Dass Finnland als eines DER Heavy-Metal-Länder überhaupt gilt, ist hinlänglich bekannt. Geht es um die in letzter Zeit höchst erfolgreiche New Wave Of True Heavy Metal, haben aber andere Staaten die Nase vorn. Die 2015 in Helsinki gegründeten SATAN’S FALL schicken sich an, das zu ändern und leisteten sowohl mit ihrer Debüt-EP „Metal Of Satan“ als auch mit ihrem vor drei Jahren erschienenen Album „Final Day“ bereits einen beachtlichen Beitrag zum wieder erstarkten Traditionsstahl. Inzwischen ist die Truppe beim etablierten deutschen Label SPV untergekommen, wo vor nicht allzu langer Zeit ihr zweites Album „Destination Destruction“ erschienen ist.
SATAN’S FALL der NWOTHM zuzuschreiben, ist zwar richtig, wird ihrem Sound aber nicht vollständig gerecht. Wie sich auf „Destination Destruction“ zeigt, sind die Burschen aus Helsinki zwar unüberhörbar von den seligen 80ern inspiriert, präsentieren sich vor diesem Hintergrund aber zu keiner Zeit als die nächste Iron-Maiden– oder Judas-Priest-Kopie. Klar, Nummern wie „Lead The Way“, „Garden Of Fire“ oder „Kill The Machine“ könnten musikalisch auch von Kollegen wie Skull Fist oder Ambush stammen, gesanglich erlebt man hier aber eine dicke Überraschung: Frontmann Miika Kokko singt deutlich aggressiver als all die Dickinson- und Dio-Kopisten der Szene, was den Sound der Finnen eher in die Nähe von Elm Street rückt.
Insgesamt ist die Musik von SATAN’S FALL ziemlich gelungen, denn die Songs fallen durchweg authentisch aus und die Band überzeugt nicht selten mit wirklich starken Riffs. Insbesondere „Monster’s Ball“ zeigt, dass der Truppe auch epische Arrangements liegen, was nicht jede Retro-Kombo von sich behaupten kann. Die häufigen Vergleiche zu anderen NWOTHM-Bands legen aber auch nahe, dass die Mannschaft nicht allzu viel Neues zu bieten hat und tatsächlich hat man das meiste auf „Destination Destruction“ schon anderswo gehört. Dieses Manko wird in Teilen von der superben Leadgitarrenarbeit von Gitarrist Tomi Mäenpää aufgewogen, denn dessen atemberaubendes Spiel liegt weit oberhalb des Durchschnitts – am besten nachzuhören im Cover „Go Go Power Rangers“.
Die Produktion passt dabei bestens zur Musik, denn auch hier streben SATAN’S FALL den Spagat zwischen traditionell und modern an. Die Gitarren klingen druckvoll aber doch erdig, insgesamt kommt „Destination Destruction“ aber nicht wie in der Sparte allzu oft üblich wie eine Demo-Aufnahme aus den 80ern rüber, sondern klingt in seiner Wucht durchaus nach heutigen Produktionsstandards. Weil die Kombination aus traditionsbewusstem Songwriting und zeitgemäßem Druck eigentlich immer Spaß macht, funktioniert das auch hier bestens und sorgt dafür, dass der Sound der Finnen angemessen in Szene gesetzt wird. Und ja, SATAN’S FALL haben wirklich den „Marienhof“-Titelsong gecovert und es ist großartig.
In einer derart überbevölkerten Szene wie der NWOTHM braucht es etwas mehr als ein Album wie „Destination Destruction“, um die Spitze zu erklimmen, denn dort verteidigen Bands wie Ambush oder Air Raid noch immer erfolgreich ihre Führung. Trotzdem haben SATAN’S FALL ein mehr als solides Heavy-Metal-Album eingespielt, das auf jeden Fall die etwas modernere Herangehensweise an den traditionellen Metal (und die beeindruckende Gitarrenarbeit) als Kaufargument ins Feld führen kann. Fans von traditioneller Härte mit modernem Druck sollten SATAN’S FALL auf jeden Fall eine Chance geben und werden „Destination Destruction“ höchstwahrscheinlich mehr als einen Durchlauf spendieren.
Wertung: 7 / 10