Review Savage Circus – Of Doom And Death

SAVAGE CIRCUS wurde – viele werden es wohl wissen – von ex-Blind-Guardian-Drummer Thomen Stauch gegründet. Inzwischen ist er nach einer langen Auszeit aus gesundheitlichen Gründen und auch internen Bandstreitigkeiten leider ganz ausgestiegen. Seinen Platz nahm der im Metal irgendwie allgegenwärtige Mike Terrana ein.
Nach „Dreamland Manor“ aus dem Jahre 2005, erscheint mit „Of Doom And Death“ nun das Zweitwerk der Truppe. Textlich geht es um nicht zusammenhängende Fantasy-Stories, wie Stephen Kings „Dark Tower“ oder um die Geschichten des Wüstenplaneten „Dune“ aus der Feder von Frank Herbert.

Das Debut „Dreamland Manor“ erhielt ausgezeichnete Kritiken, auch bei unserem Zine. Und ich kann sagen, dass der Nachfolger dem in nichts nachsteht. „Of Doom And Death“ überzeugt durch Abwechslungsreichtum, gut durchdachtes Songwriting und professionelle Umsetzung der Ideen. Schon der Titeltrack setzt mit seinem wuchtigen Vormarsch, seiner permanenten Energie und dem wohlüberlegten Konstrukt ein Zeichen. Die Arrangements sind klasse abgestimmt, die Gitarren übertreffen sich an Virtuositäten gegenseitig, Carlssons Gesang ist unheimlich ausdrucksstark und intensiv und der Höhepunkt wird seiner Bezeichnung voll gerecht.
Alle Stücke haben ihre Feinheiten und Eigenheiten, die sie auszeichnen. Bei „The Ordeal“ kommen neben dem erneut dynamischen Groove auch die ersten epischen Passagen ins Spiel. Es drückt dem Song eine intelligente Vielschichtigkeit auf. Und zu den Riffs und Licks, die Sielk und Norberg auf ihren Sechssaitern vom Stapel lassen, habe ich schon lange nichts Vergleichbares mehr gehört. Die alten Parallelen zu Blind Guardian sind zweifelsohne immer noch vorhanden. Die Vereinigung von unnachgiebiger Power und erhabener Epik haben sie geprägt, und SAVAGE CIRCUS haben diese Einflüsse übernommen und entsprechend angepasst.
„Devil’s Spawn“ ist in erster Linie ein geradliniger Banger, doch auch hier flechtet das Quintett mit leichten Maiden-Anleihen noch komplexere Passagen ein. Insgesamt knacken fünf der neun Songs die 7-Minuten-Marke. Dennoch gibt es keine Längen, denn sie werden einfach so einfallsreich, vielfältig und interessant gestaltet, dass der Hörer permanent bei Laune gehalten wird. So ist es auch beim etwas emotionaleren und tiefgründigen „Chasing The Rainbow“, doch das Highlight des Albums ist „Empire“. Hier lassen SAVAGE CIRCUS in das eigentliche Up-Tempo-Konstrukt Abschnitte mit einer fast majestätischen Epik, mitreißende Refrains und tolle Leads einfließen, die, wenn überhaupt, nur Blind Guardian zu ihren Hochzeiten besser hinbekommen hätten.
Auch an den restlichen Tracks gibt es nichts zu meckern. SAVAGE CIRCUS haben auf höchstem Niveau komponiert und nichts dem Zufall überlassen. Das passagenweise an Queens Bombast-Choral-Kompositionen angelehnte „Ballad Of Susan“ mag vielleicht ein wenig die Gemüter spalten, doch das ebenso druckvolle wie harmonische (und auch gelegentlich etwas symphonisch-pompöse) „Legend Of LetoII“ und die knackige und trotzdem schön eingängige Power-Nummer „Ashes From Yesterday“ erfreuen sicherlich das Herz des Metal-Fans.

Neben dem erstklassigen Songwriting, liefern die Beteiligten auch technisch eine einwandfreie Arbeit ab. Auf jeder Position wird absolut professionell gearbeitet, so dass alles zu einer homogenen Einheit verschmilzt. Das überragende Gitarrenspiel muss ich dabei nochmal hervorheben. Jens Carlsson und Emil Norberg agieren ja auch bei den schwedischen Power-Metallern von Persuader, doch ich habe den Eindruck, bei SAVAGE CIRCUS legen sie an Professionalität und Intensität nochmal eins drauf. Da passt einfach alles.

„Of Doom And Death“ ist eines der Power-Metal-Highlight dieses Jahres. Wer sich für dieses Genre erwärmen kann, sollte sich das Album schnellstens zulegen. SAVAGE CIRCUS haben sich nochmal selbst übertroffen und lassen nach oben nicht mehr allzuviel Spielraum. Mir ist nicht bekannt, wann Blind Guardian mal wieder mit neuem Material kontern, doch dieses Album wird schwer zu toppen sein.

Wertung: 9 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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