt steht und randvoll ist mit starken, eingängigen Songs voller überschäumender Spielfreude – was will man mehr?
Ganz so drastisch wie der optische Stilbruch ist die musikalische Veränderung, die SAVAGE MESSIAH auf „Hands Of Fate“ vollziehen, nicht, aber dieses Album ist unüberhörbar der bisher größte Schritt einer Entwicklung, die sich auf den vorangegangenen zwei Veröffentlichungen bereits ankündigte. Die Engländer kehren dem reinen Thrash Metal auf Album Nummer fünf endgültig den Rücken und entfalten ihr Potenzial als eine der spannendsten zeitgenössischen Heavy Metal-Bands. Ob dieser Schritt in irgendeiner Form mit ihrem Wechsel zum Major Label Century Media zu tun hat, kann dabei weder bewiesen noch widerlegt werden…
Wertung: 8 / 10