Das Cover von "Too Many Lies, Too Many Masters" von Ronnie Romero

Review Ronnie Romero – Too Many Lies, Too Many Masters

  • Label: Frontiers
  • Veröffentlicht: 2023
  • Spielart: Heavy Metal

Acht Jahre ist es inzwischen her, dass RONNIE ROMERO den Posten als neuer Frontmann der Rocklegenden Rainbow übernahm. Seither wurde aus dem Mann einer der gefragtesten Sänger des melodischen Metal und seine Stimme ist auf den Platten von Größen wie Michael Schenker oder Vandenberg zu hören – von unzähligen Projekten des italienischen Labels Frontiers Music gar nicht erst zu sprechen. Bei ebenjener Plattenfirma erscheint nun auch „Too Many Lies, Too Many Masters“, das als sein erstes Solo-Album angepriesen wird. So ganz stimmt das nicht, denn RONNIE ROMERO hat unter eigenem Namen bereits zwei Coveralben bei den Italienern veröffentlicht, jedoch ist dies sein erstes Album, auf dem ausschließliche Eigenkompositionen zu hören sind.

In der Film- und Fernsehbranche präsentieren Schauspieler möglichen Arbeitgebern ein sog. „Showreel“ – eine Zusammenstellung von Arbeitsproben, die das Spektrum ihres Könnens möglichst vollständig abbildet. Im Falle von RONNIE ROMERO kann „Too Many Lies, Too Many Masters“ durchaus als derartige Visitenkarte betrachtet werden, denn auf dem Album ist so ziemlich jede Stilistik, an der sich der gebürtige Chilene bisher versucht hat, vertreten. Da wären beispielsweise „Castaway On The Moon“, „Vengeance“ und der Titeltrack, die als druckvolle Heavy-Metal-Songs zwischen Tradition und Moderne an die Arbeit des Sängers mit den Japanern Destinia erinnern. In Nummern wie „Mountain Of Light“ oder „Chased By Shadows“ ist hingegen wenig überraschend Dio als größtes Vorbild auszumachen und „I’ve Been Losing You“ könnte auch von Lords Of Black stammen.

Es wird also schnell deutlich, dass sich RONNIE ROMERO mit „Too Many Lies, Too Many Masters“ nicht wirklich aus seiner Komfortzone herauswagt, kleinere Überraschungen gibt es aber dennoch: Mit „Crossroad“ gibt es einen ziemlich coolen bluesigen Stampfer irgendwo zwischen Whitesnake und Dokken zu hören und in „Girl, Don’t Listen To The Radio“ wird es sogar unerwartet modern und groovend – vor allem letztere Nummer ist wirklich spannend, da sie die Stimme des eher für traditionellen Melodic Metal bekannten Frontmanns in anderem Kontext präsentiert. Am Ende passt der Dio-mäßige Gesang des Mannes aber am besten zu treibendem Heavy Metal der alten Schule, weshalb „Not Just A Nightmare“ auch eines der besten Stücke auf dem Album ist.

Für die Umsetzung dieser durch und durch soliden Songs sind vornehmlich spanische Musiker zuständig, die nicht selten aus dem Umfeld des Sängers rekrutiert wurden: Drummer und Co-Produzent Andy C. spielte zusammen mit RONNIE ROMERO bei Lords Of Black – genau wie Bassist Javier Garcia. Die übrigen Bandmitglieder waren bis dato in eher unbekannten Formationen aktiv, was gar nicht verkehrt ist, denn so hat man es nicht mit den üblichen Frontiers-Söldnern zu tun. Insgesamt macht die Truppe einen hervorragenden Job; die Riffs können durchgängig als „edel“ bezeichnet werden und auch die Leadgitarren machen ordentlich was her. Zusammen mit einer zeitgemäß wuchtigen und herrlich gitarrenlastigen Produktion ergibt das ein in jeder Hinsicht stimmiges Gesamtbild.

Obwohl „Too Many Lies, Too Many Masters“ den Warnhinweis „a project by Serafino Perugino“ trägt und damit eindeutig als Reißbrett-Projekt des Frontiers-Labelchefs zu identifizieren ist, kann die Platte durchaus empfohlen werden. Das liegt vor allem an zwei Faktoren: Zum einen durfte RONNIE ROMERO die Songs für diese Platte wohl selbst schreiben und es macht einen gewaltigen Unterschied, ob die Meterware eines Alessandro Del Vecchio oder echte Kreativität zu hören ist. Und zum anderen sind hier Musiker am Werk, die nicht zum Standardpersonal des Labels gehören, was ebenfalls für ein gewisses Maß an Individualität sorgt. Vor diesem Hintergrund ist „Too Many Lies, Too Many Masters“ noch immer keine revolutionäre Platte, aber die Songs sind allesamt gelungen und geben RONNIE ROMERO Gelegenheit, die unterschiedlichsten Facetten seines enormen Talents zu präsentieren – eine gute Visitenkarte eben.

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Wertung: 7.5 / 10

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