Egal, wie man der Politik von Plattenlabels im Allgemeinen und ROAR (Rock Of Angels Records) im Speziellen gegenüberstehen mag, einer Sache kann man sich sicher sein: Dort legt man Wert auf Qualität. Mit ihrem Vertragsabschluss bei der schwäbischen Plattenfirma haben die Heavy-Metal-Newcomer SABER also schon eine wichtige Hürde genommen. Bei all den Demobändern, die in Hamberg tagtäglich eingehen dürften, hat es schon einige Aussagekraft, dass man ausgerechnet bei der Truppe aus Los Angeles ein lohnenswertes Investment wittert. Umso mehr, weil ROAR nicht nur deren neues Album „Lost In Flames“ vermarkten, sondern zeitlgleich auch ihr 2021 in Eigenregie veröffentlichtes Debüt „Without Warning“ neu auflegen.
Nun ist „Without Warning“ wie gesagt das erste Album von SABER und wurde ursprünglich ohne Plattenfirma im Rücken produziert. Dennoch lässt sich schon hier das zweifelsohne große Potential der Band erkennen: Schon „Storm Of Steel“ eröffnet die Platte als authentischer U.S.-Metal-Song im Stile der mittleren bis späten 80er und überzeugt mit absolut stilechtem Riffing. Auch Nummern wie der Titeltrack, „Outlaw“ und „Leather Laced Lady“ schlagen in diese Kerbe und zeigen, dass diese Burschen auf jeden Fall verstanden haben, was den traditionellen Metal der U.S.-Westküste ausmacht.
Weil sie vermutlich die gleichen Vorbilder hat, unterscheidet sich die Truppe zumindest auf ihrem ersten Album noch sehr wenig von vielen ihrer Mitstreiter, aber Elan und Attitüde stimmen auf „Without Warning“ absolut und das ist bei diesem Sound die Hauptsache. Und SABER haben wirklich Potential: Das von Bands wie Dokken und Triumph beeinflusste Songwriting auf diesem Album vermittelt in jeder Note die ehrliche Begeisterung für das Genre und mit dem Gänsehaut-verdächtigen „Midnight Rider“ ist dem Gespann auch gleich ein erster Hit gelungen. Hinzu kommen hochanständige Leadgitarren, deren Fokus nicht auf Gefrickel, sondern auf nachvollziehbaren Melodiebögen liegt.
Natürlich hat „Without Warning“ auch ein paar Schwächen bzw. lässt an manchen Stellen Raum für Verbesserung. Sänger Steven Villa kopiert zwar ausnahmsweise nicht die üblichen Genre-Größen und ist mitunter auch zu reichlich beeindruckenden Screams imstande, klingt des öfteren aber auch etwas quäkig und gepresst. Auch der Gesamtsound lässt erkennen, das die Truppe aus L. A. zum Underground gehört. Zwar klingt vor allem das Drumkit mit seiner verhallten 80er-Snare angenehm organisch, aber gerade den Gitarren fehlt ein wenig die Durchschlagskraft. Insgesamt ist das aber nicht wirklich schlimm, denn SABER ist für ihr Erstlingswerk ein stimmiger Gesamtsound mit amtlichem Retro-Charme gelungen.
Die noch recht jugendlichen SABER haben mit „Without Warning“ ein starkes Debüt eingespielt, das den Vertragsabschluss mit einem gut aufgestellten Label wie ROAR aus der Reigning-Phoenix-Familie auf jeden Fall rechtfertigt. Zwar lässt die Platte in mancherlei Hinsicht noch Luft nach oben, da die Kalifornier aber erst am Anfang ihrer Karriere stehen, ist davon auszugehen, dass sie sich entsprechend entwickeln werden. In diesem Zusammenhang lohnt es sich wahrscheinlich, diesen Re-Release zusammen mit ihrem zeitgleich erscheinenden neuen Album zu hören, um den seither vollzogenen Werdegang der Formation nachempfinden zu können.
Keine Wertung