Mit ihren ersten beiden Alben „Court In The Act“ und „Suspended Sentence“ erspielte sich die NWOBHM-Band SATAN in kürzester Zeit Legendenstatus, nur um sich wenig später aufzulösen. Knapp 25 Jahre später vollbrachte die Truppe um Blitzkrieg-Sänger Brian Ross dann ein kleines Wunder, legte sie doch ein Bilderbuch-Comeback in Originalbesetzung hin und knüpft seither mit ihren Platten nahtlos an den Erfolg ihrer Anfangstage an. Für ihr neues Album „Cruel Magic“ sicherten sich SATAN gar einen Vertrag mit Metal Blade Records, weshalb die Zeichen weiterhin auf Erfolg stehen.
Wie vermutlich von den meisten Fans erwartet sind sich SATAN auf ihrem neuesten Album in jeder Hinsicht treu geblieben, weshalb „Cruel Magic“ voll und ganz die logische Fortsetzung ihrer letzten Platte „Atom By Atom“ und damit des klassischen SATAN-Sounds ist. Somit ist das auch das einzige, was an diesem Album vorhersehbar ist, denn wie immer bieten die Briten auch auf „Cruel Magic“ ihre ganz eigene Herangehensweise an den typischen Sound der NWOBHM. Man darf also wie immer das Unerwartete erwarten.
Das resultiert in einem Album, dessen Songs irgendwo schon in der Tradition des Genres verwurzelt sind, dabei aber absolut klischeefrei ausfallen und altbekannte Versatzstücke der Sparte bestenfalls andeuten. So kommen SATAN schon mit dem eröffnenden „Into The Mouth Of Eternity“ mit dezent progressivem Einschlag aus den Boxen und haben auch im Folgenden keinerlei Angst vor Experimenten. „Cruel Magic“ ist daher erneut eine verflucht vielschichtige Angelegenheit, die mit Nummern wie dem vertrackten, aber dennoch groovenen Titeltrack, verfrickelten Stücken wie „The Doomsday Clock“ oder „My Prophetic Soul“, einem ruhig eingeleiteten Titel wie „Who Among Us“ oder dem perlenden Mittelteil des ansonsten brachialen „Legions Hellbound“ für ein Höchstmaß an Abwechslung sorgt.
Fans von Saxon, Raven oder anderen „gewöhnlicheren“ Vertretern der NWOBHM mag das ein wenig zu verkopft sein, allerdings gelingt es SATAN, den Hörer trotz all der verspielten Unvorhersehbarkeit auf „Cruel Magic“ stets bei Laune zu halten und mitzureißen, weil die Songs dennoch nie den roten Faden vermissen lassen. Verpackt wurde „Cruel Magic“ dabei in ein angenehm warmes Low-Fi-Klangbild, dass angenehm an die ausgehenden 70er erinnert und zu keiner Zeit poliert anmutet, aber dennoch genug druck und Klarheit aufbietet, um nicht nach Garage zu klingen – genau wie bei ihrer Gradwanderung aus Tradition und Innovation haben SATAN also auch bei der Produktion ihrer Platte den idealen Mittelweg aus alt und neu gefunden. Sehr schön!
SATAN waren schon immer die „etwas andere NWOBHM-Band“ und auch „Cruel Magic“ dürfte mehr als einen Durchlauf benötigen, um sich dem Hörer in vollem Umfang zu erschließen. Sicher, progressive Klangexperimente gibt es bei SATAN zu keiner Zeit, allerdings fallen die Briten nicht so sehr mit der Tür ins Haus wie viele ihrer Zeitgenossen, weshalb „Cruel Magic“ eben etwas braucht, um sich voll zu erschließen. Wer sich die Zeit nimmt, wird allerdings mit einem spannenden Heavy Metal-Album belohnt, das stellenweise geradezu frech um die traditionellen Gepflogenheiten des Genres herumtänzelt.
Wertung: 8.5 / 10