Steht die Geschwindigkeit der Musik in irgendeinem Verhältnis zur Produktivität einer Band? Wohl eher nicht – dennoch könnte man diesen Eindruck gewinnen, wenn man die Veröffentlichungen der dänischen Doom-Metal-Band SATURNUS in Relation zu ihrem Bestehen stellt: 2013 feiert die Band ihr zwanzigjähriges Jubiläum, „Saturn in Ascension“ stellt dabei allerdings erst ihr viertes Album dar. Dennoch (oder gerade eben deswegen?) besitzt die Band den Ruf als einer DER ständigen Geheimtipps der Doom-Metal-Szene. Auch wenn die Band ursprünglich in Richtung Melodic Death Metal tendierte, hat sich die musikalische Grundprämisse in diesen zwanzig Jahren in eine gänzlich andere Richtung entwickelt und lässt sich am besten als melancholischer Doom Metal beschreiben. Während ein wenig Melodie in einem häufig monotonen Genre prinzipiell gut tut, muss man sich bei „Saturn In Ascension“ allerdings die Frage stellen, wann musikalisch die Grenze zum Kitsch überschritten ist und wann Kitsch eigentlich gut sein kann.
Dies wird bereits beim Opener „Litany Of Rain“ deutlich, der zunächst von Frauenchören und Keyboard-Flächen eingeleitet wird – nur um kurz darauf den Weg für fette Gitarrenriffs, ein verhalltes Schlagzeug und das markerschütternde Growlen von Thomas A.G. freizumachen. Unterstützt von sehnsüchtigen Gitarrenmelodien, welche als eine Reminiszenz an alte Death-Metal-Zeiten gewertet werden können, walzen SATURNUS in Zeitlupe, aber ohne Rücksicht auf Verluste alles platt. Immer wieder werden die überlangen Songs durch Spoken-Word-Passagen angereichert, welche den poetischen und tieftraurigen Texten noch mehr Tiefe verleihen. Diese Stimmung wird im folgenden „Wind Torn“ noch einmal besser transportiert, bis im dritten Song eine Akustikgitarre das Kommando übernimmt, welche von einem gesprochenen Text überlagert ist und nur gelegentlich durch Frauengesang und Keyboard-Flächen unterstützt wird. Schließlich wartet „A Father’s Providence“ mit einem deutlichen Tempoanstieg auf, was den Song schnell zu einem Melodic-Death-Song mutieren lässt.
Und das war es dann eigentlich auch schon, denn die folgenden vier Songs unterscheiden sich – wenn sie dies denn überhaupt tun – nur in leichten Stimmungsschwankungen hin zur nur leicht wahrnehmbaren Aggressivität von der ersten Hälfte des Albums. Sicher, Doom Metal ist keine Musik, die sich durch möglichst große Varianz auszeichnet – gerade durch den Einsatz einer melodischen Gitarre und einer Abwechslung in den Songstrukturen wäre hier allerdings mehr drin gewesen. Die Songs in sich sind zwar alle atmosphärisch und wissen auch zu gefallen – allerdings plätschern sie größtenteils ohne Ziel und Höhepunkt vorbei. Die melodischen Gitarrenmelodien funktionieren zwar oft, werden im Zusammenspiel mit dem Keyboard allerdings in manchen Momenten darüber hinaus einfach zu kitschig, als dass sich ein wirklicher Hörgenuss einstellen will. Dazu fehlt dem Album ein roter Faden, was „Saturn In Ascension“ lediglich als Aneinanderreihung einzelner Songs erscheinen lässt. Zu vernachlässigen ist darüber hinaus der Bonustrack „Limbs Of Crystal Clear“, welcher eine remastered Version der ersten Demo darstellt – der Melo-Death-Song ist immer noch ein einziges bassiges Wummern, dem man keine klaren Strukturen entnehmen kann.
Insgesamt ist SATURNUS mit ihrem vierten Album ein gutes Album gelungen, welches mit einer tollen Stimmung aufwarten kann. Spannung, Höhepunkte oder Abwechslung in den Songstrukturen sucht man hier allerdings leider vergebens.
Wertung: 6.5 / 10