Review Razor Of Occam – Homage To Martyrs

  • Label: Metal Blade
  • Veröffentlicht: 2009
  • Spielart: Black Metal

Kaum ein Tag vergeht, an dem mir nicht irgend eine mehr oder minder bedeutungsschwangere Frage durch den Kopf schießt. Was ist der Sinn des Lebens? Warum ist die Banane krumm? Wann wurde die Kreissäge erfunden? (Fragt nicht, ich brauchte diese Info halt…) Als die neuste Promo aus dem Hause Metal Blade eintraf, beschäftigte mich aber ganz was anderes. Wer ist dieser Occam (Ockham zu Deutsch) und warum spielt sein Rasiermesser Black Metal? Legitime Frage, einfache Antwort: Ockhams Rasiermesser (RAZOR OF OCCAM zu Englisch) beschreibt das wissenschaftliche Sparsamkeitsprinzip, das – kurz und prägnant auf den Punkt gebracht – besagt, dass wenn mehrere Wege zum gleichen Ergebnis führen, man denjenigen bevorzugen sollte, der mit dem geringsten Aufwand verbunden ist. Ein Schelm, wer jetzt denkt, dass das Quartett aus dem australischen Adelaide (jetzt wohnhaft in London) das Ziel hatte reich und berühmt zu werden und aus diesem Grund, dem Sparsamkeitsprinzip folgend, entschied das Ganze mit rumpelndem Black Metal zu erreichen.

Denn ganz so simpel ist die Musik auf der ersten Langrille des Vierers, „Homage To Matyrs“, nicht. Heiserer Krächzgesang aus der Kehle von Deströyer 666-Bassmann Matt verbindet sich mit heftig dreschendem Doublebass-Gewitter, relativ versierten Highspeed-Riffs und auch dem einen oder anderen technisch nicht zu verachtenden Solo. Unterstützt wird das Klangbild dann noch mit einem ziemlich drückenden Bass, der aber nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass der Produktion das letzte Fünkchen zum vollständigen „reinknallen“ fehlt. Macht aber nichts, hämmern tut das Zeug so oder so.
Dummerweise aber auch nicht viel mehr. Ich höre die Scheibe jetzt zum zehnten, vielleicht sogar schon zwölften Mal oder noch öfter, aber am ersten Eindruck, den ich bezüglich der Musik hatte, hat sich nicht besonders viel geändert. Denn qualitativ kommt das Ding über ein solides „Okay“ einfach nicht wirklich hinaus. Dazu ist das Material der Aussies einfach zu nichtssagend. Hier wird kaum etwas geboten, was man so oder so ähnlich nicht schon irgendwoher kennt. Und noch viel schlimmer an der ganzen Sache: RAZOR OF OCCAM sind quasi permanent damit beschäftigt, sich selbst zu kopieren.

So gut wie jeder Song klingt gleich, die Soli sowieso, die Breakdowns, die Hooklines, alles aus der Klonmaschine. Von daher ist es angenehm, dass die CD nur eine gute halbe Stunde dauert, denn viel länger würde ich die ewig gleichen Kompositionen wohl nicht aushalten, aber eben auch in dieser halben Stunde wird die Luft arg dünn. Obwohl RAZOR OF OCCAM prügeln, als ob es kein Morgen mehr gäbe und das auch mit mangelnder Abwechslung eine feine Sache sein kann (ich liebe Marduks „Panzer Division“ nun mal), fehlt ihnen letzten Endes doch die Finesse in der Hinterhand und auch auf der technischen Seite muss man abstriche machen. Hier kommt die etwas zu drucklose Produktion wieder ins Spiel, obwohl die schon recht fett ist, ist sie doch eben nicht fett genug, um gegen andere Veröffentlichungen aus diesem Genre bestehen zu können. Und woran es dem Album empfindlich mangelt ist Groove. Massenzerstörung in auditiver Form ist nett, aber dabei ist Geschwindigkeit und Brutalität nicht alles, das ganze muss einen Rhythmus finden und den hat „Homage To Martyrs“ nur in den allerseltensten Fällen.

Bleibt also Summa Summarum ein Album übrig, das man wohl als Fan des Genres völlig schmerzfrei konsumieren kann. RAZOR OF OCCAM leisten sich keine groben Patzer, machen aber auch einfach nichts außergewöhnlich genug, als dass man dieses Ding hier irgendwie abfeiern könnte. Wenn an diesen beiden Kritikpunkten noch geschraubt wird, dann könnte das nächste Album eine feine Sache werden und ich kann mir auch vorstellen, dass die Jungs live ganz gut abgehen, aber „Homage To Martyrs“ rettet das nicht vor dem Urteil „Guter Durchschnitt“.

Wertung: 6 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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