Review Sabaton – The Great War

Nicht nach wie sonst üblich zwei, sondern dieses Mal nach drei Jahren schlagen die schwedischen Power-Heavy-Metaller und Hobby-Historiker SABATON wieder mit einer neuen Platte zu. Erneut ist diese geeignet, die angesichts der Band ohnehin geteilte Metal-Gemeinde abermals zu spalten. Kommen SABATON dieses Mal mit Innovation daher, wie es von vielen Kritikern und Hörern seit den letzten drei bis vier Alben vergeblich gefordert wird, oder bleibt alles beim Alten?

„The Great War“ heißt das neue und neunte (wenn man das eher eine Kompilation darstellende „Metalizer“ mit einrechnet, wie es von der Band offenbar gewünscht wird) Album der Schweden. Dieses behandelt inhaltlich ausschließlich den Ersten Weltkrieg. Dabei geht es in den Lyrics einerseits um in diesem Krieg neuartige Waffen und Technologien wie Panzer („The Future Of Warfare“) oder Gas („The Attack Of The Dead Men“). Dazu kommen Songs über bekannte Schlachten wie Verdun („Fields Of Verdun“) oder die Dritte Flandernschlacht („Great War“). Wie schon auf vorherigen Alben üblich, widmen SABATON außerdem berühmten Einzelpersonen wie Lawrence von Arabien („Seven Pillars Of Wisdom“) oder Manfred von Richthofen („The Red Baron“) eigene Nummern. Textlich bleiben SABATON also der Linie so ziemlich treu.

Und musikalisch? Ebenfalls, aber irgendwie auch nicht. „The Great War“ klingt in erster Linie nach einem typischen SABATON-Album. Zumindest im direkten Vergleich mit dem Vorgänger „The Last Stand“ machen sich aber durchaus Unterschiede bemerkbar. Der erfreulichste davon betrifft, so trivial das klingen mag, den Metal-Gehalt der Musik: Während bei „The Last Stand“ die Gitarren im Vergleich zu den Keyboards häufig nur eine begleitende Funktion hatten, zeigen SABATON auf „The Great War“ insgesamt wieder deutlich mehr Mut zur Gitarre. Dazu passt auch, dass die Atmosphäre des Albums insgesamt einen Tick finsterer und schwermütiger ausgefallen ist. Natürlich ist auch „The Great War“ von vorne bis hinten mit Ohrwürmern durchsetzt, aber der in bedrohlichem Mid-Tempo vor sich hin stampfende Titelsong macht insbesondere durch seinen aus der Perspektive eines kämpfenden Soldaten verfassten Anti-Kriegs-Text auf sich aufmerksam, während es sich bei „The Attack Of The Dead Men“ musikalisch wohl um eine der düstersten Nummern handeln dürfte, die die Band je komponiert hat. Unbedingt einer gesonderten Erwähnung bedarf zudem „The War To End All Wars“, welches das Album als letzer Song vor dem Outro „In Flanders Fields“ als einer der außergewöhnlichsten Songs der Band beenden darf: Auf einen wirklichen Refrain, wie er sonst die meisten Nummern der Band prägt, wird komplett verzichtet, und mit der Kombination aus Gitarrenarbeit, Streichereinsatz und bombastischen Chören begibt man sich im Grunde direkt in den Symphonic-Metal-Bereich.

Was die eigentliche Qualität der Songs betrifft, lassen sich nur wenige Vorwürfe machen. Bereits mit dem Opener „The Future Of Warfare“, der sich durch das Wechselspiel von Mid-Tempo-Strophe und schnellem Refrain hervortut, und dem darauffolgendem, energetischem und von Anfang bis Ende mitreißendem „Seven Pillars Of Wisdom“ gelingt SABATON gleich ein mehr als vielversprechender Doppel-Einstieg. Mit „Attack Of The Dead Men“, dem Titelsong sowie dem ersten Vorab-Song „Fields Of Verdun“, der insgesamt stark an die Frühphase der Band aus der Zeit des Albums „Attero Dominatus“ denken lässt, finden sich weitere Highlights. Schwachpunkte stellen dagegen nur in „82nd All The Way“, das SABATON wiederum von ihrer äußerst keyboardlastigen Seite zeigt und sonst nichts wirklich Interessantes bietet, und „Devil Dogs“ dar, welches allzu frappierend an den „Heroes“-Song „Smoking Snakes“ erinnert, dessen Qualität allerdings nicht im Ansatz erreicht.

Letzten Endes ist „The Great War“ eben das neue SABATON-Album. Als solches bringt es zwar zwar zwei eher schwache Songs, ansonsten aber viel gutes bis sehr gutes Material und auch den einen oder anderen potenziellen neuen Klassiker mit sich. Die kleinen Feinjustierungen im Sound fallen auf, reißen eben jenen aber nicht zu sehr aus dem etablierten Konzept, sodass Fans nicht verschreckt und Kritiker nicht umgestimmt werden. Damit bleibt letztendlich alles beim Alten: Wer SABATON bisher mochte, kann auch dieses Mal bedenkenlos zugreifen. Wer SABATON bisher nicht mochte, kann auch dieses Mal bedenkenlos weghören.

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Wertung: 8.5 / 10

Publiziert am von Pascal Weber

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