Albumcover ROME

Review Rome – Hegemonikon – A Journey To The End Of Light

Quantität steht häufig nicht gleich für Qualität. Im Gegenteil, regelmäßig in kurzen Zeitabständen etwas zu veröffentlichen, ist leider selten ein Garant für gute Musik. Anders ist es bei ROME, dem Herzensprojekt von Jérôme Reuter. Seit dem Debüt legt der Luxemburger nahezu jährlich neue Platten vor, die selten Durchschnitt sind.

Im Gegenteil, seit der Veröffentlichung von „Le Ceneri Di Heliodoro“ (2019) hat Reuter einen Lauf, den er mit dem aktuellen Album „Hegemonikon – A Journey To The End Of Light“ nicht zu unterbrechen gedenkt. Einmal mehr zeigen sich ROME darauf von einer neuen Seite, denn wer noch den eher rockigen Sound vom Vorgänger „Parlez-Vous Hate?“ im Ohr hat, wird von „Hegemonikon“ überrascht werden – positiv wie negativ.

Das Gute an ROME ist, dass sie ihrem Chanson Noir grundsätzlich treu bleiben, ohne aber dabei ihren kreativen Facettenreichtum zu unterbinden. Heißt, dass eine neue ROME-Platte der vorherigen insofern gleicht, als dass es immer genügend Raum für die Akustikgitarre, für bedrückend inszenierte Sprachsamples und für atmosphärische Melodik geben wird. Das Schlechte an Rome ist, dass sich letzteres über die Jahre gewandelt hat. Denn während das Luxemburger Projekt in seinen Anfangstagen, zu Zeiten von „Confessions D’Un Voleur D’Ames“ (2007) oder „Masse Mensch Material“ (2008), noch kantiger, düsterer und mehr nach Post-Industrial klangen, wurden diese Ecken über die Jahre dank seichterer, einfacher zugänglichen und mehr nach Pop klingenden Melodien abgeschliffen. „Hegemonikon“ macht das so deutlich, wie kein Album zuvor.

Auch wenn sich ROME glücklicherweise nie ganz darin verlieren, schwingt auf dem 17. Album mehr Gefälligkeit mit als erhofft. „No Second Troy“ und „Surely Ash“ sind mit ihren zurückhaltenden Synth-Einspielern inmitten des tragenden Gitarrenspiels und der erbaulichen, heiteren Grundstimmung noch recht unterhaltsam, bei „Hearts Mend“ gelingt Reuter das vorsichtige Anbiedern allerdings nicht mehr. Stattdessen hört man hier eine schnulzig-schöne Pop-Ballade, die in ihrer einfachen, effekthascherischen Art schlichtweg zu einfach für ROME ist. Gleiches gilt für „New Flags“, wobei der Songs aufgrund eines schwachen Refrains nicht einmal ins Ohr gehen möchte.

„Hegemonikon“ besitzt mit dem Opener „A Slaughter Of Crows“, dem bedrückenden „Icarus Rex“ und dem atmosphärischen, von Spoken Words lebenden „Stone Of Light / Mer De Glace“ zwar noch immer gute Dark Folk-Anleihen, allerdings stehen diese in Anzahl und Spielzeit deutlich hinter den restlichen, wesentlich gefälligeren Tracks. Dieser Fakt macht das Album auch konträrer als die Vorgänger; seichte bis balladeske Popsongs treffen auf düsteren Neofolk.

Die eingangs erwähnten positiven, wie negativen Überraschungen machen das neue Album von ROME sicherlich so streitbar wie die letzten, nun aber aufgrund der musikalischen Ausrichtung. Ohne Zweifel werten die neu hinzugekommenen, sparsam eingesetzten Elektronikarrangements die Songs auf. Allerdings zeigt „Hegemonikon“ auch eine erschreckend hohe Anzahl an klebrig-süßen Melodien – der daraus resultierende Zuckerschock ist nur schwer verdaulich.

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Wertung: 7 / 10

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