Rund um ihr 2014 erschienenes Debüt „Welcame“ gehörten RISE OF THE NORTHSTAR zum heißesten Scheiß im Metal. Ihr wahnwitziger Mix aus Hardcore, Nu-Metal, Rap und die Lyrics und Look beherrschenden Manga-Thematik, schlugen in der Szene ein wie eine Bombe und das über Sub-Genre-Grenzen hinweg. Seitdem erschienen 2018 das etwas weniger wuchtige, dafür aber melodisch anspruchsvollere Zweitwerk „Legacy Of Shi“ und zuletzt 2020 die EP „Live In Paris“, danach wurde es still um die Senkrechtstarter aus Frankreich. Anfang des Jahres dann die Erlösung, RISE OF THE NORTHSTAR kehren mit neuem Album und neuem Bassisten aus dem Winterschlaf zurück. Mit „Showdon“ steht nun das berüchtigte dritte Studioalbum in den Startlöchern, dass bekanntlich über das weitere Schicksal von Musikern entscheiden soll.
An der Grundrezeptur haben RISE OF THE NORTHSTAR auch auf „Showdown“ nichts geändert, noch immer versteht es das Quinett wuchtigen Hardcore mit Nu-Metal, etwas Thrash, Rap, Gang-Shouts und pfeilschnellen Soli zu einem extrem eigenständigen Sound zu verquicken. Neu ist diesmal, dass sich Frontmann Vithia stellenweise an melodischerem Gesang versucht, der allerdings noch nicht ganz überzeugen kann. Das eröffnende Doppel aus dem Intro „The Anthem“ und dem Titelsong „Showdown“ schlägt dem Hörer aber erstmal wie eine Abrissbirne mitten ins Gesicht. Es groovt, es kracht, Vithia bellt seine wütenden Rap-Parts ins Mikro und versucht sich im Refrain aber leider erstmals an cleanerem melodischen Gesang. Ein kleiner Dämpfer, der durch das starke Songwriting mehr als wett gemacht wird. Besonders gelungen: Nach dem dritten Track „Third Strike“, der nahezu identisch zum Titelsong aufgebaut ist, verstehen es RISE OF THE NORTHSTAR im Folgenden das Songwriting in Nuancen so zu varrieren, dass definitiv keine Langweile aufkommt.
„Crank It Up“ etwa überzeugt mit Spoken-Word-Part und starkem Nu-Metal-Einfluss, bei „One Love“ kommen elektronische Elemente ins Spiel und „Golden Arrow“ vereint Speed Metal mit Hardcore. Bei RISE OF THE NORTHSTAR schon immer sehr wichtig: das Zusammengehörigkeitsgefühl. Die Franzosen begreifen sich und ihre Fans in typischer Hardcore-Manier als Einheit und zelebrieren das auch auf „Showdown“ mit dem überraschend emotionalen „Clan“. Ein ruhiges Intro, große Melodien und Vithias eindringlicher Rap machen das Stück selbst auf dem ohnehin schon abwechslungsreichen Album zu einem Exoten. Über die gesamte Albumlänge hinweg gesehen krankt „Showdown“ aber am gleichen Problem, wie auch schon die vorherigen Langspieler: Refrains, die größtenteils aus lediglich einem Wort bestehen, nutzen sich früher oder später einfach ab. Egal ob gerappt, geschrien oder mit Gangshouts unterlegt, etwas mehr Kreativität bei der textlichen Gestaltung der Refrains hätte nicht geschadet. Während die Hauptteile der Stücke zu kurz ausfallen, gestalten sich die Gitarrensoli insgesamt zu lang. Wenn die ohnehin nicht übermäßig langen Songs zu 1/3 aus einem Gitarrensolo bestehen, kann etwas mit der Gewichtung der einzelnen Songparts nicht ganz stimmen. Ein paar Soli weniger hätten es also auch getan.
Für RISE OF THE NORTHSTAR ist die Marschrichtung weiter klar: Steil nach oben. Auch „Showdown“ bringt alles mit, was man von den Franzosen erwartet, die Grooves sind wuchtig, die Riffs fett und Frontmann Vithia gut in Form. Die kleinen Schönheitsfehler sind in anbetracht der auf „Showdon“ geboteten musikalischen Bandbreite und der enormen Spielfreude des Quintetts verschmerzbar. „Showdown“ zeigt damit einmal mehr, dass Crossover auch 2023 noch innovativ und kreativ gespielt werden kann.
Wertung: 8 / 10