Nun also doch: Warrel Dane, seines Zeichens Sangesgott der mittlerweile arg dezimierten Nevermore, möchte es also noch einmal wissen und gräbt sein erstes Baby, die Seattler Power-Metal-Formation SANCTUARY, zum großen Comeback wieder aus. Genauer gesagt 24 Jahre nach dem Genre-Klassiker „Into The Mirror Black“ erscheint nun nach bereits mehrmaligen verjährten Ankündigungen das insgesamt dritte Album „The Year The Sun Died“, welches von einigen Fans im Vorfeld der Veröffentlichung sicherlich zu den heißesten Eisen in diesem Jahr gezählt wurde – doch die Comeback-Flamme lodert nur kurz auf.
Machen wir es kurz und schmerzlos – das neue Werk der nahezu in Originalbesetzung agierenden Amerikaner ist schlichtweg enttäuschend und streckenweise erschreckend inspirationslos ausgefallen. Es ist klar, dass eine Band 24 Jahre nach ihrem letzten Album nicht mehr so klingt wie damals und dies wahrscheinlich auch gar nicht vorhatte – Musiker entwickeln sich schließlich weiter. Das erklärt jedoch leider nicht die Leistung auf „The Year The Sun Died“. Die Songs haben keine Power, keine zwingenden Riffs, keine einprägsamen Hooks. Alle Trademarks von SANCTUARY, die eben die beiden ersten Alben zu Klassikern gemacht haben, fehlen somit. Stattdessen bekommt man zwar angemessen produzierten, aber zu größten Teilen zahnlosen Metal zu hören, der die eigentliche Genre-Bezeichnung „Power“ zu keiner Sekunde rechtfertigt.
Am ehesten kann man sich noch auf die erste Albumhälfte konzentrieren, die mit „Exitium (Anthem Of The Living)“ und dem wohl besten Track „Frozen“ zwei recht gute Kompositionen zu bieten hat, bei denen auch die Refrains endlich zünden wollen und etwas Atmosphäre aufkommen mag. Songs wie “Let the Serpent Follow Me“ oder „Question Existence Fading“ dagegen stehen genau für das größte Problem der Scheibe, da sie den Hörer mit ihren schnarchigen Riffs und monotonen Refrains nicht mitreißen können. Die zweite Hälfte von „The Year The Sun Died“ ist dann sogar nicht mehr der Rede wert. Ein „The Dying Age“ oder auch „One Final Day (Sworn To Believe)“ sind aufgrund ihrer monotonen Melodielage und ihres repetitiven Aufbaus einfach nicht gut, so traurig das auch klingen mag. Einzig der Titeltrack zum Schluss zeigt noch positive Akzente.
Den größten Schwachpunkt stellt aber Warrel selbst dar, eine These, die man noch vor einigen Jahren als pure Blasphemie abgewatscht hätte. Aber schon auf der letzten Nevermore-Scheibe („The Obsidian Conspiracy“, 2010) und auch seinem Solo-Werk ein paar Jahre zuvor hatte man gemerkt, dass er seine so markante, wehleidige Stimme deutlich zurückfährt und sich in ruhigen, tieferen Gewässern wohler fühlt. Natürlich ist und bleibt er weiterhin ein großartiger Sänger, nur leider „passt“ dieser Gesang zu dem Material auf „The Year The Sun Died“ und klingt streckenweise besonders in den Refrains lust- und kraftlos. Auch den Gesangslinien mangelt es hierbei an Abwechslung und Emotionen.
Mir ist klar, dass diese Eindrücke vernichtend klingen (für manche gar überzogen), aber genau dies sollen sie auch. Bei einer Band diesen Talents und den vielen Jahren professioneller Musik auf dem Buckel darf und sollte man als Fan einfach mehr erwarten können. So aber bleibt mit SANCTUARYs „The Year The Sun Died“ ein schwaches Comeback zurück, leider eine der größten Enttäuschungen im Jahre 2014.
Wertung: 3 / 10