Old School Hair Metal ist zurzeit durchaus in Mode. Die Erfolge so mancher Band zeigen den Weg für eine ganze Gruppe Nachwuchstalente, und die gemeinsamen Vorbilder Skid Row oder Guns N‘ Roses haben auch heute noch viele Fans. Ob man den Hair Metal nun mit Pornocomedy paart wie Steel Panther oder mit Teutonenstahl kombiniert wie die frühen Kissin‘ Dynamite, ist dabei eher nebensächlich – Hair Metal war schon immer mehr als nur Musik. SANTA CRUZ aus Finnland haben ebenfalls mit Hair Metal angefangen und legen nun mit ihrem Zweitling „Santa Cruz“ nach.
Die Band hat sich ebenfalls in eine etwas andere Richtung entwickelt: Nach dem eher noch klassischen Erstling präsentieren sie sich auf „Santa Cruz“ eine Spur moderner im Klang und erlauben sich eine Spur mehr Rock als Metal. Das ist an und für sich natürlich legitim und passt nicht schlecht zur Musik. Nein, diese Entscheidung ist nicht der Grund, warum SANTA CRUZ trotz guter handwerklicher Leistung nicht so recht zu überzeugen wissen. Der Fehler liegt eher im Songwriting.
Das Problem ist nämlich, dass sich alle Songs auf „Santa Cruz“ vorhersehbar entwickeln und nahezu gleich anhören. Vom Opener „Bonafide Heroes“ bis zum vorletzten Titel „Vagabonds“ überrascht nichts auf „Santa Cruz“. Jeder Song ist eine Variation des üblichen Strophe-Refrain-Schemas, der „Ohohoho“-Passagen, der gesprochenen Abschnitte und den immer gleichen Mustern brutaler Riffs im Marschrhythmus. Der Abwechslung tut es auch nicht gut, wenn man gleich zwei Songs hintereinander durch Zählen beginnt („My Remedy“, „6 (66) Feet Under“). Dazu gibt es die zwar genretypischen, aber leider auch totgerittenen textlichen Klischees und „explicit contents“. Merke: Eine hohe Quote von four-letter-words gleicht nicht mangelnde Ideen aus. Sogar die Ballade des Albums („Can You Feel The Rain“), sonst durchaus eine Stärke in diesem Genre, ist nur Durchschnittsware.
Hinzu kommt eine sehr moderne und saubere Produktion, die man streckenweise fast klinisch nennen möchte. So bleibt von „Santa Cruz“ auch nach mehrere Durchläufen fast verzweifelt konzentrierten Hörens beinahe nichts hängen. Sicherlich haben einige Songs Potenzial („Wasted & Wounded“), aber wenn sie zwischen lauter ganz ähnlichem Material versteckt werden, können auch sie nicht richtig glänzen. Ich fürchte, das hier ist nur etwas für die ganz beinharten Fans der Musikrichtung.
Wertung: 5 / 10