Die Welt ist klein. Kaum hatte ich die Promounterlagen zur aktuellen SANCTION-X Scheibe “The Last Days” erhalten, dachte ich mir „das Bild kennst du doch”. Und tatsächlich, der Coverkünstler ist gerade dabei einen Bildband herauszugeben zu dem meine Mutter das Vorwort geschrieben hat. Nun gut, lustiger Zufall, aber es kommt noch besser. Beim Blick auf das Bandphoto, dacht ich mir, „den Typ…“. Und tatsächlich, mit Drummer Peter Langer hab ich schon die Bühne geteilt, als wir ihn anno 2004 mit seiner alten Band (The Armada) mal nach Tuttlingen eingeladen hatten.
Mit solchen persönlicher Verstrickungen ist es nicht immer leicht eine objektive Bewertung der Musik vorzunehmen, ist die eigene Wahrnehmung doch leicht anfällig für persönliche Sympathien und Animositäten. Doch SANCTION-X machen es mir leicht. Viel zu routiniert und qualitativ hochwertig schallt „The Last Day“ aus den Boxen, sodass erstmal nicht viel Platz für negative Kritik bleibt. Zumindest was die Routine der Truppe angeht ist dass nicht verwunderlich. Spielt in ihren Reihen neben dem benannten Peter Langer (auch ehemaliger Drummer der in den 80ern sehr erfolgreichen Band Stormwitch) auch der ehemalige Frontline und Evidence One Gitarrist Robby Böbel. Und auch der Rest der Herrschaften sind laut Promozettel keine unbeschriebenen Blätter sondern in verschiedenen Bnads aktiv, sodass „The Last Day“ zwar einene Debutscheibe ist, die Jungs aber keine wirklichen Debutanten mehr sind. Dass eine zusammengewürfelte Alt-Herren-Mannschaft nicht automatisch ein Erfolgsgarant ist machen unzählige Beispiele quer durch alle Genre klar. Umso erfreulicher ist, dass SANCTION-X es nach nur einem Jahr gemeinsamen musizierens schaffen eine erfrischend modern klingende Platte auf den Markt zu werfen, die traditionellen Melodic Metal ohne Anbiederung an irgendwelche Trends präsentiert.
Schon der Opener „The Calling“ zeigt alle Stärken der Band auf: Zum Einen hätten wir da den schweren, schleppenden Rhythmus der perfekt zur rauen, kraftvollen und (leider nicht immer) in mittleren Tonlagen angesiedelten Stimme von Sänger Ebby passt. Ein wirklich überzeugender Sänger. Zum Anderen die starke Gitarrenorientierung der Musik, die gelegentlich von Keyboardklängen unterstützt wird um die nötige Dramtik in den einzelnen Stücken aufzubauen. Die starke Eingängigkeit besonders der Refrains wird nicht auf Kosten des musikalischen Anspruchs betrieben, was das musikalische Können der Musiker unterstreicht. Schließlich verzichten die Herren noch auf die übliche Schwert und Drachen Lyrik, was von mir dankbar als weitere Wohltat empfunden wird. Weitere Highlights stellen das etwas an Symphony X (was haben die bloß alle mit der 10?) erinnernde „Eyes Of A Stranger“ und das nachdenkliche „Reason Why We Were Born“ dar. Auch der Rest der Stücke fällt kaum ab, sodass man von einer konstant hochwertigen Leistung sprechen kann. Doch was wären Stärken ohne Schwächen?
Besonders das Songwriting offenbart sich als großes Manko: Das Ausbrechen aus dem schleppenden Midtempo findet viel zu selten statt und führt zu einigen Längen auf der Scheibe und dem Fehlen von liedübergreifenden Spannungsbögen. Außerdem ist der Aufbau der Stücke noch zu sehr dem Baukastenprinzip entnommen, inklusive der zugehörigen Überbetonung der sehr eingängigen Mitsing-Refrains.
Unterm Strich bleibt also eine in die Jahre gekommene Herrenrunde die mit „The Last Day“ ein starkes Debut vorlegt. Wie jedes Debut zeigen sich natürlich noch Verbessungsansätze, nichtdestotrotz kann die Formation auf weiten Strecken schon sehr überzeugen.
Wertung: 8 / 10