Nicht nur weil sie sich mit Vinny Appice einen Drummer teilen, müssen sich RESURRECTION KINGS den Vergleich mit Last In Line gefallen lassen: Ziemlich genau zeitgleich gegründet rühmen sich beide Bands der Tatsache, jeweils Teile der Besetzung einer Inkarnation von Dio zu vereinen. Im Falle von RESURRECTION KINGS ist das neben dem erwähnten Trommler noch Gitarrist Craig Goldy, der auch auf den Alben „Dream Evil“, „Magica“ und „Master Of The Moon“ des Italo-Amerikaners zu hören ist. Anders als die von Gitarrist Vivian Campbell angeführten Last In Line, die derzeit bereits an ihrem dritten Album feilen, ließen sich Mr. Goldy und seine Band allerdings etwas mehr Zeit. Fünf Jahre nach ihrem Debüt erscheint mit „Skygazer“ die zweite Platte der Truppe – erneut über das italienische Label Frontiers Music.
Schade: RESURRECTION KINGS hatten als eine der wenigen Gruppen im Portfolio von Frontiers Music begonnen, die als waschechte Band angesehen werden durfte. Fünf Jahre später ist bei der Truppe zwar noch nicht der Hinweis „a project by Serafino Perugino“ zu lesen, der vermeintliche Bands sofort als Reißbrett-Erfindung des Labelbosses entlarvt, unterwandert sind sie aber dennoch. Seit dem Ausstieg von Bassist Sean McNabb hat nämlich Alessandro Del Vecchio den Posten übernommen, womit RESURRECTION KINGS dem verlängerten Arm des Plattenmoguls aus Neapel Tür und Tor geöffnet haben. Das wird schon anhand der aufgeführten Songwriter deutlich, denn Senior Del Vecchio hat hier praktisch jeden Song mitkomponiert. Manche Nummern auf „Skygazer“ gehen gar auf das Konto eines ominösen Carmine Martone. Der ist – das Verrät ein Blick auf die Besetzung – überhaupt nicht Teil der Band, hat bei Frontiers aber immer mal wieder seine Finger im Spiel. Kurz: Auf ihrem neuesten Album wurden RESURRECTION KINGS zu Play-Tasten der süditalienischen Musikfabrik degradiert.
Natürlich funktioniert die Musik von RESURRECTION KINGS – wenn sie das denn noch ist – auch unter diesen veränderten Bedingungen. Alessandro Del Vecchio ist ein ebenso routinierter wie begabter Songwriter, der weiß, wie melodischer Heavy Metal der alten Schule zu klingen hat. Entsprechend lebt „Skygazer“ von riffbasiertem Melodic Metal mit deutlichem Hang zum Hard Rock, bei dem die Gitarren dank dicker Keyboard-Wände doch nie alleine im Mittelpunkt stehen. Weil der Chef-Songwriter mit solcherlei Musik mehr als ausreichend Erfahrung hat, klingt das stets originalgetreu, aber eigentlich nie wirklich nach der Musik, die Craig Goldy und Vinny Appice einst zusammen gespielt haben. Vielmehr orientiert sich „Skygazer“ am Sound von Bands wie Rainbow, Deep Purple und Whitesnake, also so ziemlich allen Formationen aus dem Dunstkreis von Ronnie James Dio und Richie Blackmore – weil Frontmann Chas West arg nach Joe Lynn Turner klingt, errinnern RESURRECTION KINGS so nicht selten an die ganz ähnlich gearteten Brazen Abbot.
Wie gesagt klingt „Skygazer“ stets originalgetreu, aber selten authentisch. Und das hat nichts mit der Band selbst zu tun: Das Gitarrenspiel von Craig Goldy ist von ähnlich hohem Wiedererkennungswert wie etwa das seines einstigen Nachfolgers Doug Aldrich. So sind Riffs wie das des Titeltracks, von „World’s On Fire“ oder „Tears“ mit einer Prägnanz und Coolness gespielt, die sofort überzeugt. Auch sind die Songs an sich nicht verkehrt und so lassen epische Stampfer wie „Angry Demons“ oder „Savior Of Souls“ tatsächlich sofort an Alben wie „Long Live Rock ’n‘ Roll“ oder „Stormbringer“ denken – zusammen mit der erwähnt großartigen Performance von Chas West entführen RESURRECTION KINGS so zurück in die Glanzzeiten des bombatischen Hard Rocks bzw. Heavy Metal. Doch es reicht nicht, um zu überzeugen, denn es fehlt schlicht die eigene Identität. Auf „Skygazer“ werden bei sämtlichen erforderlichen Bauteilen der genannten Musikrichtung die Häkchen gesetzt, doch es kommt nie etwas dabei heraus, was mehr als ein Platzhalter für „Musik im Stile von“ sein könnte und das ist zu wenig.
Wäre „Skygazer“ die erste Veröffentlichung aus dem Hause Frontiers oder wenigstens die einzige ihrer Art, man wäre begeistert: Geil, da spielen Ex-Dio-Musiker den Sound von früher! Leider ist dieses Album aber nur ein weiterer Beitrag zum stets zäher werdenden Einheitsbrei der italienischen Supergroup-Fabrik. Bereits bei Dream Child wurde Gitarrist Goldy mit gewohnt hochkarätigen Mitstreitern auf den klassischen Dio-Sound angesetzt und auch Bands wie Last In Line oder Inglourious tun wenig anderes, als den Nachlass des kleinen Mannes mit der großen Stimme zu verwalten. Weil der Backkatalog ihrer Plattenfirma also voll ist von Bands wie RESURRECTION KINGS, muss leider festgestellt werden, dass wahrscheinlich niemand mehr auf ein Album wie „Skygazer“ gewartet hat, denn hier gibt es nicht nur keine neue, sondern leider noch nicht mal authentische Musik – hochkarätige Besetzung hin oder her.
Wertung: 5 / 10