SAKIS TOLIS gehört zu den bekanntesten Metal-Musikern Griechenlands – immerhin prägt er seit bald 40 Jahren die Extreme-Metal-Szene. Nach fünf Alben mit Thou Art Lord sowie 13 Alben mit Rotting Christ veröffentlicht der Gitarrist mit „Among The Fires Of Hell“ sein erstes Soloalbum. Einen kompletten Stilwechsel brauchen Fans seines bisherigen Schaffens nicht zu befürchten – vielmehr hat SAKIS TOLIS auf dem Album die kürzesten, im Midtempo gehaltenen Songs aus seinem Fundus zu einem Album vereint, eingespielt und kurzerhand einfach online gestellt. CDs gibt es bislang nicht, für Schallplattensammler ist immerhin unterdessen eine Vinyl-Version erschienen.
Die Entstehungsgeschichte der Songs – ausführlicher nachzulesen in unserem Interview – bedingt, dass „Among The Fires Of Hell“ große Parallelen zu Rotting Christ aufweist. Dies gilt insbesondere für Melodieführungen und Harmonien, prinzipiell aber auch für das Riffing. Statt der stampfenden Drums als stilprägendes Element bei Rotting Christ stehen bei SAKIS TOLIS allerdings eher die Gitarren im Mittelpunkt – sowohl in Form etwas rockigeren Riffings als auch in Form epischer Leads. Und an die stelle okkulter, ritueller Lyrics sind hier persönlichere, gefühlvollere Texte gerückt.
Auffällig ist auch Vielfalt im Gesang: Ein gelungener Mix aus den Erzählerstimmen von Andrew Liles und Stratis Steele, Sakis‘ kraftvoller, harscher Stimme, wie man sie von Rotting Christ her kennt, und Chören („My Salvation“, „The Silence“) macht das Album diesbezüglich angenehm vielseitig. Das ist insofern wichtig, als die Songs musikalisch zwar durchweg stark, aber nicht stark unterschiedlich ausgefallen sind: Das Konzept, sich für dieses Album auf kurze Songs im Midtempo zu beschränken, sorgt zwar für eine in sich schlüssige Gesamtatmosphäre, nicht aber für große Dynamik. Bei einer Gesamtspielzeit von lediglich 35 Minuten fällt das zum Glück nicht weiter negativ ins Gewicht.
Was „Among The Fires Of Hell“ jedoch hat, ist eine Art von Unbeschwertheit, die insbesondere dem letzten Album von Rotting Christ fehlte: Hier musiziert ein Mann, der ganz genau weiß, was er kann und will – aber eben auch genau weiß, was von ihm bei Rotting Christ erwartet wird. Während man bei „The Heretics“ (2019) darum mitunter das Gefühl hatte, die Band hätte ihren Mut zur Innovation aufgegeben und rein auf Sicherheit gespielt, klingt dieses Soloalbum frisch und ungezwungen.
Es mag im Hinblick auf das nächste Rotting-Christ-Album skeptisch stimmen, dass SAKIS TOLIS bei diesen acht Songs hier der Meinung war, dass sie nicht zu Rotting Christ zu passen: Eigentlich wäre „Among The Fires Of Hell“ nämlich auch ein erfrischend innovatives Rotting-Christ-Album geworden. Fürs Erste kann das Fans jedoch egal sein – denn (Band-)Namen sind bekanntermaßen nur Schall und Rauch. Wer an Rotting Christ also eher die melodische Dark-Metal-Anteile als die okkulte, rituelle Komponente zu schätzen weiß, ist bei SAKIS TOLIS gut aufgehoben.
Wertung: 8.5 / 10