Review Rebellion – Born A Rebel

  • Label: Drakkar
  • Veröffentlicht: 2003
  • Spielart: Heavy Metal

Mit den Stilbezeichnungen ist das ja so eine Sache. Während die Texte von REBELLIONs Zweitwerk „Born A Rebel“ fast schon zum True Metal greifen lassen, hat ihre Musik doch eher was mit ihren Kollegen von Grave Digger zu tun, die ja der Urbegriff des Heavy Metal sind. Aber wen wundert das schon? Schließlich haben mit Uwe Lulis und Tomi Göttlich gleich zwei ehemalige Totengräber diese Band aus der Taufe gehoben.

Ihre Musik kann man allerdings keineswegs nur auf den typischen Grave Digger-Sound reduzieren. So überrascht gleich der erste Titel „Born A Rebel“ mit der Tatsache, dass der Bass hier sehr in den Vordergrund gestellt wurde. So gelang es den fünf Musikern einen eingängigen Groove zu errichten. Naja. Das haben schon viele vor ihnen versucht. Das birgt natürlich die Gefahr auf Dauer langweilig zu werden. Also haben Rebellion in dieses Stück noch einen langsameren Part eingebaut, der ohne die Bass -Wand aufkommt. So sorgen sie für zusätzliche Dynamik.
Dennoch lässt dieser Titel, genau wie das anschließende „Adrenalin“, keinen Zweifel daran, dass hier echter Metal gemacht wird. Und so bietet auch „Adrenalin“ fast schon eine Lehrstunde in Sachen Metal. Das Stück an sich betont vor allem den eingängigen Rythmus. Außerdem steht hier gegenüber „Born A Rebel“ mehr das Riffing im Vordergrund, das teilweise mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit glänzt. Auch Sänger Michael Seifert kann hier seine Klasse beweisen: Seine Gesangspart wechseln Harmonisch zwischen Tiefen, die fast schon Growls gleich kommen, und hohen Schreien.

Auch die daran anschließenden Titel „One For All“ und „Word Is War“ bestätigen den ersten Höreindruck vom klassischen Heavy Metal. Nur bieten sie leider auch nichts aufregendes Neues. Irgendwie hat man das Gefühl diese Strukturen irgendwo schon mal gehört zu haben.
Stärker hingegen ist der fünfte Titel „Dragons Fly“. Eingeleitet wird er von einem fetten Groove, zu dem sich sehr schnell erdige Riffings gesellen. Das Bemerkenswerte an diesem Wikinger-Lied ist allerdings, dass der Gesang eine sehr enge Beziehung zum Rhythmus eingeht und das Lied somit sehr leicht ins Ohr geht. Und auch „Queen Of Spades“ kann im gesanglichen Bereich mit einer kleinen Überraschung aufwarten. In der Bridge setzt Michael einen Stimmverzerrer ein und gibt dem Lied somit eine neue Note.

Danach schaltet das Quintett mit der Ballade „Iron Flames“ erst einmal einen Gang zurück. Die klassische Struktur von ruhiger Strophe mit Akustik-Gitarre und kraftvollerem Chorus, in dem auch leichtes Riffing zum Einsatz kommt, erscheint zunächst erst einmal nicht sonderlich spektakulär. Aufsehen erregend ist hingegen der Wechselgesang im Chorus. Hier scheint sich der ruhige Gesang geradezu mit aggressiven Shouts zu duellieren. Außerdem ist dies der einzige Track auf dem ganzen Album, auf dem ein Keyboard-Part zu hören ist, der flüssig in ein geniales Solo übergeht.
Der einzige Titel, den man eventuell als nicht gut gelungen hinstellen könnte, ist der achte Track „Through The Fire“. Zwar verfügt auch dieser über fette Riffs und sogar einen überraschenden Moment, wenn Uwe in seinem Solo das Effektgerät einschaltet. Doch da liegt schon das Problem. „Through The Fire“ ist der einzige Titel auf der Scheibe, bei dem das Solo wirkt, als würde es den Titel unnötig in die Länge ziehen. Und auch der Text ist nicht eben gelungen. In der Strophe wirkt das Ganze, als wäre da zu wenig Raum für zu viel Text.

Dafür wird der Hörer allerdings anschließend mit „Devil’s Child“, dem besten Stück des ganzen Albums entschädigt. Dabei handelt es sich um einen Mid-Tempo-Kracher, der vor allem den Rhythmus betont. Die simplen Riff-Strukturen lassen dabei dem Text sehr viel Raum. Und das ist auch gut so. Denn inhaltlich setzen sich Rebellion hier mit den Vorurteilen, vor Allem der Kirche, gegenüber Metallern auseinander. Demzufolge lädt auch der Refrain zum Mitsingen, also quasi zum Mitprotestieren ein. Außerdem zeichnet sich dieser Song durch einen Sprechpart aus, der wie ein Zitat eines der Vorurteilsbelasteten daher kommt. In dem daran anschließenden Gesangspart scheint Michael ihm direkt Antwort zu geben. Während dieser ganzen Szene sind die Instrumente sehr zurück genommen, um danach mit doppelter Kraft wieder loszuschlagen, was schließlich in einem der besten Soli endet, das Uwe je gespielt hat.
Mit diesem Über-Song können die letzten beiden Stücke „Meet your Demon“ und „Power Of Evil“ natürlich nicht mithalten. Dennoch zeigen auch sie alles, was einen guten Metal-Song ausmacht: fette Grooves, erdige Riffs und eine Struktur, die zum feiern einlädt.

Insgesamt zeigen Rebellion also auf diesem sehr eng gesteckten Gebiet des Heavy Metal durchaus auch den Mut zu Innovation. Allerdings fällt dieser für meinen Geschmack teilweise etwas zu gering aus. Einige Effekte und Strukturen sind doch schon sehr abgenutzt. Auf der anderen Seite allerdings haben die Fünf eine sehr gute Möglichkeit zur Lösung der leidigen Solo-Problematik gefunden: Zwar sind bis auf zwei Stücke („Word Is War“ und „Meet Your Demon“) alle Tracks mit einem oder sogar zwei Soli ausgestattet, doch sind diese teilweise von erfrischender Kürze und ufern nicht in eine bloße Selbstdarstellung der Gitarristen aus. Letztendlich hat auch die von Uwe Lulich und Tomi Göttlich selbst vorgenommene fette Produktion viel zu der ungeheuren Power, die diese Scheibe versprüht, beigetragen. Ob die zugegebenermaßen wenig einfallsreichen Texte jetzt gut oder schlecht sind, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Wertung: 7 / 10

Geschrieben am 5. April 2013 von Metal1.info

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