Review Rebellion – Sagas Of Iceland

  • Label: Massacre
  • Veröffentlicht: 2005
  • Spielart: Heavy Metal

Anscheinend haben die deutschen REBELLION ein Faible für Konzeptalben. Denn nach „Shakespeares MacBeath – A Tragedy In Steel“ präsentieren sie mit ihrem dritten Album „Sagas Of Iceland“ erneut ein Album mit Story. Dieses Mal geht es inhaltlich um die Geschichte der Wikinger, von der Erschaffung der Menschen durch Odin bis zum letzten wahren heidnischen Wikingerkönig Harald Hadrade.

Musikalisch beginnt „Sagas Of Iceland“ mit einem zweistimmigen Akustik-Intro, zu dem sich dezente Streichereinsätze und ein leicht marschierendes Drumming im Hintergrund gesellen. Dann geht es jedoch mit dem ersten richtigen Track „Yngliga Saga (To Odin We Call)“ direkt nach vorne los. Ein breites Riffing und die fette Doublebass sorgen für die typischen Rebellion-Elemente. Den Kontrast dazu bietet ein geflüsterter Sprechgesang, der erneut von einer Akustikgitarre untermalt wird. Im zweiten Teil der Strophe setzt dann wieder das Riffing ein. Diese wird dann durch eine erzählerische Bridge mit dem Mitgröl-Chorus verbunden. Die nachfolgenden Strophen verzichten dann auf den ruhigen Part und das Lied marschiert unweigerlich auf das gute Solo hinaus. Ein genialer Einstieg!

Mit dem nachfolgenden „The Sons Of The Dragon Slayer (Blood Eagle)“ steigern die Fünf das Tempo sogar noch einmal. Das schnelle Riffing und die Doublebass sorgen für ordentlich Power und Michael beschränkt sich endlich auf den Tonbereich, in dem seine Stimme wirklich gut ist: Im tiefen, fast schon rotzigen. Eine nette Kleinigkeit ist auch die Tatsache, dass die Bridge jedes Mal mit einem anderen Text ausgestattet ist. Weiter geht es mit „Ragnhilds Dream“, das über einen lockeren Groove und für Rebllion untypische hohe Gitarren verfügt. Hinzu kommt ein epischer Chorus, der von dem Wechsel zwischen Chören und Michaels Gesangslinien lebt und ein experimentelles Solo, in dem Björn die Technik des Verzerrers bis ans Maximum ausreizt.

Der erste richtige Höhepunkt auf dem Album ist dann der fünfte Track „Harald Harfager“, der von einem Akustik-Intro eingeleitet wird. Darauf folgt ein erzählerischer Part aus der Sicht des Titelhelden. Eine Frauenstimme leitet dann zu einem Manowar-artigen Part über, in dem Harald den Schwur leistet, sich nie wieder das Haar zu schneiden, bis er ganz Norwegen unterworfen hat. Entsprechend dieser blutigen Tatsache geht es dann auch direkt nach vorne los: Die Doublebass, das wahnwitzige Riffing und der rasante Gesang sorgen für die schnellste Nummer auf „Sagas Of Iceland“. Dazu kommt noch ein epischer Chorus, der hauptsächlich aus Chören besteht. Michael steuert nur einige Lead-Zeilen bei. Dieses wohl beste Stück, was Rebellion bis dato geschrieben haben, endet erneut mit einem erzählerischen Part, in dem eine tief verzerrte Stimme vom Ende Haralds berichtet.

Der nächste Track „Eric The Red“ ist dann schon eher wieder typisch Rebellion. Erdiges Riffing, schnelle Doublebass, eine epische Bridge und ein Mitgröl-Chorus. Ein einfacher Rocker, der jede Party auf Trab bringen dürfte. Das folgende „Freedom (The Saga Of Gang Hrolf)“ wird von einem aggressiven E-Riff eingeleitet, der im harschen Gegensatz zur gezupften Akustikgitarre steht. Dann setzen die restlichen Musiker ein: Fettes Riffing, treibende Drums und ein für Michael relativ hoher Gesang, der irgendwo zwischen Gefühl und Aggressivität pendelt, sind die restlichen Zugaben für diesen Track.

Das gezupfte Intro von „Treason“ zeigt an, dass sich nun die obligatorische Ballade ankündigt. Bereits in diesem Intro setzt der leidende Gesang ein, zu dem sich bald ein dezentes Drumming und gesampelte Streicher gesellen. Im Chorus geht dann allerdings mehr. Das Riffing, marschierende Drums und Chöre treten mehr in den Vordergrund und sorgen so für mehr Druck. Eine durchaus respektable Halbballade im Stil von Iced Earth. Daran schließt sich das epische „Sword In The Storm (The Saga Of Earl Hakon, Protector Of Norway)“ an. Ein wahrer Mid-Tempo-Brocken, der den erwähnten Earl Hakon preist und seine Taten musikalisch wie textlich in epische Höhen lobt.

Danach geht es wieder ab. „Blood Rains (The Saga Of King Trygvason)“ ist mit seiner Doublebass und dem erdigen Riffing eine typische Up-Tempo-Nummer, die in einem Mitgröhl-Chorus endet. Auch „Ruling The Waves“ ist im Prinzip nichts besonderes. Ein fettes Riffmonster, in dem Michael erneut mit seiner variablen Stimme glänzen kann.

Ungewöhnlich wird es dann noch einmal mit „Canute The Great (The King Of Danish Pride)“. Völlig untypischen für den klassischen Heavy Metal wird es von einem elektronischen Effekt ein- und von einer gezupften Gitarre und geheimnisvollem Gesang in das fließende Riffing übergeleitet. Dazu kommt ein epischer Chorus, so dass eine unheimliche Dynamik zwischen langsamen und schnellen Parts entsteht. So wundert man sich am Ende auch nicht mehr über das fast schon elegische Solo, denn man hat es hier mit einem der experimentellsten Stücke zu tun, die Rebellion in ihrem Back-Katalog aufzuweisen haben.

Am Ende von „Sagas Of Iceland“ steht dann noch das eingangs erwähnte „Harald Hadrade“. Erneut eine typische Metal-Nummer mit Chören im Chorus und einem verzerrten Solo. Für so eine Nummer typisch endet er und damit das Album auch mit einem zünftigen Schrei.

„Sagas Of Iceland“ ist das beste Album, das Rebellion bis jetzt abliefern konnten. Und das vor Allem, weil Michael endlich eingesehen zu haben scheint, dass es nichts nützt gezwungen in hohen Bereichen herum zu knödeln, wenn die Stärken seiner Stimme eindeutig im tiefen liegen. Ein durchaus solides Werk, das auch wegen der tollen handwerklichen Leistung der fünf Musiker glänzen kann. Sicherlich interessant ist auch die Tatsache, dass dem Werk ein mehr als 20seitiges Booklet beiliegt, in dem noch einmal die Geschichte der Wikinger, die auf dem Album musikalisch behandelt wird, kurz erklärt wird. Schön ist auch die Tatsache, dass Rebellion dabei auch ihre deutschen Fans gedacht und der deutschen Version diese Erklärung noch einmal auf Deutsch beigelegt haben. Auf der anderen Seite steht allerdings auch die Tatsache, das Rebellion auch auf diesem Album das Rad nicht neu erfunden haben. Einige Sachen kommen einem doch arg bekannt vor. Aber wegen der Steigerung des Niveaus und dem tollen Booklet wollen wir hier doch noch mal sieben Punkte geben.

Wertung: 7 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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