Review Satyricon – Volcano

  • Label: Virgin
  • Veröffentlicht: 2002
  • Spielart: Black Metal

Ohne jede Frage gehört das Duo Satyr und Frost, zusammen Satyricon, zur Speerspitze des Black Metal, und das sowohl in den Belangen Bekanntheit wie auch Qualität. Während so manche Kapelle sich ihre ganze „Karriere“ lang dämlich anpinselt und sich in ihren Demo-Löchern über ihre Trueness freut und letztendlich doch nichts aussagt, hieven Bands wie Satyricon das Genre mit jedem Alben ein Stückchen weiter und reißen dabei Grenzen ein – nicht etwa zu anderen Genres, sondern schlicht zur Zukunft, zu Dingen, für die andere Gruppen einfach noch nicht bereit sind. Bereits „Nemesis Devina“ (1996) hatte diesen Stellenwert, 2002 folgte mit „Volcano“ ein weiterer Meilenstein dieser Güteklasse, auch wenn es musikalisch wieder etwas ganz anderes als ein bloßer Aufguss ist.

Das Titelbild, eine Python, sagt dabei eigentlich schon das Wesentliche aus: „Volcano“ wirkt am Anfang noch verhalten, ungewiss und gefährlich, doch wie eine Würgeschlange lässt es den Hörer irgendwann nicht mehr los und versprüht eine unglaubliche Dosis der essentiellen Emotionen, von Wut und Hass bis über zu Trauer und Verzweifelung bis zu neu gefundenem Mut und der Erhöhung des Selbst.
„At my Signal – unleash Hell“ heißt es zum Beginn von „With ravenous Hunger“. Der Befehl wird in Form eines akustischen Hassbatzens umgesetzt, und bereits hier merkt man, dass einfach alles stimmt: Die Riffs sind frisch und doch strotzen sie (auch dank der grandiosen Produktion) vor ursprünglicher Kälte, Frost muss an der Schießbude wohl niemandem mehr etwas beweisen und textlich hat Denker Satyr auf „Volcano“ sowieso seine bisherige Doktorarbeit abgeliefert. Der weitere Verlauf des Albums ist einfach unglaublich – es reiht sich ein makelloses Stück Musik an das nächste, an zweiter Stelle befindet sich auch prompt einer meiner persönlichen Favoriten: „Angstridden“ besteht die erste Minute lang aus einem einzigen, simplen Gitarren-Riff, durch unterschiedliche Variationen am Bass und besonders am Schlagzeug denkt man trotzdem, dass man alle paar Sekunden etwas anderes zu hören bekommt. In der zweiten Hälfte dann der totale Umschwung: Eine düstere, pessimistische Stimmung, unterstützt durch den grandiosen Gast-Gesang von Anja Garbarek (erwartet hier nicht den üblichen Gothic / Opern-Dreck) und späteren Synthisizer-Einsatz…schlicht grandios.Während „Fuel for Hatred“ räudigen Black’n’Roll bietet, verläuft „Suffering the Tyrants“ vergleichsweise langsamer, wofür „Possessed“ aber wieder losbrettert – es ist klar zu sehen, „Volcano“ stellt eine absolute Achterbahnfahrt dar und Eintönigkeit, Langeweile kommt zu keiner Sekunde auf. Auch „Repined Bastard Nation“, welchem auf dem Wacken 2004 nach „Fuel for Hatred“ ein zweites Video spendiert wurde, setzt seine ganze eigene Marke und wechselt zwischen verschiedenen Geschwindigkeiten und Ausrichtungen, „Mental Mercury“ hingegen bedient in einem Lied zwei Extreme: Zuerst wirkt die Stimmung des Stücks stark, hoffnungsvoll und kampfbereit, die zweite Hälfte allerdings herrscht eine negative Energie über alles. Der Kristall-Ausklang führt letztendlich zum insgeheimen Titelstück des Albums, „Black Lava“. Man kann förmlich spüren, wie jene langsam und absolut ohne Eile alles unter sich begräbt, was sich ihr in den Weg stellt. Vom Aufbau ist das hier klar der einfachste Song, trotzdem zieht er sich unglaublich atmosphärisch über eine Länge von über 14 Minuten. Bis auf einen richtigen Knüppelpart ist hier so ziemlich jedes auf „Volcano“ vorhandene Element vorhanden, so dass man „Black Lava“ mit Fug und Recht als atemberaubende Zusammenfassung eines ebenso atemberaubenden Albums sehen kann.
So lange wie ich nun auch suche und nachdenke: Mir fällt beim besten Willen nichts ein, was ich an diesem Album kritisieren soll. Zur Musik habe ich schon alle möglichen Worte verloren, sie jedoch einem potentiellen Nicht-Kenner des Albums zu beschrieben, fiel reichlich schwer…auch das Beiheft ist gelungen, bietet gute Fotos der beiden Protagonisten und zudem alle sehr gelungenen Texte aus der Feder Satyrs, die Produktion ist glasklar und lässt so jede einzelne Komponente wirksam erscheinen.

Allerdings ist gerade der zuletzt erwähnte Vorzug so eine Sache, die sicher nicht jedem Gefallen wird. Machen wir uns nichts vor, wir reden hier von Black Metal, da geht es für viele eben nicht mit einem vernünftigen Klang. Nicht nur der wird dem Schwarzmetall-Puristen missfallen: Auch wenn man weit, weit entfernt von nur schwer genießbarem „Prometheus“-Gefrickel entfernt ist, ist das Liedgut doch komplexer als bei einem Großteil der Genre-Kollegen. Summa sumarum ist „Volcano“ einfach ein Album, dem man ein paar Durchläufe geben muss – entweder wird man es danach lieben oder hassen, Aussagen wie „Hm weiß nicht, so Durchschnitt“ kann ich mir in keiner Weise vorstellen. Ein Gesamtkunstwerk.

Wertung: 10 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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