Zwanzig Jahre nach dem Erscheinen des Manowar-Meilensteins „Kings Of Metal“ leckt der damalige Gitarrist und Songwriter der Band wieder Blut, schnappt sicht kurzerhand die deutschen Mitmusiker seiner Manowar-Covertruppe Men Of War und spielt mit ihnen sein neues Werk „New Metal Leader“ ein. Klar, dass da Vergleiche zu den vermeintlichen Königen des True Metal nicht ausbleiben.
Da „New Metal Leader“ bereits mit Artwork, Titel und Songnamen sämtliche denkbaren Metal-Klischees erfüllt, ist klar, dass es hier keineswegs progressiv zugeht. Stattdessen präsentiert sich der ehemalige Manowar-Klampfer Ross Friedman auf seinem Solo-Album in alter Frische und kloppt eine singbare True-Metal-Hymne nach der Anderen raus: Bereits das Intro „I.L.H.“ begrüßt die Hörerschaft mit Breitwand-Gitarren, Synthie-Chören und theatralischem Glockenspiel, was stark an des Meisters frühere Arbeitgeber erinnert – da verwundert es dann im ersten Moment richtig, wenn im folgenden „Blood Of Knives“ nicht Eric Adams‘ Stimme einsetzt.
Sänger Patrick Fuchs bewegt sich auch nicht ganz auf dem Niveau des Manowar-Fronters, trotzdem passt er mit seiner rauchigen und höchst variablen Stimme bestens zu dem tief in den 80ern verwurzelten US-Metal. So laden die Riffs von Tracks wie etwa „Death & Glory“ oder auch „Plaque Of Lies“ förmlich zum Headbangen und die hymnischen Refrains zum Fäusteschwingen ein. Dazu gibt’s selbstverständlich feinste Gitarrenarbeit vom Bandchef, der sich keineswegs in Selbstbeweihräucherung übt sondern ein rockiges, traditionsbewusstes Solo nach dem Anderen aus der Hüfte feuert. Bestes Beispiel ist der Song „May The Gods Be With You“.
Auch im Punkte Pathos steht dieses Album anderen Veröffentlichungen des Genres keinesfalls nach, was „God Of Dying“ belegt. Produziert ist „New Metal Leader“ ebenfalls sehr angenehm, da der Klang angemessen fett ist, dabei aber nie glatt gebügelt oder künstlich wirkt, sondern sehr organisch anmutet. Selbstverständlich gibt es jedoch auch am neuen ROSS-THE-BOSS-Album das Ein oder Andere auszusetzen, wie z.B., dass es nichts wirklich Neues bietet sondern eben da anknüpft, wo Friedman 1988 mit „Kings Of Metal“ aufgehört hat. Zudem sind die Songs allesamt geradezu unverschämt eingängig, was das Album zwar einerseits dem Hörer sehr gut zugänglich macht, andererseits jedoch auch nahe legt, dass das Material sich auch ebenso schnell verbraucht. Zuletzt sei noch bemerkt, dass Songs wie etwa „Immortal Son“ schlichtweg schamlos abgekupfert sind.
Mit „New Metal Leader“ bringt ROSS THE BOSS ein True-Metal-Album auf den Markt, das Fans des Genres deutlich mehr bietet als die letzte Manowar-Veröffentlichung und rüttelt dadurch bedenklich stark am Thron der selbsternannten „Kings Of Metal“. Zwar hält die Platte nicht ganz mit den stilbildenden Manowar-Alben mit, ist anno 2008 jedoch eindeutig die bessere Alternative. Anspieltipps: „Blood Of Knives“, „Death And Glory“ und „God Of Dying“.
Wertung: 8 / 10