Obwohl ich Frankreich nun vielleicht nicht als Black Metal-Hochburg bezeichnen würde, muss ich zugeben, dass mich gerade in letzter Zeit einige Künstler von jenseits des Rheins zu begeistern wussten: Seien es nun Angmar oder Reverence – verstecken braucht sich unser Nachbarland nicht für seine Schwarzmetaller.
Einen Absoluten musikalischen Höhepunkt aus dem Land der Generalstreiks und Fussball-Staatskrisen bieten jedoch SAEL, um deren neues Werk, das erste Full-Length in der mittlerweile achtjährigen Bandgeschichte, es hier gehen soll.
Unter dem Titel „The Sixth Extinction“ präsentiert das Quartett um Reverence-Drummer Vincent Roubière hier nämlich eine gute Dreiviertelstunde hochklassigen Black Metal, der wahrlich Aufmerksamkeit verdient hat.
Gleich der Opener, „Being Judas“, vermag diese Qualität unter Beweis zu stellen: Nach einem furiosen Einstieg wird der Song sofort durch einen ruhigeren Part unterbrochen, der als die sprichwörtliche „Ruhe vor dem Sturm“ bezeichnet werden kann – legen SAEL doch daraufhin in hohem Tempo mit rasendem, aggressiven und schnellen Riffing erst richtig los. Dabei erinnert der Vierer nicht zuletzt Serges Gesang wegen nicht unangenehm an die Norweger von Pantheon I, welche mittlerweile durchaus als Speerspitze des truen (nein, kein Widerspruch!!!) Avantgarde Black Metal angesehen werden können.
Dass bereits der Einstieg zum zweiten Song hingegen an Septic Flesh denken lässt, stellt zweierlei unter Beweis: Zum einen, dass SAEL ein extrem abwechslungsreiches Album geschaffen haben, zum anderen, dass sich das Material, in welche Richtung es auch gerade gehen mag, stets auf höchstem Niveau bewegt.
So bieten die sieben Stücke von „The Sixth Extinction“ eine sehr abwechslungsreiche, dabei jedoch dennoch atmosphärisch eng gestrickte Mischung aus traditionellen Elementen wie auch elegant ins Songwriting eingeflochtenen Parts, die dem Werk einen angenehm modernen, frischen Charme verleihen. Bei alle dem Bleibt jedoch die Aggressivität zu keiner Zeit auf der Strecke – bei aller Melodie und Eingängigkeit mancher Passagen, ist und bleibt „The Sixth Extinction“ ohne jeglichen Zweifel ein waschechtes Black Metal-Album – ein Eindruck, zu dem nicht zuletzt Roubière’s Drumming, welches so aggressiv wie professionell klingt, einen entscheidenden Teil beiträgt.
Doch auch sonst stimmt hier nahezu alles: Wo nötig oder passend, werden die Songs durch dezente Keyboards oder Synthesizer unterstützt, das Bass ist, entgegen der im Black Metal weit verbreiteten These, nur ein leiser Bass sei ein guter Bass, sehr offensiv abgemischt – alles andere wäre jedoch ob der interessanten Bassläufe eine wahre Schande – und auch die gesangliche Vielfalt, die von Black Metal-Geshoute bis hin zu Klargesang, der vom Stil ein wenig an Kvohst von Code beziehungsweise Dødheimsgard erinnert, lässt keinerlei Wünsche offen. Die Krönung des Ganzen stellt die ausgewogene Auswahl des Songmaterials dar, welches von doomig-bedrohlich über episch melodiös bis hin zu aggressiv-rasend nahezu sämtliche möglichen Stimmungen abdeckt und auf elegante Art und Weise miteinander verknüpft und kombiniert.
Bereits mit ihrem ersten Album machen SAEL schon quasi alles richtig: Vom Sound zum Songwriting, von der Atmosphäre bis hin zur Albumlänge – Anhaltspunkte für begründete Kritik findet man auf „The Sixth Extinction“ quasi keine.
Gut, man könnte der Band vielleicht raten, nächstes Mal noch einen herausstechenden Hit auf das Album zu packen, sich öfter an Klargesang zu wagen oder ähnliches… zu Herzen nehmen müssen sich die Verantwortlichen das aber bei Leibe nicht, ist doch bereits ihr Debüt derart gelungen, dass man guten Mutes sein darf, dass die Band auch ohne gut gemeinte Ratschläge ihren Weg machen wird.
Für Fans von Pantheon I, Secrets Of The Moon und Odem Arcarum, wie auch all jene, die allgemein auf anspruchsvollen Black Metal, der nicht nach aufgewärmten Darkthrone klingt, stehen, ein absoluter Pflichtkauf!
Wertung: 9 / 10