Auf Reset drücken, das kennt man ja noch von früher, wenn sich die Spielkonsole aufgehängt hatte und man den sauschweren Endgegner-Level noch mal durchzocken musste, was dann wiederum zu allerlei Frustration führte. Frustriert sind auch die Jungs von REZET, und zwar mit den neuen Metaltrends, die im noch jungen aktuellen Jahrhundert der Szene entwuchsen. Deshalb fordern sie: Reset the Rules of Metal, zurück zu den Wurzeln, rückwärts in die Achtziger, heute ist doch eh alles Scheiße, ich will Kerry King mit Schminke und Bruce Dickinson mit peinlicher Pony-Frisur. Dass in den letzten Jahren so viele Retro-Thrash-Bands wie Pilze aus dem Boden geschossen sind, dass man hier eigentlich auch schon von einem Trend reden kann, der „New Wave Of Thrash Metal“, führt das Ablästern über Trends zwar in gewisser Weise ad absurdum, spricht aber auch für den Sound des Quartetts.
REZET kommen aus Schleswig-Holstein, quasi der Bay Area Deutschlands, und haben neben der Debüt-EP „Toxic Avenger“ und einigen Compilation-Beiträgen bereits ihre Full-Length-Scheibe „Have Gun, Will Travel“ veröffentlicht. Außerdem waren sie schon europaweit live unterwegs, darunter bereits zweimal auf dem W:O:A, das ja im Grunde bei ihnen vor der Tür ist, und haben die Bühne mit größeren Namen wie Tankard, Flotsam & Jetsam oder Gama Bomb geteilt. Nun steht also das neue Album „Civic Nightmares“ in den Startlöchern und zelebriert Speed und Thrash Metal der alten Schule.
Das klappt soweit auch ganz gut, wobei die Platte wirklich von vorne bis hinten streng old school ist. Dementsprechend ist auch der NWoBHM-Einfluss im Songwriting und Sound noch recht präsent, komplett durchgeknüppelt wird kein einziger Track, dafür gibt’s auch mal Melodien und Akustikgitarren, und nicht selten fühlt man sich an die frühen Iron Maiden erinnert, wobei Slayer- und Exodus-Reminiszenzen ebenso nicht zu kurz kommen. Den Eindruck, dass man die eine oder andere Stelle schon mal woanders gehört hat, macht sich leider des Öfteren bemerkbar, kommt aber mit dem Stil von REZET im Hinterkopf wenig überraschend. Interessanter ist da schon das abwechslungsreiche und für Thrash Metal unkonventionelle Drumming, dass hier und da allerdings auch etwas untight herüberkommt und den Gitarren hinterherzurennen scheint.
Diese zeichnen sich durch eine auffallende Verspieltheit aus, kein Track auf „Civic Nightmares“ kommt ohne Soli aus, manchmal schon am Anfang, dann mal in der Mitte, auch mal am Ende – im Wesentlichen wird hier soliert und auf dem Griffbrett rumgewichst, bis die Finger bluten. Dadurch wirken die Tracks schon mal überladen. Im Übrigen ist auch die Produktion kein Pluspunkt der Scheibe. Egal, ob diese Qualität beabsichtigt oder das Budget nur beschränkt war oder es so immerhin schön roh und erdig klingt, das hat teilweise schon Demo-Charakter und so manche Band hat in Home-Produktion schon Besseres auf die Beine gestellt. Selbst die heftigeren Nummern wie „Rezet To Zero“, „Full Throttle“ oder „Combat Shock“ wirken dadurch relativ kraftlos und könnten mehr Pfeffer im Hintern gut vertragen. Gerade das Schlagzeug wartet mit einem Sound auf, den man schon auf Metallicas „St. Anger“ nicht vermisste.
Im Endeffekt können REZET mit ihrem neuen Langspieler nicht auf voller Linie überzeugen, man muss ihnen aber auch zugutehalten, dass sie trotz aller Querverweise auf größere Kollegen und der Innovationsfremdheit, die mit Old School Thrash einhergeht, einen eigenen, verspielten, irgendwie abgefuckten Stil haben, der sie sympathisch, leidenschaftlich und vor allem authentisch herüberkommen lässt. Für Die-Hard-Fans des Genres dürfte „Civic Nightmares“ daher durchaus ein Leckerbissen darstellen.
Wertung: 6.5 / 10