Septicflesh und Rotting Christ sind die wohl bekanntesten Vertreter des griechischen Extreme Metals. Wenn sich also eine ebenfalls griechische Symphonic-Black-/Death-Metal-Kapelle ROTTING FLESH nennt, macht das schon einen eher anbiedernden bzw. wenig kreativen Eindruck. „Infected Purity“, ihr drittes Album, wird auch definitiv keinen Sturm der Begeisterung durch die internationale Metal-Szene schicken, innovativ ist die wenig produktive Band tatsächlich nicht. Dennoch handelt es sich um ein halbwegs passables Werk, das man sich als Anhänger dieser Musikrichtung durchaus mal zu Gemüte führen kann.
Dass ROTTING FLESH mit ihren eher durchschnittlich langen Tracks keine neuen Maßstäbe setzen werden, heißt nämlich keineswegs, dass es ihrer Musik an Abwechslung mangeln würde. Nach dem eröffnenden Düster-Symphonic-Intro geht es mit „Terrorscope“ richtig zur Sache, die Double-Bass haut hier richtig rein und die gelegentlich eingesetzten, unheilvollen Orgeln klingen wirklich teuflisch. Im Titeltrack machen vor allem die mysteriösen Keyboards auf sich aufmerksam, „Withdraw Christianity“ wird ironischerweise durch sakrale Chöre verfeinert.
Natürlich kommen auch die übrigen Tracks nicht ohne Symphonic-Bombast, namentlich Streichern, Pianos und Bläsern, aus, doch ROTTING FLESH geizen auch keineswegs mit dem harten Schwermetall. Die Growls und Screams klingen schon ganz anständig und die fast schon oldschoolig thrashigen, manchmal ziemlich melodischen Gitarren stehen oft genug im Vordergrund, auch die treibenden Drums können überzeugen. Leider sind Metal- und Symphonic-Elemente kaum miteinander verknüpft, sondern laufen eher nebeneinander her, sodass nicht wirklich Stimmung aufkommt.
Außerdem übernehmen sich ROTTING FLESH manchmal ein bisschen in ihrer Vielseitigkeit. So hätte man gut und gerne auf die austauschbaren, weiblichen Gastgesänge verzichten können, genauso wie auf die Electro-Eskapaden in „Abaddon“ und auf den eher aufgesetzt wirkenden, 23-sekündigen Grindcore-Versuch namens „Skullgrinder“. Die gelungenen und die missglückten Einfälle halten sich also ungefähr die Waage. Dementsprechend ist diese Kritik nicht allzu harsch gemeint, tatsächlich gibt es auf „Infected Purity“ ein paar hörenswerte Tracks.
Dass sich ROTTING FLESH nicht immer nur auf dieselben faden Streicher-Keyboards und ausgelutschten Chugging-Riffs stützen, spricht durchaus für sie, doch leider hätten sie manche Ideen lieber nicht umsetzen sollen. Zudem ist das Songwriting noch ausbaufähig, an atmosphärische Vorzeigealben desselben Genres wie beispielsweise „Where The Corpses Sink Forever“ von Carach Angren oder „Titan“ von Septicflesh kommt „Infected Purity“ jedenfalls nicht heran. Wer sich zwischendurch von etwas symphonischem Extreme Metal berieseln lassen möchte, kann natürlich trotzdem mal probehören.
Wertung: 5.5 / 10