RED SPAROWES dürften inzwischen einen gewissen Bekanntheitsgrad auch in der Metal-Szene erreicht haben. Einerseits, weil Post Rock im Allgemeinen dort inzwischen ein gern gesehener Gast ist, andererseits, weil die Mitglieder zum Teil auch bei den nicht ganz unbekannten Isis und Neurosis aktiv sind (bzw. inzwischen waren, im Falle von Isis).
„The Fear Is Excruciating…“ ist abermals ein Album, das sich musikalisch in keine Schublade stecken lässt. Natürlich ist der Post Rock irgendwo vorhanden, aber eigentlich erinnern RED SPAROWES bezüglich der Stimmung auf diesem Album viel mehr an Pink Floyd zu „Meddle“-Zeiten. Ausufernde, ausschließlich instrumentale Klangcollagen mit teils psychedelischen Gitarren und Keyboards dominieren das Bild, der Hörer wird in verträumte Sphären voller sanfter, schwebender Melancholie gehoben. Wenn es dann mal etwas metallischer wird, dann auch nur dadurch, dass mal eine sirrende Gitarrenwand in den Raum gestellt wird, aber die Stimmung wird durch diese Einsprengsel eher intensiviert als kontrastiert. Ansonsten ist es müßig, einzelne Songs herauszupicken, denn obwohl bei „The Fear Is Excruciating…“ im Vergleich zu anderen RED SPAROWES-Alben mehr Wert auf den markanten Charakter der einzelnen Songs gelegt wurde, zeigt sich doch der Genuss des Albums am Stück als einziger Weg, demselben wirklich gerecht zu werden.
Spannungskurven gibt es sowohl innerhalb der einzelnen Nummern als auch welche, die sich über das ganze Album erstrecken und dementsprechend groß ist der Detailreichtum. Schwierig zu hören wird die Platte dennoch nie (was bei einem Album, welches darauf ausgelegt ist, dass sich der Hörer zurücklehnen und versinken kann, auch ungünstig wäre). Ob nun wabernde Gitarren, perlende Klavierläufe oder hintergründige Keyboardwände, alles fügt sich zu einem Ganzen zusammen, das trotz der völligen Abwesenheit von Songstrukturen ungeheuer schlüssig wirkt. 43 Minuten, in welchen man sich verlieren kann, ohne sich auch nur eine Sekunde atmosphärisch vor den Kopf gestoßen zu fühlen. Und an verschiedenen Stellen des Albums hat man sogar das sehr deutliche Gefühl, dass RED SPAROWES verschiedene Passagen aus dem legendären Floyd-Opus „Echoes“ aufgreifen.
„The Fear Is Excruciating…“ ist ein Aufblitzen lang vergangener musikalischer Inspiration, die sich durch meditativen, zumindest früher oftmals LSD-geschwängerten Charakter auszeichnet. Viel zu selten ist solche Musik heutzutage geworden, und viel zu wenig Akzeptanz findet sie in den meisten Hörerkreisen. Wer aber auf Pink Floyd steht, darf sich die neue RED SPAROWES-Scheibe ohne jegliche Bedenken zulegen, und alle anderen sollten diese Gelegenheit nutzen, sich mit Musik bekannt zu machen, die zu unrecht weitgehend vergessen wurde.
Wertung: 9.5 / 10