Pirate Metal! Cool! Immerhin ist diese Domäne, mit der man wohl zuerst die Party-Schotten Alestorm in Verbindung bringt, noch nicht derart ausgereizt wie viele andere Subgenres. Da kommt eine Band mit solch einem kreativen Namen wie RUMAHOY und ihrem ebenfalls spitzfindig betitelten Erstling „The Triumph Of Piracy“ doch gerade zur rechten Zeit, sollte man meinen. Um Landsleute von Alestorm handelt es sich dabei auch noch, was soll da noch schief gehen? Der Rezensent versetzt sich also in die Stimmung des goldenen Piratenzeitalters, rückt sich den imaginären Piratenhut zurecht, die eingebildete Augenklappe sitzt schon ganz gut. Und was wäre so eine Freibeuter-Metal-Seefahrt ohne Alkohol? Also gemäß dem Bandnamen schnell in Gedanken eine zünftige Buddel voll Rum bereitgestellt und wir drücken auf „play“ beziehungsweise stechen in See.
Nach einer halben Minute begrüßt uns ein gewisser Captain Yarrface und erzählt tolle Stories über „Rum“, „Ale“, „Treasure“, „Oceans“ und Piraten, die tun, was Piraten eben so tun wollen. Das Ganze unterlegt von kernigen „Ahoy!“-Rufen, als hätten wir nicht eh schon verstanden woran wir hier sind. Moment einmal: Der Rezensent schrieb oben doch etwas von einer neuen Band namens RUMAHOY und jetzt erzählt er uns etwas von Alestorm? Dem bekommt sein eingebildeter Rum scheinbar gar nicht gut. Tja, rein konzeptuell gesehen lassen sich RUMAHOY von den Genre-Vorreitern nun einmal nicht unterscheiden. Es ist legitim, sich an Vorbildern zu orientieren, das machen viele Bands unterschiedlicher Genres. Ein derartiges, im Grunde schon als dreist zu bezeichnendes akribisches Nachbauen der Musik findet man in dieser Form jedoch nur selten und der Rezensent benötigt nun erst einmal einen sehr, sehr großen Schluck aus seiner imaginären Buddel, um das zu verdauen. Ach, wäre der Rum doch nur echt!
Es zeugt zugegebenermaßen nicht immer von gutem Stil, eine Band in einer Rezension fortlaufend mit einer oder mehreren anderen zu vergleichen. RUMAHOY biedern sich und ihre Musik für diesen Vergleich jedoch dermaßen an, dass es nicht anders geht und sie sicher auch kein Problem damit haben, ihn sich gefallen zu lassen. Wenn es doch wenigstens eine gute Kopie wäre, die man hier abliefert. Doch als wären Alestorm an sich nicht schon witzig und selbstironisch genug, kann man RUMAHOY mit viel gutem Willen eigentlich nur als Parodie durchgehen lassen – jedoch als eine sehr schlechte. Da versucht man krampfhaft, das klischeehaft-überzogene Piraten-Image, das wissentlich realitätsfern ist (Alestorm-Mastermind Christopher Bowes gibt ja selbst zu, von wirklichen historischen Piraten nicht viel Ahnung zu haben), mit all seinen Facetten zu übernehmen und scheitert dabei auf ganzer Linie. Man muss den Stil von Alestorm gewiss nicht mögen, hört der Musik jedoch eine gewisse Qualität und ein vorhandenes Können dahinter an. Die Riffs und Melodien, die RUMAHOY auf „The Triumph Of Piracy“ anbieten, sind jedoch von erschreckend minderwertiger Qualität und die Texte an intellektuellen Entgleisungen kaum zu überbieten. Klar, auch Alestorm nehmen sich selbst nicht ernst was das betrifft, aber bitte: „Yahahaha, we’re going to war, we’re the pirates in a battle“. Dem Rezensenten fiel seine imaginäre Rumbuddel schließlich aus der Hand. Bloß gut, dass diese zu dem Zeitpunkt schon zu drei Vierteln leer war, weil sich das musikalische Debakel anders schwer ertragen lässt.
Da könnten selbst die Vocals, so sie denn gelungen wären, auch nicht mehr viel daran ändern, sind sie aber ohnehin nicht. Das tiefe Gebrumme killt hypothetisch gesehen jede Stimmung, denn real vorhanden ist sowieso keine, und um böse zu klingen, versucht sich Captain Yarrface gelegentlich an scream-ähnlichen Lagen. Muss noch erwähnt werden, dass auch das nicht gelingt?
Am Ende fragt man sich, ob das vielleicht nur ein schlechter Scherz ist. „The Triumph Of Piracy“ wurde einige Wochen zu früh veröffentlicht, ein Release am 01.04.2018 hätte absolut Sinn gemacht. Letztlich kann man RUMAHOY lediglich zugute halten, dass sie es gewiss nicht böse meinen. Es handelt sich möglicherweise sogar um feierlaunige, sympathische Jungs, die einfach unterhalten wollen. Leider bleibt es jedoch bei gutem Willen, denn das Album ist unlustig, unnötig und unglaublich schlecht und offensichtlich zusammenkopiert. Der Rezensent hebt die imaginäre Buddel vom Boden auf und sieht, dass noch ein kleiner Rest Flüssigkeit enthalten ist. Dieser ist jetzt auch dringend notwendig.
Wertung: 2.5 / 10
Zumindest das Cover ist nicht von Alestorm sondern von Running Wild ;)
Stimmt… zumindest EIN weiterer Einfluss ;)