Andere Länder, andere Sprachen, kennt man ja. Andere Sprachen, andere Alphabete. Kyrilisch zum Beispiel, eine gern genutzte Schiftform, wenn man aus der Ukraine kommt und das tun RAVENTALE, so viel hab ich verstanden. Viel mehr aber auch nicht, denn – wie schon Angedeutet – nicht nur der Albentitel, sondern auch die Trackliste (mit Ausnahme von „Sunset of the Age“, da ein Anathema-Cover) und der komplette Inhalt des Booklets sind in lustigen Zeichen verfasst, die ich mehr schlecht als recht entziffern konnte. Denkbar schlechte Voraussetzungen, wenn nicht mal ein Promozettel mitgeschickt wird, aber ich wäre ja kein investigativer Journalist, wenn mich das aufhalten würde… Ein wenig Recherche im Internet half mir dann auf die Sprünge, das 2008er Album der Jungs aus Kyyiv, das über BadMoodMan erschien, ist bereits ihr zweiter Streich, der erste klang Berichten zufolge relativ stark nach den Kollegen von Drudkh. Da ich weder das erste Album von RAVENTALE noch irgend was von Drudkh gehört habe, kann ich jetzt ganz unvorbelastet an „Long Passed Days“ heran gehen…
Sechs Tracks finden sich auf der knapp dreiviertelstündigen CD, da ist Überlänge wohl garantiert. Und tatsächlich läuft kein Song, außer der dritte Track „Up And Beyond The Horizon (Both Like Birds)“ kürzer als fünf Minuten. Doom Metal also? Jain. Grundsätzlich spielen RAVENTALE erst mal ziemlich schwarzmetallisches Zeug der etwas atmosphärischeren Sorte inklusive aller Trademarks: Double Bass, sägende Gitarren, sehr dünner Bass und ein recht sphärisches Keyboard, das sich aber weit im Hintergrund tummelt. Dazu extremer Krächzgesang, et voilà. Wie man damit aber jetzt auf Überlänge kommt, ohne zu langweilen? Ganz einfach, die Atmosphäre machts.
Das Zeug, das RAVENTALE hier abfeiern ist zwar weit davon ganz besonders melodisch zu sein, aber es hat einfach von Vorne bis Hinten einen extrem melancholischen Unterton inne, die Arrangements versprühen dieses Flair zwar nicht, aber allein die Melodieführung der größtenteils aus Powerchordgeschrammel bestehenden Riffs ist sehr episch angehaucht. Und dazu noch relativ monoton, allerdings ohne zu langweilen. Ja, man könnte es wohl eine sehr kompetente Melange aus Motiven von Black und Doom Metal nennen, bis zu älteren Anathema ist es (auch wegen dem Cover) nicht so dermaßen weit. Dazu eine relativ gelungene Produktion, nicht so dermaßen druckvoll aber doch ziemlich klar, vor allem die Gitarren kommen sehr fett rüber. Prinzipiell also alles nett, oder?
Wenn nur der Gesang nicht wäre. Ich frage mich echt, ob das so Absicht sein sollte, oder ob da beim Mastering irgend was schief gelaufen ist. Der stets krächzende Gesang aus der Kehle von Mastermind Astaroth geht so extrem im Soundbild unter, dass er eigentlich genau so gut gar nicht da sein könnte… Naja, auch nicht wirklich. Irgendwie ist er nämlich eine Art Fluch und Segen für die Musik zu gleich. Einerseits lockert er die sehr monotonen Riffs schon durch sein Quentchen Abwechslung auf (auch wenn es ein Ding der Unmöglichkeit ist auch nur ein einziges Wort zu verstehen, ich weiß ja nicht mal, welche Sprache für die Songtexte verwendet wird…), andererseits klingt das kratzend krächzenden Geröchel hin und wieder einfach nur nervig. Ich weiß gar nicht genau, was ich den Knaben für die Zukunft raten würde… Anderen Gesang? Gar keinen Gesang? Es vielleicht doch so lassen wie es ist? Denn eine gewisse Faszination kann ich der Musik auf „Long Passed Days“ nicht absprechen, sie ist sehr weit davon entfernt, perfekt zu sein, aber die gelungene Atmosphäre und die nette Melodieführung machen schon verdammt viel Laune. Freunde des doominge Black Metals sollten mal ein Ohr in RAVENTALE riskieren.
Wertung: 7.5 / 10