Review Roth – Nachtgebete

„Wie der Vater, so der Sohn“ lautet ein mehr oder minder sinnhaftes Sprichwort. Beim neuen Dark-Metal-Projekt ROTH jedoch passt es wie die Faust aufs Auge: Unter ihrem gemeinsamen Nachnamen veröffentlichen Quentin Roth und sein Vater, Eisregen-Sänger M. Roth, ein Album. Während der Vater dabei einmal mehr das tut, was er immer tut, ist „Nachtgebete“ das musikalische Debüt des Nachwuchsmusikers.

Wie „Blutkehle“ Roth Texte über Mord und Totschlag bösartig ins Mikrophon knarzt und trällert, kennt man freilich von Eisregen. Sein Beitrag für ROTH unterscheidet sich davon nur marginal. Das ist gleichermaßen Fluch und Segen für „Nachtgebete“: Denn tatsächlich scheint die frühkindliche Prägung im Elternhaus Roth vollends gefruchtet zu haben, wenn es darum geht, die Qualitäten von Eisregen in die neue Generation zu tragen. Dass Quentin für die gesamte Musik wie auch die Texte verantwortlich zeichnet, merkt man „Nachtgebete“ nämlich zu keiner Zeit an.

Für ein erstes Album komponiert Quentin Roth bemerkenswert schlüssig und umschifft auch zumeist recht elegant den in diesem Genre naheliegenden musikalischen Stumpfsinn. Einen wirklich eigenen Weg schlägt er jedoch nicht ein. Vielmehr klingt „Nachtgebete“ durchweg mehr nach Eisregen zu „Blutbahnen“-Zeiten oder Marienbad als es dem Kopf hinter einem neuen Projekt eigentlich lieb sein dürfte – Blutsverwandtschaft hin oder her. Selbst Quentins Texte würden in einen Eisregen-Kontext gesetzt nicht eine Sekunde stutzen lassen – nicht zuletzt, weil man die eine oder andere Phrase von Eisregen oder Marienbad kennt.

Dass das Album nicht nur beim langjährigen Eisregen-Label Massacre Records erscheint, sondern auch beim langjährigen Eisregen-Produzenten Markus Stock in der Klangschmiede Studio E in Mellrichstadt abgemischt wurde, sorgt gleichermaßen für ein professionelles Setting wie für noch mehr Parallelen. In Sachen Aufmerksamkeit werden ROTH davon profitieren – in künstlerischer Hinsicht kann man Quentin nur wünschen, dass er spätestens zum zweiten Album nicht mehr nur in den Fußstapfen des Vaters läuft. Sonst ist ROTH endgültig als Eisregen2.0 gebrandmarkt. Und zumindest so lange Eisregen noch aktiv sind, ist dafür im Metal eigentlich kein Platz.

Der ausgelutschte Albumtitel, das furchtbare Cover (ein vergiftetes Geschenk von Eisregen-Drummer Yantit?) und der offensichtliche Familienbonus bei der Labelsuche … auf den ersten Blick drängt sich „Nachtgebete“ für einen Verriss quasi auf. Doch wenn Quentin Roth mit seinem ersten Album vielleicht nicht der große Wurf in Sachen Eigenständigkeit gelungen ist, hat er mit ROTH zumindest ein kompetent gemachtes Eisregen-Fanprojekt gestartet. Mit der echten Blutkehle am Gesang fällt ihm das zweifelsohne leichter als anderen – bedarf aber dennoch Talent.

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Wertung: 7.5 / 10

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