Drei Jahre ist es her, da lag mir zur Abwechslung mal kein runder Silberling, sondern ein gar nicht mal so dünnes Buch zur Rezension vor… ein Buch, das vielleicht „mehr Metal war“ als so manche CD, die in den vergangenen Jahren über meinen Schreibtisch beziehungsweise durch meine Anlage gewandert ist. „Under The Skin Of Rock’n’Roll“ war der Titel des Buches, inhaltlich ging es um die Verbindung zwischen Tattoos und der Metal-Welt. Mit „Under The Skin Of Rock’n’Roll II“ liegt nun, wie unschwer zu erahnen, das Nachfolgewerk vor – eine Selbstverständlichkeit, dass auch dieses Werk in unserem Magazin Beachtung findet.
War der Vorgänger noch in einen „Tattoos im Allgemeinen“ und einen „Musiker-Interview“-Part gegliedert, beschäftigt sich der zweite Teil ausschließlich mit Musiker-Interviews. Allein, bereits nach den ersten Kapitelchen wird klar: Hier hat sich einiges getan.
So sind die Interviews dieses Mal in verschiedene Themenbereiche einsortiert, was dem Ganzen deutlich mehr Struktur verleiht, als das beim ersten Teil der Fall war. Reihte sich damals noch stur Interview an Interview, stehen die Gesprächsmitschriften hier in einen gewissen Kontext zueinander. Gewiss, die ein oder andere Kategorie scheint etwas an den Haaren herbeigezogen, „Made In Switzerland“ beispielsweise, wirkt sich die Herkunft der drei interviewten Bands aus der Schweiz doch nicht im geringsten auf deren Tattoos aus, oder auch „Aus der Sicht des Arztes“, in der lediglich Ex-Insomnium-GitarristVille Vänni befragt wird – im großen und Ganzen ist die Einteilung jedoch sehr gelungen.
Mit der Einteilung einher geht nämlich auch die erhöhte Aussagekraft der einzelnen Gespräche: So wird seltener auf einen Standard-Katalog aus Steckbrieffragen zurückgegriffen, sondern vermehrt individuell auf die befragten Künstler eingegangen – egal, ob Barney von Napalm Death über politisch motivierte Tattoos spricht, Kobi Farhi (Orphaned Land) über Körperbilder mit religiösem Hintergrund oder Bands wie Terror oder Born From Pain zur Verbindung von Hardcore und Tatoos befragt werden. Auch Ideen wie das gemeinsame Interview mit Caliban und Heaven Shall Burn lockern das Ganze zusätzlich auf und vermeiden so, dass „Under The Skin Of Rock’n’Roll“ zu einer drögen Sammlung mehr oder weniger aussagekräftiger und individueller Interviews wird, wie das stellenweise beim ersten Teil noch der Fall war.
Zum hohen Unterhaltungswert des Buches trägt nicht zuletzt auch die im Vergleich zum ersten Band deutlich gesteigerte Prominenz der partizipierenden Musiker bei: Seien es Kerry King (Slayer), Rob Halford (Judas Priest) oder Max Cavalera (Ex-Sepultura, Soulfly) – hier kommen diverse Metal-Legenden zu Wort, die, und das ist das Schöne, auch wirklich aus dem Nähkästchen plaudern. So präsentieren sich die Stars von einer sehr privaten Seite, erzählen Geschichten über ihre ersten Tattooerfahrungen und die Bedeutungen hinter ihren Körperbildern, und zeigen sich so von einer gänzlich ungewohnten Seite – kennt man die meisten von ihnen ja nur aus musikbezogenen Interviews, in denen selten der Musiker und zumeist die Musik im Vordergrund steht. Dass dabei weniger Bands als beim ersten Teil zu Wort kommen, ist keineswegs Schlimm – ist hier weniger doch tatsächlich mal wieder mehr: Besser ausgewählt, spezifischer und tiefgründiger gefragt, und in einen stimmigeren Kontext gesetzt, lesen sich die Interviews dieses Mal deutlich flüssiger und unterhaltsamer.
Schade in diesem Kontext ist – erneut – lediglich, dass auch Band zwei für ein Buch über Tattoos für meinen Geschmack deutlich zu wenig (aussagekräftige) Bilder beinhaltet: Viele Interviews müssen komplett ohne oder lediglich mit einem Promophoto der Band auskommen, auf welchem man das, um was es geht, nämlich die Tattoos der Musiker, kaum zu sehen bekommt. Sicherlich ist das eine Kostenfrage, so dass an diesem Punkt nicht übermäßig hart kritisiert werden sollte, ist das Projekt als Solches doch mit derart viel Liebe zum Detail aufgezogen, dass man davon ausgehen kann, dass auch die Redakteure gern mehr Bilder im Buch gehabt hätten – etwas schade ist es dennoch, wenn im Gespräch über Tattoos geredet wird, die man anschließend bestenfalls über Google zu Gesicht bekommt.
In diesem Punkt gäbe es also noch Spielraum für Verbesserungen, so ein dritter Teil der Reihe geplant ist – ansonsten ist „Under The Skin Of Rock’n’Roll“ ein wirklich sehr unterhaltsames Buch geworden, das unabhängig vom bevorzugten Genre eigentlich jeden Metaller ansprechen sollte, der sich auch für Tattoos interessiert – und das sind, wie die Autoren nun zum zweiten Mal eindrucksvoll unter Beweis stellen, zumindest auf Musikerseite doch einige…
Keine Wertung