Review Sacrifice – The Ones I Condemn

  • Label: Marquee
  • Veröffentlicht: 2010
  • Spielart: Thrash Metal

So klingt es also… das neue Destructifice-Album. Destructifice? Ich meinte natürlich Sacridus… äh SACRIFICE. Man kann aber auch ins Stolpern kommen bei dieser Band: Seit 1984 unterwegs, war 1993 erst einmal Schicht im Schacht. Jetzt, geschlagene 17 Jahre später kommt die Band im Original-Lineup um die Ecke und bringt mit „The Ones I Condemn“ auch gleich noch ein neues Album mit, bei dessen ersten Tönen man sich fragt, ob man im Thrash-Regal daneben gegriffen hat:

Ich muss zwar gestehen, dass ich keines der ersten vier SACRIFICE-Alben kenne, jedoch klingt das, was man in den ersten Minuten von „The Ones I Condemn“ zu hören bekommt, derart nach den Kollegen von Destruction und Exodus, dass mir die Spucke wegbleibt:
Würde ich auf meiner These, Schmier habe ein einmalig individuelles Organ, das man unter allen anderen Thrash-Sängern heraushören könnte, beharren, müsste ich wohl um nicht unglaubwürdig zu werden, die These aufstellen, Rob Urbinati wäre nur ein Pseudonym des eben genannten deutschen Thrashers: Denn das Geschrei des Kanadiers klingt dem von Schmier derart zum verwechseln ähnlich, dass ich mich mehrfach dabei ertappe, unterbewusst Schmier singen zu hören; an den Passagen, an denen der Vergleich nicht hundertprozentig sitzt, schwingt dafür ein wenig Rob Dukes mit.
Ist die erste Überraschung dann gewichen, macht sich an ihrer statt Zufriedenheit breit, kommt der Gesang doch als Konsequenz daraus, dass er wie eine Mischung der Gesangsstile zweier der meiner Meinung nach besten Thrash-Sänger klingt, extrem aggressiv und schlicht und ergreifend fett rüber.
Ähnliches gilt für die Gitarrenarbeit auf „The Ones I Condemn“: Auch in diesem Punkt finden sich deutliche Parallelen zu den beiden genannten Referenzbands – denn auch, wenn man hier nicht immer mit der technischen Ausgefuchstheit, mit der beispielsweise Exodus heutzutage ans Riff- beziehungsweise Songwriting gehen, mithalten kann und gelegentlich auch mit primitiveren Riffs daherkommt, so sind diese, wie auch die Soli, doch durch die Bank grundsolide bis überdurchschnittlich. In Kombination mit einem fetten, thrashigen Sound, der dem Bass genug Raum lässt und die Gitarren herrlich natürlich und roh aus den Boxen schallen lässt ergibt sich so ein sehr stimmiges Gesamtbild.

Was auch immer die Herren in den letzten zwei Jahrzehnten betrieben haben, haben sie doch zumindest nicht vergessen, wie Thrash zu klingen hat. Und auch, wenn man teilweise überdeutlich an andere Genregrößen erinnert wird und hier natürlich nichts wirklich neu ist, weigere ich mich strikt, hier den Plagiats-Vorwurfs-Hammer auch nur schief anzusehen… räume ich einer Band, die seit 1984 in der Szene aktiv ist, doch einfach mal das Recht ein, oldschool zu klingen, ohne sich dafür in irgendeiner Weise rechtfertigen zu müssen.

Wertung: 8 / 10

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