Review RPWL – A New Dawn

Seit 2012 sind die deutschen Progger von RPWL in Sachen Konzeptwerke unterwegs. Das in diesem Jahr veröffentlichte „Beyong Man and Time„, das durch die Bank weg gute Kritiken erhielt und die Band viele Monate in Sachen Live-Aktivität beschäftigt hielt, markiert dabei auch einen thematisch übergreifenden Startpunkt. Das Album, das sich musikalisch dem bekannten Höhlengleichnis des griechischen Philosophen Platon widmete, spielte bereits mit den beiden Spannungspolen Wahrheit und Lüge, Sein und Schein beziehungsweise (Selbst-)Erkenntnis und (Selbst-)Täuschung. Damit haben RPWL ganz offenbar den Puls der Zeit erspürt – und 2014 konsequenterweise das Album „Wanted“ veröffentlicht, das das thematische Spannungsgefüge im Rahmen einer kohärenten Geschichte um die Droge veritas forte weiterspinnt. Die Idee, eine dem Thema verschriebene, groß aufgezogene Live-Inszenierung zu wagen, liegt ergo nicht allzu fern und mit „A New Dawn“ liegt nun das Resultat dieses Unternehmens vor, das man sich als Live-CD oder Live-DVD zu Gemüte führen kann.

Wer RPWL in den vergangenen Jahren bereits einmal live erleben durfte, weiß, dass das Gespann nichts anbrennen lässt und ihren getragenen, immer wieder mit Pink Floyd assoziierten Prog-Rock technisch einwandfrei und routiniert auf die Bühne bringt. „A New Dawn“ umfasst als CD-Version alle Songs vom letzten Studio-Album „Wanted“, mit „The Fishermen“ sowie dem Bonus-Song „Unchain The Earth“ zwei Stücke von „Beyond Man And Time“ und mit „Hole In The Sky“ (nicht auf der DVD enthalten) sogar noch einen Song vom 2010er-Album „The Gentle Art Of Music“. Atmosphärisch dicht spielen RPWL ihre Songs in bester Klangqualität und mit Unterstützung durch Background-Sängerinnen (was wiederum Vergleiche mit Pink Floy provoziert), wobei sie die Songs nicht durch Ansagen verzahnen, sondern durch eine immer wieder auftauchende Erzählerfigur, die quasi durchs Programm führt. Das ist zwar eine eingestanden nette Idee, aber das antiquierte Englisch des Herrn nervt hin und wieder und dürfte auch nicht unbedingt dazu angetan sein, das Verständnis der dargebotenen Geschichte zu erhöhen. Sicher, optisch macht der Mann etwas her, wie er so mit Maske, Hut und Laterne auf die dunkle Bühne tritt – nur hört man das auf der CD eben nicht. Das mag dann auch der Grund sein, warum nicht alle diese Auftritt es auf die CD-Version geschafft haben.

Seine volle Wirkung entfaltet „A New Dawn“ natürlich erst auf der DVD-Version. Erst hier wird deutlich, welchen Aufwand RPWL getrieben haben, um dem musikalischen Narrativ eine würdige und unseren von omnipräsenten Verschwörungssemantiken geprägten Tagen optische Entsprechung zu liefern. RPWL spielen nicht einfach ein Konzert, sie führen ein Theaterstück auf. Die Bühne wimmelt von Schauspielern und Komparsen, Gastmusikern und Background-Sängerinnen, es werden stimmungsvolle Video- und Licht-Shows eingebaut und auch die von der Wanted-Tour schon bekannte Puppe findet wieder ihren Einsatz. Wer die alten Theater-Shows von Genesis kennt, wird sich vielleicht an diese erinnert fühlen. Diese beeindruckende Vielfalt wirkt allerdings hier und da auch ein wenig zu forciert, zudem verhindern die teilweise einfach zu schnellen Kamerafahrten und Bildfolgen das Aufkommen genau jener Atmosphäre, um der es „A New Dawn“ ja offenbar geht. Auch das Live-Feeling, das beim Hören der CD-Version noch aufkommt, fehlt auf der DVD – denn hier sieht man, dass das Publikum brav auf Stühlen sitzt und höchstens hier und da mal ein Besucher mitschunkelt. Trotz des tosenden Beifalls: Ein etwas befremdlicher Eindruck bleibt eben doch.

Wer sich davon nicht stören lässt, dem beschert „A New Dawn“ eine äußerst dichtes Konzerterlebnis, mit dem sich RPWL ein kleines Denkmal gesetzt haben. Für Fans der Band dürfte diese Veröffentlichung schlicht Pflicht sein.

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Wertung: 7.5 / 10

Publiziert am von Manuel Förderer

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